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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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intelligent?«
    »Natürlich.«
    Das sind sie alle, diese Goldjungs, die ihr Leben damit verbringen, andere zu zerstören.
     
    Wir schlenderten zur Pflanzschule, wo ich die kleinen Schößlinge inspizierte, jeder in einer Vertiefung, um Feuchtigkeit zu bewahren, und mit einem Windschutz aus einem alten Espartosack versehen. Optatus kümmerte sich selbst um die Bäumchen, obwohl er hier auf dem Gut natürlich über Arbeitskräfte und eigene Sklaven verfügte. Er benutzte die Gelegenheit, seine kostbaren kleinen Schützlinge mit Wasser aus einem Faß zu begießen, streichelte ihre Blätter und beugte sich besorgt über diejenigen, die schlaff aussahen. Ihn dabei zu beobachten ließ mich ein wenig von dem Ausmaß seines Schmerzes über den Verlust des Hofes ahnen, auf dem er aufgewachsen war. Das verbesserte meine Meinung über die Familie Quinctius nicht gerade.
    Man merkte ihm an, daß er mich loswerden wollte. Er hatte mich höflich herumgeführt, aber jetzt reichte es ihm. Sehr förmlich begleitete er mich zum Haus zurück, als wolle er sichergehen, mich aus dem Weg zu haben.
    Unterwegs schauten wir noch in einige Wirtschaftsgebäude hinein, darunter eines, in dem Oliven zum Eigenverbrauch in Amphoren aufbewahrt wurden, auf verschiedene Art konserviert, damit sie den Winter über hielten. Während ich mich mit Muße umschaute, nahm draußen das Schicksal seinen Lauf. Als wir dann den kleinen Garten vor dem Wohnhaus erreichten, versuchte Helena gerade, Nux einzufangen. Der Hund rannte begeistert auf uns zu und schien so etwas wie einen Stock im Maul zu tragen. Optatus und ich erkannten sofort, was es wirklich war. Ich fluchte. Optatus stieß einen lauten Schrei aus. Er schnappte sich einen Besen und wollte damit auf den Hund einschlagen. Helena quietschte auf und wich zurück. Mit einem unterdrückten Protestschrei gelang es mir, den Missetäter zu schnappen und am Nackenfell hochzuheben. Rasch brachten wir uns durch einen Sprung vor Optatus in Sicherheit. Ich versetzte Nux einen festen Klaps auf die Nase und entwand ihr die Trophäe, doch das dumme Tier verschlimmerte sein Verbrechen noch dadurch, daß es sich meinen Armen entwand, kläffend um mich herumsprang und wollte, daß ich ihm das Stöckchen warf. Keine Chance!
    Optatus war ganz bleich geworden. Sein dünner Körper wurde starr. Er konnte vor Wut kaum sprechen, quetschte aber die Worte hervor: »Falco! Ihr Hund hat die Schößlinge aus meiner Pflanzschule gerissen!«
    Daß ich auch immer solches Glück haben mußte!
     
    Helena fing Nux ein und trug sie fort, um ihr außer Sichtweite die Leviten zu lesen. Ich ging zurück zu der aufgewühlten Pflanzschule, Optatus folgte mir auf den Fersen. Nux hatte nur eines der Bäumchen ausgerissen und ein paar andere umgeworfen. »Es tut mir leid. Die Hündin jagt gern alles mögliche, vorzugsweise Großes. Zu Hause ist sie dafür berüchtigt, Winzer beim Ausliefern von Amphoren zu erschrecken. Sie ist es einfach nicht gewohnt, frei auf einem Bauernhof herumzulaufen …«
    Rasch glättete ich die Erde mit meinem Stiefel und fand, daß der Schaden schlimmer hätte sein können. Nux hatte zwar gebuddelt, doch die meisten Bäumchen verfehlt. Ohne zu fragen, fand ich die Stelle, an die der gerettete Schößling gehörte, und setzte ihn selbst wieder ein. Optatus stand wütend dabei. Ich erwartete halbwegs, daß er mir den Schößling entreißen würde, aber er rührte sich nicht und machte eine Miene, als hätte der Hund seinen Schatz verunreinigt.
    Ich pflückte die zerdrückten Blätter ab, überprüfte das Stämmchen auf Bißstellen, grub das Pflanzloch neu, fand den Stützstock und befestigte das kleine Bäumchen so, wie es mir mein Großvater und mein Großonkel beigebracht hatten, als ich noch ein kleiner Junge war. Falls es Optatus überraschte, daß ein römischer Stadtmensch wußte, wie man das macht, ließ er sich nichts anmerken. Sein Schweigen war so düster wie sein Gesichtsausdruck. Ohne weiter auf ihn zu achten, ging ich ruhig zu dem Wasserfaß und holte den Krug, den ich ihn vorher hatte benutzen sehen. Sorgfältig wässerte ich das Pflänzchen, bis es wieder so stand wie zuvor.
    »Es ist ein bißchen schlaff, aber ich denke, es schmollt nur.« Dann richtete ich noch den sackleinenen Windschutz, erhob mich und blickte Optatus direkt an. »Ich entschuldige mich für den Vorfall. Lassen Sie uns die Sache von der positiven Seite betrachten. Gestern abend waren wir noch Fremde, jetzt sind wir schon fast

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