Zwielicht
Unkontrollierbarkeit war der Preis, den wir für den Schaden, den unsere Feinde angerichtet hatten, zahlen mussten. Aber gewöhnliche dunkle Archonten existieren nicht lange. Sie werden nicht zu dem, was dieser Ulrezaj geworden ist. Es erfüllt mich mit Entsetzen zu hören, dass er noch mächtiger geworden ist. Welch dunkles Wissen hat er erlangt und woher, dass er fortbestehen kann und nicht von der Macht, die ihn hervorbrachte, zerrissen wird?"
Wie von selbst wandte Rosemary sich nach Mohandar um, und noch in der Bewegung wusste sie, dass auch andere es taten. Das alte Wesen, das bei dieser Versammlung die dunklen Templer repräsentierte, schien von den forschenden Blicken völlig ungerührt. Im Hinterkopf vieler der hier Anwesenden nistete immer noch die Angst vor den dunklen Templern, den alten, sturen Schattenjägern.
Artanis schüttelte den Kopf. „Nein, Vartanil. Mach dir keine Vorwürfe. Als du begriffen hast, was er war, hattest du die Kraft, ihm zu entsagen, und nur das zählt."
Vartanil nickte langsam. „Rosemary war die Erste, die sich aus dem Bann des Sonnentropfens befreien konnte. Sie hat sich in meinen Augen bewährt, und Jacob Ramsey sollte in der Geschichte der Protoss einen Platz als einer der größten Verbündeten erhalten, die wir je hatten."
Rosemarys Augen weiteten sich ein wenig, als sie diese Worte vernahm.
Artanis' Unentschlossenheit war geradezu greifbar. Einerseits war eine Bewahrerin ein seltenes Gut. Andererseits war sie nur ein Wesen, und ihr Schicksal war mit dem furchtbar gefährlichen dunklen Archonten verknüpft. Nach ihr zu suchen, konnte unschuldige Protoss das Leben kosten. War es das wert?
„Zamara glaubte es. Sie war bereit, entsetzlich viele sterben zu lassen für dieses Geheimnis, das sie birgt. Einige von denen, die sterben mussten, waren Freunde von mir."
Und einige waren Freunde von Jake... und er liebte seine Freunde. Meine waren Geschäftspartner.
„Und", fuhr sie fort, „wenn Eure Bewahrer in der Regel nicht in einem Maß, das an Wahnsinn grenzt, selbstsüchtig und egoistisch sind was ich nicht glaube -, dann sage ich: Ja, ich glaube, dass es das Risiko wert wäre."
„Wie kannst du es wagen, uns solche Vorschriften machen zu wollen?" Urans geistige Stimme knallte wie eine Peitsche, und Rosemary fuhr unter dem Schmerz in ihrem Kopf zusammen. „In deiner Position hast du nichts zu fordern!"
„Friede, Uran", sagte Artanis und hob eine Hand. „Die Terranerin verleiht nur ihrer Meinung Ausdruck."
„Die vor diesem Rat kein Gewicht haben sollte", meinte Nahaan. „Es gibt bereits zu viele Meinungen. Wir sind wie Tiere, die versuchen, einen Karren in verschiedene Richtungen zu ziehen. Das führt zu nichts!"
Ein anderer hatte eine scharfe Entgegnung parat, auf die wiederum Nahaan reagierte, und Rosemary sackte etwas in sich zusammen. In einer Hinsicht hatte Nahaan ja recht. Wenn sie so stritten, brachte sie das nicht weiter.
„Rosemary Dahl, es tut mir so leid", sprach Vartanil in ihre Gedanken. „Wir sind ein Volk, das so sehr nach Einigkeit strebt, und doch scheint sie sich uns immerfort zu entziehen."
Sie werden mich wohl in meine gemütliche Zelle zurückschicken, bis sie noch ein bisschen gestritten haben, dachte Rosemary. Sie versuchte ihre Gedanken ausschließlich an Vartanil zu richten, hatte allerdings keine Ahnung, ob ihr das wirklich gelang. „Bis dahin könnten Zamara und Jake tot sein."
„Hierarch! Darf ich das Wort an den Rat richten?"
Rosemarys Kopf fuhr überrascht hoch. Diese klare, kräftige Stimme gehörte Selendis. Die schlanke, aber dennoch machtvolle Protoss trat vor und kam anmutigen Schrittes auf die Menschenfrau zu. Rosemary war nicht die Einzige, die erschrocken war offenbar hatte auch niemand sonst damit gerechnet, dass Selendis das Wort ergreifen würde.
„Natürlich, Selendis", antwortete Artanis. Rosemary nahm kurz wahr, dass andere der Anwesenden nicht ganz so willens waren, Exekutor Selendis Gelegenheit zu geben, ihre Gedanken kundzutun.
„Ich war die Erste in einem offiziellen Amt, die über die Ankunft der Menschenfrau und der anderen Flüchtlinge von unserer Heimatwelt unterrichtet wurde", begann Selendis. „Ich habe nie versucht, meine Gefühle zu verbergen. Im Gegenteil, ich bin stolz darauf. Niemand der hier Versammelten kann meine Hingabe an mein Volk infrage stellen, ebenso wenig wie mein Verlangen, für die Protoss zu kämpfen und sie zu beschützen."
Ihr Blick schweifte durch den Saal, fast so, als
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