Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
Unerbittliche Hände stießen sie in eine Wanne mit kaltem Wasser, in dem unsichtbare eisige Messer aufragten. Sie wehrte sich, aber die Hände ließen nicht von ihr ab; die Messer bohrten sich nur noch tiefer in ihre Muskeln.
Sie erschauderte, heftige Zuckungen schüttelten ihren Körper, ihr Herz galoppierte wie ein wildes Pferd, und sie sank noch tiefer in das Wasser.
Über ihr tauchte ein Kopf auf, um den die Deckenlampe eine Art Heiligenschein bildete.
»Dr. O’Brien«, sagte eine tiefe Männerstimme. »Sie haben einen Hitzschlag. Wir versuchen, ihre Körpertemperatur zu senken.«
Hitzschlag? Das war eine Lüge. Sie fror.
Sie machte sich klein und kniff die Augen zusammen, wodurch sich das Pochen in ihrem Schädel verstärkte. In der Dunkelheit können sie dich nicht finden. Sie biss die Zähne zusammen, doch sie klapperten in ihrem Kopf weiter. Bitte, lass nicht zu, dass sie mich finden.
Ihr Körper wurde von Krämpfen gequält, in den Waden, im Kreuz. Ihre Kleidung klebte schwer auf ihrer Haut. Ein Geräusch hallte durch den Raum. Ein Schrei wuchs zu einem Kreischen an. Sie biss sich auf die Lippen – keine Schreie, kein dunkler Teufel – und klammerte sich an den Arm, der sie festhielt.
»Patty sagt, dass sie heftige Krämpfe bekommen wird und wir ihre Beine und Waden massieren sollen«, erklärte eine andere männliche Stimme.
»Dann komm her und halte sie, damit ich sie massieren kann«, erwiderte die erste.
Eine männliche Gestalt hockte sich neben sie.
Ihr Magen verkrampfte sich; sie würgte, spürte, wie sie abrupt nach oben gerissen wurde und übergab sich über den Wannenrand.
»Verdammt«, fluchte der zweite Mann.
Sie betteten sie zurück in das Wasser. Ein stahlharter Männerarm legte sich über ihre Brust, während jemand erbarmungslos ihre Wadenmuskeln knetete. Es tat weh. Schmerzte. Hände glitten ihre Schenkel hinauf.
Fremde Hände an ihrem Körper. Nein! Wieder trat sie um sich. Ein Schwung Wasser schwappte über sie hinweg.
»Beruhigen Sie sich, Dr. O’Brien. Sie kommen wieder in Ordnung. Sie müssen etwas trinken. Würden Sie das für mich tun?« Das war wieder die erste Stimme.
Etwas berührte ihre Lippen. Ein Strohhalm. Sie hatte das Gefühl, ihn mit ihrer dicken Zunge nicht beherrschen zu können. Ein Schwall sauersüße Flüssigkeit floss in ihren Mund und mischte sich mit der Säure des Erbrochenen. Sie würgte und hustete.
»So ist es gut. Noch ein bisschen mehr.«
Sie versuchte es, aber sie zitterte zu stark.
»Mehr«, befahl die Stimme nicht mehr ganz so freundlich.
Am liebsten hätte sie geweint, aber sie gehorchte und trank einen großen Schluck.
»Überprüfe ihre Temperatur«, sagte der andere Mann. »Wir müssen aufpassen, dass sie nicht zu schnell abkühlt. Das wäre nicht gut.«
Eine Hand legte sich auf ihre Stirn. Sie ruhte dort lange genug, damit sie deutlich die große Kraft ihres Besitzers spüren konnte. Die Hand verschwand wieder. »Fühlt sich immer noch heiß an, aber durch das Eiswasser sind meine Hände so kalt, dass ich mich vielleicht täusche. Hat Patty gesagt, wie lange wir sie in der Wanne lassen sollen?«
»Bis ihre Temperatur gesunken ist.«
Eine andere Hand legte sich auf ihren Kopf, zu leicht und zu kurz, als dass sie etwas spüren konnte. »Ich glaube, es ist besser.«
»Okay. Holen wir sie raus und ziehen ihr die Sachen aus. Wir brauchen etwas, in das wir sie einwickeln können. Nichts Schweres. Zieh das Laken vom Bett ab.«
Der erste Mann griff unter ihre Arme und zog sie aus dem Wasser, bis sie triefend vor der Wanne stand. In ihrer Kleidung. Seltsam . Er kniete vor ihr, öffnete den Knopf ihrer abgeschnittenen Jeans, zog sie herunter und verlagerte ihr Gewicht, sodass sie sie abstreifen konnte. Bei ihrem Slip zögerte er, streifte ihn dann aber auch hinunter.
Wie demütigend, aber sie zitterte zu sehr, um irgendetwas dagegen unternehmen zu können. Sie wandte den Blick von ihm ab und nahm ein kleines, spartanisch und praktisch eingerichtetes Schlafzimmer wahr. Es roch wie in einer Garage.
»Eine Schere«, rief der Mann, der sie auszog.
Plötzlich löste sich ein Schluchzer aus ihrer Brust. Sie kippte nach vorn und stützte sich mit den Händen auf den Schultern des Mannes ab.
Ein warmer Arm legte sich um ihre Taille, um sie zu stützen. Seine Hand lag heiß auf ihrer Haut, sie konnte seine Kraft und Entschlossenheit spüren. Bei der Berührung erinnerte sie sich daran, dass eben dieser Arm sie in der Dunkelheit gegen die
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