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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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das Kerrigan meinem Volk zufügte, ist nicht zu unterschätzen. Vergiss auch nicht, dass die Protoss mit deiner Kultur nicht vertraut sind. In ihren Augen mag es sehr wohl sein, dass alle Frauen deiner Rasse nicht vertrauenswürdig und nur die Männer zu verdienstvollen Taten und Mitgefühl imstande sind." „Das stimmt aber nicht. Wir sind alle verschieden." „Deine Vergangenheit gibt nicht unbedingt Anlass, das zu glauben."
    Rosemary seufzte. „Ich weiß. Aber das kann ich nicht ändern. Ich kann und werde nicht so tun, als sei sie nicht geschehen."
    Selendis musterte sie, und abermals hatte Rosemary das Gefühl, als würden ihre Maße genommen.
    Die Protoss sprach weiter. „Wie gesagt, sie werden all deine Gedanken lesen. Das ist das eine, worauf du dich gefasst machen musst. Und zum anderen werden sie ihr Möglichstes tun, um dich zu verwirren, dich aus dem Gleichgewicht zu bringen. Lass dich nicht einschüchtern, wenn doch, dann werde in Tassadars Namen nicht feindselig. Sei aber auch nicht zu unterwürfig. Wenn du dir ihren Respekt verdienst, werden sie deinem Anliegen eher Glauben schenken."
    „Na toll. Diplomatie. Darin bin ich nicht gut."
    „Auch das werden sie wissen. Es wird die einen geben, die bereit sind, dich zu akzeptieren, und die anderen, die sich gegen dich stellen wollen. Wir sind... noch nicht ganz das geeinte Volk, von dem Adun und Tassadar hofften, wir könnten es werden." Selendis' Gedanken waren von einem ganz leisen Schmerz und Bedauern durchwoben, doch dieser Anflug verging rasch wieder. „Aber selbst die dunklen Templer haben Respekt vor Bewahrern. Dein Vorteil besteht darin, dass alles, was du sagst, verifizierbar ist. Gehe auf sie zu, verprelle sie nicht, und ich hoffe auf das Beste."
    Auf sie zugehen, aber nicht verprellen... Rosemary verzog das Gesicht. Das war viel, viel leichter gesagt oder in diesem Fall gedacht als getan. Sie sank zurück in den übergroßen Sitz, das Gesicht immer noch zum Fenster gewandt, jetzt allerdings ohne wahrzunehmen, was unter ihr dahinzog.
    Sie hatte vor dem Thronerben des terranischen Dominions gestanden und sich behauptet. Sie hatte einen Mann, den sie liebte, kaltblütig getötet oder jedenfalls hatte sie geglaubt, ihn getötet zu haben. Sie hatte Granaten auf Zerg geworfen, ein Schiff durch einen Angriff geflogen und viele, viele Dinge getan, die Nerven aus Paristahl erforderten. Warum also verkrampfte sich ihr angesichts dieser bevorstehenden Audienz der Magen?
    Sie wusste es. Bisher hatte immer nur ihr eigenes Wohl auf dem Spiel gestanden. Ihr Leben, ihr Glück, ihre Gefühle. Aber diesmal hing mehr viel mehr davon ab, ob und wie stark sie diese ach so ehrwürdige Hierarchie beeindruckte. Dieses Mal lastete vielleicht das ganze Universum auf ihren Schultern.
    Und mehr noch als das Jakes Leben hing von ihr ab.
    „Gegen Zerg zu kämpfen, war einfacher", brummte sie.

    KAPITEL 13

    Rosemary ging im Vorraum der wie Selendis den Bau genannt hatte Zitadelle der dunklen Templer auf und ab. Fasziniert hatte sie verfolgt, wie das Schiff zur Landung gebracht worden war, denn man hatte die ganze Zitadelle auf einer riesigen schwebenden Scheibe errichtet. Danach hatte man sie in diesen Raum abgeschoben und ihr gesagt, sie solle warten.
    Und warten.
    Vartanil beobachtete sie in mitfühlendem Schweigen. „Protoss-Protokolle dauern ja länger, als ein Gletscher zum Schmelzen braucht", murmelte sie.
    „Ich muss dir beipflichten, Rosemary", sagte Vartanil. „Ich habe die vergangenen vier Jahre auf Aiur verbracht, wo manchmal der Bruchteil einer Sekunde über Leben und Tod entschied. Dort gab es keine Gelegenheit zum Zögern oder zu langsamen Entscheidungen. Nicht einmal unter den Tal'darim, wo wir etwas sicherer waren als unsere Brüder und Schwestern an der Oberfläche." Dann fügte er noch hinzu: „Wobei sicherer natürlich ein relativer Begriff ist. Wir brauchten nicht die Zerg zu fürchten, nur unsere eigenen Xava'tor."
    Rosemary nickte geistesabwesend. Sie fragte sich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, in ihrer abgenutzten fleckigen Leder-Montur anstatt in eleganter Protoss-Kleidung hierherzukommen. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst, und die Bewegung ließ ihr seidiges, glänzend schwarzes Haar fliegen. Es war untypisch für sie, ihre eigene Entscheidung anzuzweifeln. Diese ganze Situation hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Es war an der Zeit, sich zusammenzureißen. Es stand zu viel auf dem Spiel, als dass sie es sich

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