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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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schwere Industrieluft legte. Er tat einen tiefen Atemzug und nahm alles in sich auf.
    Er war froh, den Krieg heute Nacht zu beenden. Genau wie der Tod symbolisierte die Nacht das Ende einer Sache und zugleich den Beginn von etwas Neuem. Die Nacht hüllte die Welt in Schatten, deshalb war sie Talias Zeit. Um ihr auf seinem Weg in den Tod nah zu sein, hielt er sich möglichst an die dunkelsten Ecken.
    Adam blieb in der Gasse und durchquerte die Waschküche eines Nachbargebäudes nördlich des Amaranth, um die vierzehnte Straße zu erreichen.
    Es war sinnlos, nach dem Schiff zu suchen, von dem Abigail als Styx gesprochen hatte. Adam traute seinen Quellen nicht länger. Sein Instinkt sagte ihm, dass er ein Treffen mit dem Todessammler beschleunigen konnte, wenn er seine persönlichen Kanäle nutzte.
    Während er weiterging, wählte er die Nummer seiner Eltern, die Nummer, die zu dem Bilderbuchhaus in den Hamptons gehörte, in dem der Albtraum seinen Anfang genommen hatte.
    Jacobs Angriff.
    Durch das Eingeben der Ziffern wurden erneut die Erinnerungen wachgerufen, die er so gut verdrängt hatte. Geräusche, Bilder und Gerüche schoben sich an die Oberfläche seines Bewusstseins: Jacobs unglaublich weit aufgerissener Schlund. Seine unmenschlichen Zähne. Dads umgekipptes Whiskeyglas, der torfige Geruch, der sich in seinem Arbeitszimmer ausbreitete. Jacobs mühelose Umklammerung und sein kranker Kuss. Und Moms durchdringender Schrei, den Adam noch heute hörte.
    In den sechs Jahren, die seither vergangen waren, hatte er sich nie vorgestellt, dass es so enden würde.
    Er hörte ein Klingeln am anderen Ende. Wenn es einen Gott gab, würde Jacob abheben.
    Und Jacob hob ab. »Thorne«, meldete er sich.
    Vor Wut trat Adam der kalte Schweiß auf die Haut. Wie konnte dieses Monster es wagen, immer noch den Familiennamen zu benutzen …
    Es spielte keine Rolle. Nicht mehr. Er beruhigte sich, indem er kontrolliert aus- und einatmete.
    »Hallo, Jacob«, sagte Adam. In gewisser Hinsicht war es tröstlich, dass er immer noch voraussagen konnte, was Jacob tat. Nach seiner Flucht aus Segue hatte Jacob eine Bleibe benötigt. Der Familiensitz bot ihm alles, was er brauchte, einschließlich der Befriedigung, Adam noch einmal mit dem schmerzlichen Untergang der Familie Thorne zu konfrontieren.
    Jacob schwieg einen Augenblick, dann: »Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir dich und deine … Schreckschraube finden.«
    Adam verkniff sich eine passende Antwort und hielt sich an seinen Plan. Er war im Geiste verschiedene Dialoge durchgegangen; dies schien ihm der beste Weg.
    »Nun, betrachte mich hiermit als gefunden«, erwiderte er. »Ich muss mit dem Dämon sprechen. Talia will ihm ein Geschäft vorschlagen, und ich agiere als ihr Mittelsmann.«
    Jacob gab ein Grunzen von sich. »Das kannst du genauso gut mir erzählen. Ich gebe es dann weiter.«
    »Das geht nicht. Ich muss mit ihm direkt sprechen. Persönlich. Das ist nicht übermittelbar.«
    »Komm schon«, entgegnete Jacob. »Seit Jahren bekämpfst du das Kollektiv. Du hast mich die ganze Zeit eingesperrt. Ich bezweifle, dass du jetzt kapitulierst.«
    Richtig. Für diesen Sinneswandel musste er ihm einen ungeheuerlichen Grund liefern.
    »Talia ist schwanger«, erklärte Adam. Er wünschte, es wäre wahr. Er könnte etwas von ihr und etwas von sich zurücklassen. Etwas Hoffnung für die Zukunft.
    »Wohl kaum«, erwiderte Jacob gedehnt. »Selbst wenn sie mit dir erbärmlichem, sterblichem Wesen gevögelt hat, wäre es viel zu früh, um das festzustellen.«
    »Talia ist zur Hälfte eine Fee«, erklärte Adam. »Die Regeln der Sterblichen treffen auf sie nicht zu. Sie sagt, sobald sie sich in den Schatten aufhält, spürt sie, dass ein Leben in ihr wächst. Nach dem Angriff auf mein Loft hat sie etwas geblutet, und das hat ihr Angst gemacht. Wir sind bereit, euch ein Geschäft vorzuschlagen. Die Einzelheiten würde ich dem Dämon gern selbst erklären.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Das musst du nicht. Stell einfach den Kontakt zu dem Dämon her und frag ihn, was er machen will. Meine Telefonnummer hast du ja.« Adam beendete das Gespräch. Keine weitere Diskussion. Kein Zurückweichen.
    An einer Reihe parkender Wagen vorbei eilte Adam die Straße hinunter. Er musste ein Fahrzeug ohne Alarmanlage finden, eines, das man leicht kurzschließen konnte.
    Er blieb abrupt neben einer rostigen Karre stehen, deren Fenster einen Spaltbreit geöffnet war, damit bei den sommerlichen Temperaturen Luft

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