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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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übereinander im Bilde: Sie halten mich für einen rücksichtslosen, mutwillig zerstörerischen Städter, und ich Sie für einen überempfindlichen, aufbrausenden Ausländer, der dazu noch brutal zu Hunden ist.« Sein Kinn reckte sich vor, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Jetzt können wir die ganze Abtasterei sein lassen. Ich werde Sie über den unerfreulichen politischen Hintergrund der Arbeit aufklären, wegen der man mich wirklich hergeschickt hat. Und Sie«, sagte ich in aller Deutlichkeit, »können mir eine wahrheitsgemäße Einschätzung über die Probleme hier vor Ort geben.«
    Er machte den Mund auf, wahrscheinlich um mir zu sagen, wo im Hades ich Wurzeln schlagen sollte. »Vielleicht hätte ich Sie«, fuhr ich freundlich fort, »als erstes warnen sollen, daß ich nach Corduba gekommen bin, um zwei Dinge zu untersuchen. Erstens einen Skandal auf dem Ölmarkt – und zweitens einen Mord.«

XXI
    Ich hatte es geschafft, Optatus sprachlos zu machen, was eine reife Leistung war. Wenn normalerweise schweigsame Menschen beschließen, vor Empörung loszusprudeln, sind sie meist nicht zu stoppen. Aber auf einem sonnenbeschienenen Hang inmitten der zeitlosen Würde von Olivenbäumen ist Mord ein machtvolles Wort.
    »Wovon reden Sie, Falco?«
    »Von einem, möglicherweise zwei Toten in Rom. Und es sieht so aus, als ob jemand aus Baetica die Fäden gezogen hat.« Der Abend des Festmahls im Palast schien mir sehr weit weg, doch der Anblick von Anacrites, wie er so bleich und still dagelegen hatte, stand mir deutlich vor Augen. Noch deutlicher der von Valentinus’ Leiche: der junge Mann, mir so ähnlich, im Dämmerlicht des Feuerwehrschuppens der Zweiten Kohorte.
    Mürrisch sagte Marius Optatus: »Davon weiß ich nichts.«
    »Nein? Kennen Sie dann vielleicht zwei Großgrundbesitzer namens Licinius Rufius und Annaeus Maximus? Als ich ihnen vorgestellt wurde, gaben sie sich als ehrbare Männer von gutem Leumund – aber sie befanden sich an jenem Abend in zweifelhafter Gesellschaft, und nach den Überfällen verhielten sie sich sehr seltsam. Und was ist mit einem scapharius namens Cyzacus? Nun gut, Flußschiffern kann man sowieso nicht trauen. Und ein navicularius namens Norbanus? Er ist Gallier, glaube ich, und dazu noch Vermittler von Schiffsfrachten, und solche Leute sind auch von vornherein suspekt. Als ich diesen Burschen begegnete, speisten sie zusammen mit jemandem, den Sie ganz ohne Zweifel kennen – einem gewissen römischen Senator namens Quinctius Attractus! In Rom wird er als großes Tier in Baetica angesehen, auch wenn Sie es hier in Baetica vielleicht vorziehen, Ihr eigenes Wild zu jagen. Für mich ist er jedenfalls eine äußerst verdächtige Figur.«
    »Attractus lädt schon seit einiger Zeit Gruppen von Leuten nach Rom ein«, bestätigte Optatus und blinzelte erstaunt über meine wütende Rede.
    »Glauben Sie , daß er nichts Gutes im Schilde führt?«
    »Nach meiner Erfahrung mit ihm als Pachtherr ist das ja wohl kein Wunder, aber ich bin voreingenommen, Falco.«
    »Dann frage ich Sie etwas anderes. Sie sind Junggeselle, so wie es aussieht. Aber Sie haben nicht etwa zufällig eine biegsame kleine Freundin in Hispalis, die gerade ganz plötzlich von einer Reise nach Rom zurückgekehrt ist?«
    Optatus sah mich mit verkniffenem Gesicht an. »Ich kenne niemanden aus Hispalis.«
    »Dieses Früchtchen würden Sie sofort wiedererkennen, wenn Sie es einmal gesehen hätten. Sie ist Tänzerin – und birst vor Talenten der einen oder anderen Art.«
    »Davon muß es Tausende geben, aber die meisten sind nach Rom gegangen …«
    »Und bekommen ihr Honorar von Attractus? Haben darüber hinaus die Angewohnheit, ihre Requisiten am Tatort eines blutiges Mordes zurückzulassen?«
    Das ging alles zu schnell für diesen Mann vom Land. »Wer sind Sie?« wollte Optatus in sichtbarer Verwirrung wissen. »Was bedeuten Ihnen diese Menschen aus Baetica? Welchen Schaden wollen Sie ihnen zufügen?«
    »Der Schaden ist bereits passiert«, gab ich zurück. »Ich habe die Leiche gesehen und auch den Sterbenden. Jetzt bin ich auf der Suche nach den Mördern, im Auftrag von Titus Cäsar – wenn Sie also ein ehrlicher Mann sind, Marius Optatus, werden Sie mir bei meiner Aufgabe helfen.«
    Die hochgewachsene bleiche Gestalt neben mir fand ihren Gleichmut wieder, ließ sich auf ein Knie nieder und klopfte den herausgerissenen Schößling fest. Es war nichts falsch an dem, wie ich ihn wieder eingepflanzt hatte, aber ich zeigte

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