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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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steckt.«
    »Leben sie deswegen so lange?«
    »Fünfhundert Jahre, sagt man.«
    »Eine langfristige Angelegenheit. Schwer für einen Pächter, neu anzufangen«, bemerkte ich und sah ihn mitfühlend an.
    Aber er reagierte nicht darauf. »Die neuen Schößlinge, die ich diesen Monat gepflanzt habe, werden erst in fünf Jahren Früchte tragen. Es dauert mindestens zwanzig Jahre, bis sie die besten Erträge bringen. Ja, der Olivenanbau ist eine langfristige Angelegenheit.«
    Ich hätte ihn gern über seinen vorherigen Pachtherrn Attractus ausgefragt, war mir aber nicht sicher, wie ich es ansprechen sollte. Gestern abend, gestärkt durch das Essen und ein paar Becher Wein, hatte er seine Gefühle offener gezeigt, aber heute morgen war er viel zugeknöpfter. Ich bin der erste, der die Privatsphäre eines Mannes respektiert – außer, ich muß aus ihm rausholen, was er weiß.
    Doch dann ersparte er mir die Mühe, das Gespräch zu eröffnen.
    »Sie wollen, daß ich Ihnen alles über die Quinctii erzähle!« verkündete er grimmig.
    »Ich dränge Sie nicht.«
    »Aber nein!« Er redete sich in Rage. »Sie wollen von mir hören, wie mich der Vater erniedrigt hat, wie ich gelitten habe und wie der Sohn sich daran geweidet hat!«
    »Ist es so abgelaufen?«
    Optatus atmete tief durch. »Natürlich nicht.«
    »Das hatte ich auch nicht gedacht«, bemerkte ich. »Wenn es da um eine eindeutig gesetzwidrige Angelegenheit gegangen wäre, hätten Sie es sich nicht gefallen lassen, und andere hätten sich auf Ihre Seite gestellt. Mit welchen Druckmitteln die Quinctii Sie auch immer zum Gehen veranlaßten, Sie müssen das Gefühl gehabt haben, daß sie zumindest theoretisch das Gesetz auf ihrer Seite hatten.«
    »Ich bin nicht der Mann, das Geschehene zu beurteilen«, sagte Marius Optatus. »Ich weiß nur, daß ich hilflos war. Es wurde alles sehr fein eingefädelt. Ich empfand und empfinde es immer noch als tiefe Ungerechtigkeit – aber ich kann ihnen kein direktes Vergehen nachweisen.«
    »Die Quinctii hatten definitiv entschieden, Sie loszuwerden?«
    »Sie wollten ihren Besitz vergrößern. Der leichteste und natürlich billigste Weg war, mich von dem Land zu vertreiben, das meine Familie seit mehreren Generationen bestellt hatte, und es selbst zu übernehmen. Das ersparte ihnen den Ankauf von weiterem Grund und Boden. Es ersparte ihnen das Roden und Pflanzen. Ich konnte mich nicht darüber beschweren. Ich war Pächter. Wenn ich ihnen den entsprechenden Anlaß gab, war es ihr Recht, den Vertrag zu beenden.«
    »Aber es war eine Brüskierung und die Vorgehensweise rücksichtslos?«
    »Der Vater hielt sich in Rom auf. Sein Sohn führte die Sache durch. Er weiß es nicht besser«, meinte Optatus schulterzuckend, fast ungläubig. »Der junge Quinctius Quadratus sah zu, wie ich mit meinem Bett, meinem Werkzeug und meinem Salzkasten abzog – er hat wirklich nicht begriffen, was er mir da angetan hatte.«
    »Sie nennen ihn jung«, sagte ich rauh. »Man hat ihm die Verantwortung für sämtliche Finanzangelegenheiten dieser Provinz übertragen. Er ist kein Kind.«
    »Er ist fünfundzwanzig«, erwiderte Optatus knapp.
    »Also hat er das Mindestalter.« Quadratus hatte die Quästur zum frühestmöglichen Zeitpunkt ergattert. »Wir haben es hier mit Kreisen zu tun, deren Goldjungs es sehr eilig haben, sich ihre Ehrungen einzuheimsen!«
    »Er ist ein aufsteigender Stern, Falco!«
    »Vielleicht besitzt jemand einen scharfen Pfeil mit genügend Reichweite, um ihn abzuschießen.«
    Mit solchen Träumen hielt Optatus sich nicht auf. »Wir waren immer schon Pächter«, wiederholte er, »aber das war unsere eigene Entscheidung, und es hat unserem Ansehen nicht geschadet. Ich war nicht mittellos, als ich den Hof verließ. Eigentlich«, fügte er, lebhafter werdend, hinzu, »hätte es viel schlimmer kommen können. Mein Großvater und mein Vater haben sich nie Illusionen über unsere Situation gemacht, und deshalb all unsere eigenen Besitztümer bis hin zur letzten hölzernen Heugabel auf einer Liste verzeichnet. Jedes Joch, jeder Mahlstein, jeder Pflug. Jeder Korb zum Käseabseihen. Das verschaffte mir einige Befriedigung.«
    »Hat Quadratus versucht, mit Ihnen über das zu feilschen, was Sie mitnehmen durften?«
    »Hätte er wohl gern. Ich wartete nur darauf, daß er es versuchte …«
    »Das wäre Diebstahl gewesen. Es hätte sein öffentliches Ansehen zerstört.«
    »Ja, Falco. Dazu war er zu gewitzt.«
    »Er ist also

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