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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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höfische Unterwelt.
    Der Klub befand sich in einem Betonloch unterhalb der Straße. Die niedrige Decke verstärkte den Eindruck, sich in einem Grab direkt unter der Erde zu befinden.
    Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, verstummte die versammelte Menge und teilte sich, wodurch ein breiter, amarantroter Läufer zum Vorschein kam, der vor dem dreidimensionalen Schwarz des Raumes leuchtete. Die Symbolik blieb Talia, die sich ihr halbes Leben lang mit Nahtoderfahrungen beschäftigt hatte, nicht verborgen: Die Farbe Amarant symbolisierte die Unsterblichkeit.
    Der Läufer endete an einem erhöhten Podest, der Bühne des Klubs, wo ein aufwendig geschnitzter orientalischer Thron aus dunklem Holz wartete. Auf der einen Seite saß Abigail in einem Rollstuhl. Ihr Körper schien noch eingefallener, und ihre Augen bestanden ganz aus trüben Schatten. Auf der anderen Seite stand Zoe mit gewichtiger Miene.
    Talias Magen krampfte sich zusammen. Wie angewurzelt blieb sie auf der Schwelle stehen.
    Oh, bitte, nein. Der Stuhl war für sie bestimmt.
    Adam schritt voran, sodass ihr nichts anderes übrig blieb als ihm zu folgen. Entweder das oder wieder aus der Tür zu verschwinden, aber da sie sich vorgenommen hatte, den verschwiegenen Mann nicht mehr aus den Augen zu lassen, zwang sie sich, den Gang hinunterzugehen.
    Die murmelnde Menge zu beiden Seiten war in ihre beste Trauerkleidung gewandet, wobei die Mode von neoviktorianisch bis zu modernem Vampirstil reichte. In ihren Korsagen aus Leder und Vinyl strahlten die Frauen eine starke Erotik aus, einige waren bauchfrei, andere trugen Netzstrümpfe oder verschlungene Tätowierungen mit gefährlichen Dornen, alle wunderschön und feierlich. Eine von ihnen hatte eine Art Punk-Tutu aus schwarzem Tüll an, andere waren in hautengen Lederhosen gekommen oder Miniröcken, die in eine Peepshow gepasst hätten. Die Männer trugen schwarze Hosen, Jeans oder Tarnkleidung. Einige waren in elegante lange Ledermäntel gehüllt, die über den schwarzen Boden schleiften, was aussah, als tauchten ihre Träger aus den Schatten auf. Ihre Haare waren schwarz oder schrill bunt gefärbt, bei manchen standen sie wild vom Kopf ab, andere hatten sie ganz glatt frisiert. Männer wie Frauen waren gleichermaßen geschminkt, einige weiblich, andere gruselig fatalistisch.
    Sobald Talia das Podium erreicht hatte und sich umdrehte, begann Zoe zu sprechen. »Seit geraumer Zeit sind wir uns einer wachsenden Bedrohung bewusst. Es ist ein Dämon in unsere Welt gelangt, der sich selbst als Todessammler bezeichnet. Das ist seine Aufgabe, er sammelt Tote. Dadurch produziert er menschliche Monster. Sie können nicht sterben und ernähren sich von Menschen, damit sie sich nicht in gefräßige Bestien verwandeln. Abigail hat ein Ende vorausgesehen. Nun ist es da.«
    Talia beobachtete, wie Zoes Blick kurz zu Adam zuckte. Was hatten sie vor?
    »Ich darf euch die Prinzessin der Todesboten vorstellen, die Tochter vom Meister des Todes, Talia O’Brien. Talia, möchtest du vielleicht etwas sagen?«
    Wa … ? Talia blickte erschrocken zu Zoe. Hier gab es offenbar keine Geheimnisse.
    Adam räusperte sich. »Talia erholt sich derzeit von einer Verletzung und darf nicht sprechen. Aber ich möchte euch für eure Gastfreundlichkeit danken. Für die Hilfe, die ihr uns heute gewährt habt. Was die Monster dort draußen angeht, die Geister, haben wir einen Plan und werden alles tun, damit sie sich nicht weiter ausbreiten.«
    Die Menge applaudierte.
    Talia beobachtete, wie Adam sich an Zoe wandte. »Können wir etwas Musik bekommen? Etwas Langsames. Ich würde gern mit Talia tanzen.«
    Zoe nickte, schien einen Augenblick nachzudenken, trat dann zur Seite und flüsterte jemandem hinter der Bühne etwas ins Ohr.
    Adam nahm Talias Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Ihr Atem ging schneller, als die Menge für sie Platz machte. Während Adam sie zur Mitte der Fläche führte, bildeten die anderen einen Kreis um sie.
    »Etwas Schatten bitte«, bat Adam so laut, dass jeder es hören konnte. »Versteck dich nicht mehr. Zeig ihnen, wie du strahlst.«
    Zusammen mit dem warmen Schimmer in seinen Augen brachten die Worte tatsächlich etwas in ihr zum Leuchten. Sie lud die Schatten ein, sich leicht über den Raum zu legen, während das tiefe Dröhnen einer Bassgitarre, die wie ein Herzschlag tönte, den Beginn des Musikstücks ankündigte.
    Adam legte die Arme um sie. Alles wurde gut. So perfekt, wie sie zusammenpassten, konnte es gar

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