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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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nicht die Umgebung, sondern nur seine Wahrnehmung der Umgebung verändert. Sie hatte ebenso die Wahrnehmung des Geistes in der Gasse beeinflusst.
    Wie praktisch . Kein Wunder, dass die Geister so erpicht darauf waren, sie zu finden.
    Was auch immer vor sich ging, es geschah in ihrer unmittelbaren Umgebung. Das Flugzeug und der Kapitän waren nicht davon betroffen gewesen, der Start war ganz normal verlaufen.
    »Hast du dich auch zu Tode erschrocken?« Custo legte eine Hand in seinen Nacken.
    »Ich glaube, es ist alles okay«, erwiderte Adam. »Das hat irgendetwas mit Talia zu tun.«
    »Du machst Witze.« Custo ließ sich auf den gegenüberliegenden Sitz fallen.
    Adam dachte laut nach. »Die Dunkelheit. Die seltsamen Geräusche. Durch irgendetwas löst sie das aus. Ich habe angenommen, die Geister wären hinter ihr her, weil sie den Schattenmann in ihrer Arbeit erwähnt hat, aber vielleicht steckt viel mehr dahinter. Sie ist nicht normal.«
    »Ein Geist?« Custos Blick zuckte zu Talia, die auf dem Rücken lag.
    Adam musterte ihr weißes Gesicht, die tiefen Ringe unter ihren Augen.
    »Nein. Ihre Reaktion auf die extreme Hitze scheint ganz normal zu sein. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was sie ist. Vielleicht haben wir hier ein wirksames Mittel gegen die Geister gefunden.«
    Diese Aussicht löste in ihm zugleich Begeisterung und Zurückhaltung aus, als hätte er inmitten des Großstadtdschungels einen seltsamen Schmetterling entdeckt. Er senkte den Blick zum Boden. Er brauchte Zeit, um die Geschehnisse zu überdenken. Um all seine bisherigen Schlussfolgerungen zu vergessen und sich neuen Erkenntnissen zu öffnen.
    Er holte tief Luft. »Aber wir sollten keine voreiligen Schlüsse ziehen. Ich will alle zur Verfügung stehenden Informationen über sie. Wir befragen Freunde, Professoren und Nachbarn. Ich will ihre Geburtsurkunde, Arztberichte, Zeugnisse. Einfach alles.«
    »Wir haben schon einiges an Material von der Vermisstenanzeige. Ich bohre noch einmal tiefer nach«, erwiderte Custo. »Und Herrgott noch mal, lass dich bloß auch von dem Arzt untersuchen, wenn er mit Talia fertig ist. Du siehst fürchterlich aus.«
    t
    Grau. Die perfekte Farbe. Ein bisschen Dunkelheit, ein bisschen Licht. Hier fühlte Talia sich wohl.
    Der Wind flüsterte weiche S-Laute, die keinen Sinn ergaben. » … sie ist stabil. Soll süß schlummern … «
    t
    Talia öffnete die Augen. Sie lag in einem ihr unbekannten Doppelbett, über ihrer Brust eine Bettdecke, darauf ihre Arme. Die Wände um sie herum waren in einem schlichten hellen Gelbton gestrichen. Am Fußende stand ein leerer Tisch. Keine Fenster.
    Sie blickte hinunter auf die Umrisse ihres Körpers. Er wirkte fremd, ein länglicher, flacher Hügel unter einer leichten Decke. Über einen durchsichtigen Schlauch war sie mit einem Beutel voll Flüssigkeit verbunden, den sie aus den Augenwinkeln wahrnahm.
    Piep . Ihre Augen zuckten in Richtung des Geräusches. Piep . Über eine Art Bildschirm tanzte eine Linie mit Höhen und Tiefen. Piep.
    Ein Herzschlag. Das war wenigstens etwas.
    Sie bewegte ihre Beine, streckte die Zehen und zog ein Knie nach oben. Ihre Gelenke schmerzten, und ein Kribbeln sagte ihr, dass sie auf die Toilette musste.
    Sie bewegte ihre Hüften.
    Da war etwas zwischen ihren Beinen. Es brannte.
    Ihr Magen verkrampfte sich, und sie schob eine Hand unter die Decke, um dem nachzugehen.
    Kein Slip. Eine schmale Röhre. Oh Gott .
    »Hallo?«, rief sie. »Ist da jemand?«
    Sie hielt den Atem an und lauschte. Dann versuchte sie es noch einmal. »Hallo?«
    Abrupt ging die Tür auf, und eine Frau in einem Arztkittel trat mit einem strahlenden Lächeln herein. Sie war um die fünfzig, klein und etwas rundlich und hatte die braunen Haare zu einem praktischen Kurzhaarschnitt frisiert. »Ja, ebenfalls hallo, Talia. Ich bin Dr. Riggs. Patty Riggs.«
    Dr. Riggs lüftete die Decke am Fußende des Bettes und hielt einen Plastikbeutel in die Höhe, der zur Hälfte mit hellgelber Flüssigkeit gefüllt war. »Braves Mädchen.«
    Ihr Blick ruhte auf dem Herzüberwachungsmonitor, dann sah sie Talia in die Augen. »Hervorragend. Es geht Ihnen viel besser. Wie fühlen Sie sich?«
    »Ich? … Verwirrt?«
    Dr. Riggs strahlte noch mehr. »Sie hatten eine Hyperthermie. Einen Hitzschlag. Damit ist nicht zu spaßen. So etwas kann sehr gefährlich werden. Nierenversagen. Herzinfarkt. Als Sie bei mir ankamen, waren Sie in ziemlich schlechter Verfassung, aber jetzt machen Sie hervorragende Fortschritte.

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