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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zusammengestellt, Falco!« Allerdings. Und das war auch nur gut so, wenn der Mann, der aufgrund dieser Zahlen Entscheidungen treffen sollte, unfähig war, ihre Bedeutung zu verstehen oder zu erkennen, ob sie manipuliert waren – und zu allem Überfluß auch keinen Sinn darin sah, sich überhaupt mit derlei zu befassen. Quadratus fuhr sich mit der Hand durch den hübschen Haarschopf und machte ein besorgtes Gesicht. »Ich habe nichts Unrechtes getan.«
    Ich lächelte. »Das behauptet auch jeder Verbrecher. Was das Leben für wirklich unschuldige Männer äußerst schwierig macht: all die guten Sprüche sind bereits verbraucht.«
    Quadratus runzelte die Stirn. »Und was heißt das in Bezug auf mich?«
    Ich setzte eine erstaunte Miene auf. Die Sache machte mir einen Heidenspaß. Es war Zeit, ihn unter Druck zu setzen: »Daß Sie sich vielleicht endlich mal an Ihre Arbeit machen, würde ich vorschlagen.« Wenn meine Vermutung zutraf, daß Laeta ausschließlich seine eigenen Interessen verfolgte, dann bestand keine Hoffnung, daß er die Quinctii verfolgte, nachdem er sich Anacrites’ Posten geschnappt hatte. Ich konnte diesem Jungen hier genausogut die Chance geben, sich im Amt in die Nesseln zu setzen. »Warum beweisen Sie dem Prokonsul nicht, daß er sich in Ihnen getäuscht hat? Sie sind nach Baetica gekommen, um als Quästor zu dienen. Wenn Sie Ihre Aufgaben tüchtig und gewissenhaft erfüllen, ist das der beste Beweis für Ihre Kompetenz. Sagen Sie ihm einfach, Sie hätten genug von der Jagd und wollten sich nun ins Zeug legen. Entweder nimmt er das hin, oder er muß Sie entlassen, und Sie können nach Rom zurückkehren und offiziell dagegen vorgehen.«
    Quadratus sah mich an, als hätte ich ihm gerade die Geheimnisse der Unsterblichkeit enthüllt. »Bei Jupiter, das werde ich! Sie haben recht, Falco!« Er strahlte. Die Verwandlung war ruckzuck geschehen. So sehr daran gewöhnt, daß sich seiner Familie nie ein Hindernis in den Weg legte, schlüpfte er flugs aus der Rolle des leidenden Angeklagten und barst jetzt vor selbstherrlicher Überzeugung, sich den Prokonsul auf diese Weise gefügig machen zu können. Die ihm bevorstehende Konfrontation dürfte interessanter werden, als Quadratus sich vorstellte. »Demzufolge sind Sie also nicht hinter mir her?«
    Ich lächelte. Sollte er das doch denken. »Als erstes, Quästor, werde ich Ihnen meine Kutsche zur Verfügung stellen, damit Sie auf das Gut Ihres Vaters zurückkehren können.«
    »Natürlich. Sie müssen meiner überdrüssig sein. Tut mir leid, daß ich eine solche Bürde für Sie war. Ich bin hervorragend gepflegt worden!«
    »Das war doch selbstverständlich«, meinte Helena lächelnd.
    »Aber ich kann keinesfalls Ihre Kutsche in Anspruch nehmen.«
    »Na, auf Tänzler können Sie jedenfalls nicht reiten.«
    »Dieser Dämon! Ich habe Optatus befohlen, ihn zu töten.«
    »Tänzler gehört nicht Optatus«, warf ich kalt ein. »Sein Besitzer ist Annaeus Maximus, und momentan befindet sich der Gaul in meiner Obhut. Er hat Sie abgeworfen. Das tun Pferde nun mal. Sie sind verletzt worden – das war Ihr Risiko, als Sie ihn bestiegen. Ich bin kein erfahrener Reiter, aber Tänzler hat mir nie Schwierigkeiten gemacht. Vielleicht haben Sie das Tier gereizt.«
    Rasch machte er einen Rückzieher und erwiderte ruhig: »Wie Sie meinen, Falco.« Dann wandte er sich an Claudia Rufina. »Wenn ich schon fahre, kann ich dich ohne weiteres mitnehmen und nach Hause bringen.«
    »Ausgeschlossen!« sagte ich rasch. Falls Rufius Constans etwas über das Kartell gewußt hatte, fragte sich höchstwahrscheinlich derjenige, der ihn zum Schweigen bringen wollte, ob er darüber mit Claudia gesprochen hatte. Wenn Claudias Annahme stimmte, daß ihr Bruder ermordet worden war, dann mußte sie geschützt werden – selbst vor Verdächtigen mit hieb- und stichfesten Alibis. Ich dachte nicht daran, Claudia mit dem Sohn des Mannes allein zu lassen, der das Kartell anführte. »Quadratus, Sie müssen wegen Ihres verletzten Rückens auf dem kürzesten Weg nach Hause fahren. Helena und ich werden Claudia in der Kutsche ihres Großvaters begleiten.«
    »Vielleicht wäre die für Tiberius aber bequemer«, schlug Claudia plötzlich vor. »Man kann den Sitz ausziehen, so daß er die ganze Zeit liegen könnte.«
    Ich stimmte zu. Helena und ich würden Claudia in unserer eigenen Kutsche heimbringen und dabei am Unfallort haltmachen – was ich dem charmanten Tiberius allerdings verschwieg.

LVI
    Wir

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