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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Hauswand geschoben und sich schützend vor sie gestellt hatte. Das Monster hatte keine drei Schritte entfernt gestanden …
    Eine Schere zerschnitt ihr T-Shirt. Ihren BH zerteilten sie ebenfalls, was überflüssig war, denn schließlich befand sich der Verschluss an ihrem Rücken. Eine Hand schob den nassen Stoff wie ein Jackett von ihren Schultern.
    Ein weißes Laken blähte sich auf und wehte einen eiskalten Luftstoß um ihre Schultern, dann wickelten sie sie hinein. Der Mann hob sie hoch und setzte sie sanft auf einem harten Stuhl ab.
    »Trinken Sie«, sagte er.
    Sie gehorchte. Aber ihr Magen rebellierte gegen die saure Flüssigkeit.
    »Hast du ein Thermometer gefunden?«, fragte er über seine Schulter hinweg.
    »Nein. So etwas gehört nicht zum Inventar eines Erste-Hilfe-Kastens.«
    Wieder legte sich die Hand schwer auf ihre Stirn. »Ist das Flugzeug bereit zum Start?«
    »Ja. Das sollte es sein«, entgegnete der andere. »Der Arzt kommt in ein paar Minuten.«
    Flugzeug ? Der Strohhalm stieß gegen ihre Oberlippe.
    »Trinken Sie«, befahl der Mann erneut.
    Sie sog etwas Flüssigkeit in ihren Mund.
    »Was ist das?« Ihr Hals fühle sich rau an, ihre Stimme klang kratzig. Das Sprechen kostete sie große Anstrengung.
    Der Mann hockte sich zu ihren Füßen nieder. Seine Augen, graublau wie der Ozean, blickten entschlossen und selbstsicher unter dunklen Brauen hervor, die er konzentriert zusammengezogen hatte. Unter seinen kurzen dunklen Haaren zeigte sich auf der Stirn eine böse Schürfwunde, auf der sich Schorf gebildet hatte. Er war leicht gebräunt, und um seine Augen zeichneten sich kleine Fältchen ab, allerdings keine Lachfalten. Die gleichmäßigen Gesichtszüge waren attraktiv, aber seine ernste Miene wirkte angespannt vor Sorge, Angst und Anstrengung.
    »Es ist nur Wasser mit Zucker.« Seine tiefe Stimme klang jetzt wieder freundlich, warm und beruhigend.
    »Ein Sportgetränk mit Limonengeschmack«, ergänzte der andere.
    »Talia, ich bin Adam Thorne. Das ist mein Freund Custo Santovari. Wir haben lange nach Ihnen gesucht.«
    Eine Millionen Fragen waberten durch ihren wirren Kopf. Sie schmerzten beinahe so stark wie ihr Körper. Aber eine beschäftigte sie mehr als alle anderen und lohnte die Anstrengung, sie in Worte zu fassen.
    »Bin ich verrückt?«
    Er lächelte. »Nein. Die Welt ist verrückt geworden, aber Sie sind vollkommen normal. Sie waren sehr tapfer, wie Sie den Geistern so lange entkommen sind. Jetzt befinden Sie sich in Sicherheit. Ich werde nicht zulassen, dass Ihnen etwas geschieht.«
    Adam bückte sich und hob sie hoch. Er drückte ihren Körper an seine Brust, wobei ihr Arm etwas unangenehm zwischen ihnen eingeklemmt war. Er roch gut, sein Kinn verströmte einen schwachen Zitrusduft, überdeckt von den Strapazen eines langen Tages.
    Dort, wo er mit seiner nassen Kleidung ihre Hüfte berührte, breitete sich Feuchtigkeit aus.
    Es ging durch einen schmalen Korridor. Unter ihnen Betonboden. Über ihnen längliche Leuchtstoffröhren. Dann hinaus in die Nacht über ein Rollfeld zu einem kleinen Flugzeug, vor dem eine weiße Treppe ausgefahren war, als erwartete man den Präsidenten oder heimkehrende Urlauber.
    Ohne anzuhalten lief Adam mit kraftvollen Schritten die Stufen hinauf. Sie spürte, wie sein Herz unter ihrem Gewicht hämmerte. Er trug sie hinein, schob sich an einer breiten Wand vorbei und durch eine Tür hindurch, um sie auf einem bequemen Ledersessel abzusetzen.
    Ihr war heiß, Schweiß kribbelte auf ihrer Kopfhaut, und sie bekam nur schwer Luft. Eine Flugbegleiterin, die sie bis dahin nicht bemerkt hatte, stellte ein Getränk neben ihr ab. Die Kabine drehte und neigte sich gleichzeitig.
    Adam führte das Glas an ihre Lippen. »Ganz ruhig.«
    Kühle Flüssigkeit floss in ihren Mund, lief ihre Kehle hinunter und tropfte an ihrem Kinn herab. Die Farben in der Kabine verblassten, es wurde dämmerig. Erneut legten sich die Schatten über sie und nahmen sie in Besitz.
    »Wo bleibt der verdammte Arzt?«, schrie Adam.
    Sie streckte blind die Hand aus, um sich irgendwo festzuhalten, und versuchte verzweifelt zu verhindern, ohnmächtig zu werden. Sie stieß gegen Adam, der in dem tosenden Sturm aus Schatten für sie ein kräftiger Anker war. Ganz tief in den dichten dunklen Schleiern glühten rote Augen. Schwarzer Wind. Dort im Verborgenen lauerte der Teufel.
    t
    Adam beobachtete, wie Talias Körper von heftigem Zittern erschüttert wurde, ihre Iris verschwand hinter den sich weitenden

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