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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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vorn.
    »Ruhig«, sagte Adam und stützte ihn. Nasse, warme Flüssigkeit sickerte durch sein Hemd, Custo blutete stark. Adam schleppte ihn zum Bett. Er konnte ihn nirgendwo anders hinbringen. Er konnte niemanden mehr holen, um ihn zu retten.
    Wieder einmal war er zu spät gekommen.
    Adams Arme zitterten, als er seinen Freund hinlegte. Er konnte Custo beim Sterben noch nicht einmal die Hand halten, denn seine Finger waren gebrochen und grausam verdreht. Stattdessen fasste er Custos Handgelenk und wartete, dass die Herztöne schwächer wurden.
    Ein Schlag.
    Custo, der arme Junge ohne Familie, der neu an die Schule für Jungen gekommen war, zersaust und angriffslustig.
    Ein zweiter Schlag.
    Als Custo Jacob zum ersten Mal begegnet war, hatte er keine Angst gezeigt. Er hatte Seite an Seite mit ihm gearbeitet, um das Monster unter Kontrolle zu bringen. Er half in Segue, anstatt sein eigenes Leben zu leben. Custo hätte sein eigenes Leben haben müssen. Eine Frau. Eine Familie. Vor allem das, Custo hätte eine eigene Familie gründen sollen.
    Die Dunkelheit im Raum wurde dichter.
    Adam spürte keinen dritten Schlag unter seinen Fingern. Er schluchzte erstickt auf, als ihn eine warme vorübereilende Gestalt streifte – Custo! Adam wusste, dass er das nur in Talias Schatten spüren konnte.
    Es bildete sich eine Mulde. Wie von einem Wind getrieben, wirbelten dunkle Schatten umeinander.
    Adam erhob sich langsam und suchte mit den Augen in den Schattenbahnen nach einem Hinweis auf Custos Tod. Der Verlust hinterließ eine Leere in ihm, zerriss ihm das Herz und schnürte ihm die Luft ab, die er so dringend brauchte, um ›Auf Wiedersehen‹ zu sagen und ›Danke‹ und ›Es tut mir verdammt leid‹.
    Aber er sah nur Dunkelheit. Dunkelheit und den Schattenmann.
    Der Schattenmann stand gefangen in einem Strudel aus dichten, wirbelnden Schatten. Der Wind ließ nach und erstarb. Der Umhang legte sich in Falten um seinen Körper. Der Schattenmann schlug das Cape zur Seite, und Adam sah in der Tiefe etwas aufblitzen, eine funkelnde Verheißung.
    Ein Schimmer bewegte sich durch die Dunkelheit. Custo. Er war gegangen. Adam fühlte sich, als hätte man ihm einen Teil seines Körpers herausgerissen.
    Der Wind frischte auf und fing den Schattenmann wieder ein.
    Aber die Sense des Todes verfügte über eine große Reichweite. Der Schattenmann schwang die gebogene Klinge, zerteilte den Körper der Geisterfrau, die sich gerade wieder erholte, und riss sie aus der Welt. Die »Glühwürmchen«, die in ihr gefangen waren, entschwebten in die ewige Freiheit. Wenigstens wurden die Seelen, die sie verspeist hatte, im Jenseits erlöst.
    Als der Schattenmann erneut von der Dunkelheit verschlungen wurde, hob er seinen Blick und sah Adam aus blutrünstigen Augen an.
    Adam verstand. Spencer hatte recht. Die Antwort war ganz einfach. Niemand anders, den Adam liebte, musste das Kollektiv fürchten.
    Ja, Talia konnte den Tod durch ihren Schrei befreien. Aber das konnte jeder andere genauso. Die anderen mussten lediglich dafür sterben.
    Als Adam von Custos Leiche zurücktrat, fasste er einen Entschluss. Dies war kein Abschied. Nein. Er würde Custos Beispiel folgen. Wenn Custo sein Leben gegeben hatte, um dadurch das Leben seines Freundes zu schützen, um Spencer auszutricksen und einen Geist zu töten, konnte Adam das auch.
    Aber Adam würde sein Leben auf gar keinen Fall für seinen selbstsüchtigen Bruder Jacob opfern. Nein, wenn er um den Tod buhlte, dann nur für den Dämon persönlich.



17
    Talia beobachtete, wie die Soldaten in die Mitte des Raumes schlichen und sich durch die Dunkelheit vortasteten, während Spencer, dieser feige Verräter, es sich an der Wand neben dem Badezimmer bequem gemacht hatte und über sein Headset Anweisungen gab.
    Wo war Adam? Wieso brauchte er so lange? Noch eine Minute länger, und sie würde nach ihm sehen.
    Ein Soldat bewegte sich gefährlich nah auf das offene Fenster zu. Da seine Sinneswahrnehmung eingeschränkt war, bemerkte er noch nicht einmal, in welcher Gefahr er sich befand, als er mit seinen Stiefeln auf die Glasscherben trat.
    Talia zog ihre Schatten etwas von der Kante des zerbrochenen Fensters zurück. Sie wollte nicht schuld daran sein, dass der Mann in den Tod stürzte.
    Der Soldat trat aus den Schatten in den Sonnenschein. Die plötzlich auf ihn einstürmenden Reize und die Gefahr brachten ihn aus dem Gleichgewicht, und er fuchtelte mit den Armen. Aber er fing sich wieder, schob sich vorsichtig nach

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