Zwielicht
den Saal und blieb diesmal vor Nahaan von den Ära stehen. War Urun zeremoniell, fast prahlerisch, so war dieser Protoss-Stammesführer - ein besseres Wort fiel ihr nicht ein; sie wusste, dass die Protoss schon seit Langem nach Kasten und nicht nach Stämmen unterschieden, aber die Blutlinien und Herkünfte wurden offenkundig in Erinnerung behalten und geschätzt beinahe mönchisch. Mochte die Farbe seiner Nische auch Rot sein, war seine Kleidung dunkel, fast düster, und eine Kapuze verbarg seine Augen, bis er sie mit einer bestimmten Geste zurückschob, um Rosemary gedankenvoll zu mustern.
„Du und das Problem, das du vorbringst, habt mich nach Shakuras zurückgeführt", erklärte Nahaan ihr. Sie gewann den unleugbaren Eindruck, dass er Shakuras und alles, wofür es stand, nicht mochte. „Sei versichert, dass ich deiner misslichen Lage meine ganze Aufmerksamkeit widmen werde."
Die Worte waren nicht die Spur beruhigend. Sie hatte ja gewusst, dass man sie genau prüfen würde, doch dieser Nahaan schien ganz besonders am Ausgang der Audienz interessiert zu sein. Rosemary verneigte sich. Schweiß begann sich an ihrem Haaransatz und unter ihren Achseln zu sammeln. Sie wünschte, sie hätte das alles schon hinter sich.
Noch drei.
Zekrath schien der freundlichste unter den Führern zu sein, ein schlanker Protoss, dessen blaugraue Haut fahler schien als die der meisten anderen. Seine Kleidung, leuchtend gelb und orangefarben, wirkte vor dem weißen Hintergrund seines Alkovens noch strahlender, als sie es ohnehin schon war, und sie war einfach nur um seinen Körper geschlungen. Er machte einen besonnenen, ruhigen Eindruck, und Rosemarys Blick wurde angezogen von mehreren kleinen Kristallen, die um Zekraths Kopf kreisten und die Illusion einer Krone erschufen. Oder eines Heiligenscheins.
Noch mehr als die anderen sprach Zekrath von den Shelak weniger in Worten als in Empfindungen. Er strahlte Mitgefühl aus für das, was Rosemary durchgemacht hatte, und er sympathisierte mit ihren Beweggründen. Rosemary lächelte Zekrath an, weil sie glaubte, in ihm vielleicht einen Verbündeten gefunden zu haben. Sie verbeugte sich ein klein wenig tiefer als vor den anderen, dann wandte sie sich dem vorletzten Stammesführer zu.
Sein Name und seine Herkunft erschienen in ihrem Kopf, als sie sich ihm näherte. Er war Mohandar von den... nein, sie hatte „von den dunklen Templern" gedacht, wurde jetzt aber korrigiert nicht von den dunklen Templern, sie hatten einen neuen Namen angenommen, Nerazim, denn die ursprüngliche Gruppe, die von Aiur verbannt worden war, hatte einen neuen Stamm hervorgebracht.
Wenn Zekrath ganz leuchtende Farben und strahlendes Weiß gewesen war, so war dieses Wesen ganz Schatten und Dunkelheit. Seine Augen glühten im herrschenden Licht grün und waren nur durch einen Schleier hindurch zu sehen, der den größten Teil seines Gesichts verhüllte, und seine Züge waren unregelmäßiger und scharf geschnitten. Stirn und Wangenknochen wiesen Auswüchse auf, die ihn im Vergleich zu den anderen Protoss, die sie kannte, fast echsenartig wirken ließen. Während sowohl Zekrath als auch Mohandar offensichtlich alt waren, zeigten sie es auf ganz unterschiedliche Weise. Zekrath hatte dieses zeitlose Aussehen, das Rosemary von manchen älteren Menschen her kannte eine innere Kraft, ein Strahlen, das jedes äußere Anzeichen von Alter Lügen strafte. Sie hatte keine Ahnung, wie alt Mohandar war, aber er trug jedes Jahr in Gesicht und Haltung zur Schau. Selbst seine Kleidung kam ihr alt vor sie war merkwürdig zerlumpt und zerrissen und schlang sich auf eine Weise um seine dürre Gestalt, die sie an Mumien von der alten Erde erinnerte. Doch war Mohandar ganz gewiss nicht altersschwach.
Die Stammesfarbe, die die Nerazim gewählt hatten, war ein sattes Grün, was ihr zunächst merkwürdig vorkam, dann aber ganz passend schien. Sie spürte, wie ihre Gedanken sondiert und untersucht wurden, und dann zog sich Mohandar ohne jeden Kommentar zurück.
Das verunsicherte sie.
„Rosemary Dahl." Die geistige Stimme war jung und mochte einmal enthusiastisch gewesen sein, aber nun schien sie gemäßigt.
Sie wandte sich Artanis zu, dem Führer der Akilae und nun Hierarch aller Protoss. Er war in eine Rüstung gekleidet, die fast identisch war mit der, die Selendis trug, und er machte auf Rosemary den Eindruck des Inbegriffs aller Protoss. Sein Alkoven war mit Gold und Blau ausgekleidet, und sein Podium war etwas höher als die
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