Zwielicht
Mondes hatte man nur entdeckt, aber nie erkundet.
Ehlna, „Hafen", hatten sie den Mond genannt und viele lange Jahre damit zugebracht, eine Siedlung zu bauen und natürlich das Alys'aril einzurichten. Erst weit im zweiten Jahrhundert der Besiedlung waren Stimmen laut geworden, sich über diesen Ort hinaus auszubreiten, nach weiteren Informationen und neuen bewohnbaren Welten zu suchen.
Doch Ehlna geriet nicht in Vergessenheit, während die dunklen Templer aus- und umherzogen und den Kosmos erkundeten, ihn erforschten. Das Warp-Gate, das diese Welt der erste Ort, auf den die dunklen Templer je ihren Fuß gesetzt hatten mit anderen Planeten verband, auf denen die vertriebenen Protoss gelandet waren, erwachte gelegentlich immer noch summend und strahlend zum Leben, wenn Pilger hindurchtraten, um ihre Erinnerungen und Entdeckungen dem Ganzen hinzuzufügen. Sie wurden gastfreundlich begrüßt, und im Beisein eines Alysaars wurden ihre Erinnerungen in einen Kristall geleitet.
Der junge Mann nickte, errichtete ein leuchtendes Kraftfeld aus geistiger Energie, um sein unvollendetes Werk zu schützen, und begleitete seinen Mentor nach draußen.
In der Dämmerung war Ehlna ein reizvolles Fleckchen. Der Staub, der sich bei Tag auf Haut und Kleidung absetzte, zerstreute auch das blaue und grüne Licht der Sonne, und die Sonnenuntergänge waren spektakulär. Die einhundertunddreizehn Protoss, die geschworen hatten, ihr Leben auf Ehlna zu verbringen und sich um das Alys'aril zu kümmern, standen da und hoben ihre Gesichter zum Himmel, der erst gelb war, sich dann orange und purpurn färbte und schließlich langsam grau wurde. Der junge Mann, der nur eine kurze Kutte trug, die den größten Teil seiner Haut den lebensspendenden Strahlen aussetzte, nahm die Nährstoffe der untergehenden Sonne auf. Er spürte, wie er kräftiger wurde, während die Sterne, einer nach dem anderen, zum Vorschein kamen. In seinen Augen wirkten sie wie kleine Kristallkugeln, obgleich er natürlich wusste, dass jeder einzelne selbst eine Sonne oder eine Welt war. Er fragte sich, was da draußen sein mochte, auf diesen anderen Welten. Er war froh, sich zum Bleiben entschieden zu haben, denn es verlangte ihn viel mehr nach Wissen, nach Überlieferungen als nach Abenteuern. Aber er wurde es müde, immerzu nur Erinnerungen von einem Khaydarin-Kristall in den anderen zu transferieren. Die Protoss, die sie verbannt hatten, verfügten über Hüter. Die dunklen Templer, die sich zur Macht und Kraft des Einzelnen bekannten und es verabscheuten, den eigenen Willen der kollektiven Hingabe an die Khala unterzuordnen, hatten keine. So hatten sie eine andere Möglichkeit finden müssen, um Erinnerungen zu bewahren, eine technische Möglichkeit. Als er jünger gewesen war und noch nicht so vieles infrage gestellt hatte, vertraute er darauf, dass die Entscheidung, künstliche Hüter zu erschaffen, klug gewesen war. Heute war er sich dessen nicht mehr so sicher. Es schien ihm... vergeudet. Manche Erinnerungen etwa daran, wie man eine Waffe baute oder ein Schiff oder eine neue Fähigkeit erwarb, oder die an eine große Schlacht oder Entdeckung waren für künftige Generationen zweifellos sehr nützlich. Aber die Erinnerung eines alten Protoss an eine amüsante Geschichte? Oder an einen Sonnenuntergang wie diesen? Derlei Erinnerungen mochten für den Einzelnen wichtig sein, ja, aber doch nicht für diejenigen, die persönlich nichts damit verbanden. Die Hüter der Weisheit erfreuten sich an solchen Dingen, betrachteten sie beinahe mit Ehrfurcht. Doch der junge Mann hatte Mühe, seine wachsende Verärgerung über derart unbedeutende Erinnerungen zu verhehlen.
Die Wand des Wissens, ja... die zu erkunden, danach sehnte er sich. Einer der Gründe, warum er sich entschieden hatte, hierzubleiben und sein Leben als Hüter der Weisheit zu verbringen, war der gewesen, seinem Volk helfen zu wollen.
Zorn entflammte in ihm, wenn er sich die Geschichten darüber ins Gedächtnis rief, wie den dunklen Templern von ihren angeblichen „Brüdern" so übel mitgespielt wurde, eines Verbrechens wegen, das einzig darin bestanden hatte, ihr allerinnerstes Selbst nicht mit allen anderen Protoss teilen zu wollen. Er wollte, dass die dunklen Templer ihre Vertreiber übertrafen, stärker wurden, klüger und besser als die Protoss, die in blasierter Selbstzufriedenheit auf Aiur geblieben waren. Und in diesen Kristallen steckte bestimmt auch Wissen, das den dunklen Templern helfen konnte, dieses
Weitere Kostenlose Bücher