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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Füße. Er umklammerte das Rohr. Holte erneut Schwung. Hämmerte das Metall krachend auf den Nasenrücken des Geistes und taumelte zurück, um Talia zu schützen.
    Das zertrümmerte Gesicht des Geistes blutete, die Augen waren tief in die Höhlen gesunken, die Pupillen verdreht. Bis zur Heilung der Wunden konnte er nichts sehen.
    Mach schon. Befahl Adam sich selbst. Er ließ sich auf alle viere nieder, umklammerte mit beiden Händen das Rohr und hockte sich schützend über Talia.
    Der Geist holte blind aus und traf die Mauer dort, wo Adam bis gerade gestanden hatte, Putz rieselte auf seinen Rücken herab.
    Adam umklammerte seine Waffe, holte mit dem ganzen Körper Schwung, fuhr herum und stieß dem Geist das Rohr in den Bauch. Das Metall bohrte sich tief in den Körper und blieb an den Rippen hängen. Es fühlte sich widerlich an.
    Das Monster kreischte erneut. Es erwischte Adam an Gürtel und Kragen und hievte ihn von Talia herunter. Das Polohemd riss unter Adams Gewicht und hinterließ dabei eine brennende Spur an seinem Hals. Der Gürtel hielt. Der Geist wirbelte ihn daran durch die Luft und schleuderte ihn quer durch die Gasse, bis er mit dem Kopf zuerst gegen die Wand krachte.
    Blinder Schmerz erschütterte Adams Nacken und schoss durch seinen Kiefer. Seine Ohren sausten, salziges Blut floss in seinen Mund. Aber der Haufen, auf dem er landete, war weich. Wieder lag er auf Talia.
    Adam stützte sich an der Mauer ab, trat mit einem Bein nach hinten aus und brachte den Geist aus dem Gleichgewicht.
    Zwei laute Schüsse hallten durch die Nacht.
    Custo. Endlich.
    Geister körperlich außer Gefecht setzen zu wollen, war absurd. Sie waren zu stark und erholten sich zu schnell, als dass man sie töten konnte. Das hatte Adam durch Jacob vor langer Zeit schmerzlich lernen müssen. Zumindest würden ihn die Kugeln aber einen Augenblick irritieren.
    Der Geist krachte rückwärts in zwei hohe Plastikmülltonnen. Er ruderte mit den Armen, riss einen Deckel herunter und schleuderte ihn gegen die Mauer, von der er abprallte.
    »Ich bringe sie zum Wagen«, rief Adam. Sein Kopf pochte. Zähe, warme Flüssigkeit tropfte in sein rechtes Auge.
    Custo antwortete, indem er dem Geist zwei weitere Kugeln in den Körper jagte. Das Monster zuckte noch.
    Adam hob Talia hoch auf seine Arme und bog um die Ecke des Gebäudes. Eine bunte Menschenmenge starrte in die Gasse. Mehr als einer der Schaulustigen hatte sein Telefon aufgeklappt. Um Hilfe zu rufen oder den Kampf auf Video festzuhalten?
    Adam konnte jetzt nicht darüber nachdenken, was geschah, wenn die Entdeckung des Geistes eine Panikwelle auslöste. Alles, was zählte, war Talia.
    Der Wagen stand hinter den Gaffern an der Straße. Mit der Schulter bahnte sich Adam einen Weg durch die Menge und humpelte auf das Fahrzeug zu. Er verlagerte Talias Gewicht auf eine Seite, um die Hintertür zu öffnen, dann legte er sie behutsam auf die Rückbank.
    »Halten Sie sich von der Gasse fern«, schrie Custo den Menschen zu. Er raste durch die Menge, während Adam hinten über Talia hinwegkletterte – vorsichtig jetzt – und die Tür zuschlug.
    Custo nahm auf dem Fahrersitz Platz, stieß den Schlüssel in das Zündschloss und raste von der Kreuzung.
    »Wie schlecht steht es um sie?«, fragte Custo.
    Mit dem Hemdsärmel wischte sich Adam das Blut von der Stirn. Die Wunde brannte, aber das war ihm egal. »Ich weiß es nicht. Der Geist hat sie nicht berührt, aber sie ist verbrannt. Sie hat mindestens einen Hitzschlag.«
    »Krankenhaus?«
    Adam tastete an Talias Hals nach ihrem Puls. Er betrachtete ihre blonden Haare, die jetzt in gräulich braunen Strähnen herunterhingen, und ihr schmales, verschmutztes Gesicht. Sie hatte ganz offensichtlich die Hölle durchgemacht und sich nicht den Gesetzeshütern anvertraut. Bestimmt gab es dafür Gründe. Diese Frau war ganz eindeutig vernünftig.
    Zwei Monate war sie verschwunden gewesen. Wahrscheinlich hatte man sie zwei Monate lang gejagt.
    Im Rückspiegel glitten die roten und blauen Lichter der Polizei über Custos Gesicht.
    Es war besser, sicherer, sie zurück nach Segue zu bringen. Ein Glücksspiel, klar, aber sie hatte schon so lange überlebt, sie musste nur noch ein bisschen durchhalten.
    »Zum Flughafen«, entschied Adam. »Wir werden sehen, was wir vor dem Start für sie tun können. Aber wir dürfen keine Zeit verschwenden. Dieser Geist ist sicher nicht der einzige.«



4
    Als Talia erwachte, wurde sie von gleißendem Licht geblendet.

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