Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
nicht, dass er oder irgendjemand anders meine Wohnung betritt.«
»Talia … «, widersprach er wenig überzeugt. Der Gedanke, dass Spencer sie berührte, dass er es sich in ihrer Wohnung bequem machte, nahm Adams Argumentation jegliche Kraft. Auch er wollte Spencer nicht dort haben.
Und die Sicherheit von Segue? Vielleicht verlangte dieser Fall nach einer Ausnahme. Etwas, das der Sicherheit von Talia zugute kam. »In Ordnung«, gab er nach. »Ich kann seinen Zugangscode zu Ihrem Büro und Ihrer Wohnung deaktivieren, aber meinen und Custos behalte ich. Keine Widerrede.«
Sie nickte. »Damit kann ich leben. Danke.«
Adam drehte sich zu seinem Computer um. Er rief das Sicherheitssystem auf, markierte Talias Eingang und gab seinen Freigabecode ein. »Wie soll Ihr neuer Code lauten?«
»Ähm. Aurora«, antwortete sie.
Das Wort passte zu ihr. Aurora borealis. Das magische Nordlicht. Wenn die Farben des Nordlichts ihr Gesicht umgaben, würde sie vollkommen aussehen. Am Ende der Welt, eine Fee auf seiner Türschwelle
»Danke«, sagte sie. Ihre Bitte war somit erledigt. Er hatte damit gerechnet, dass sie nun rasch den Rückzug antreten würde. Stattdessen kaute sie auf ihrer Unterlippe herum.
»Noch etwas?«
»Ja. Mh … alles okay? Bei der Besprechung wirkten Sie ziemlich aufgebracht.«
Auch mit Talia war während der Besprechung etwas vorgegangen. Sie hatte Mitleid mit ihm. Zumindest so viel, dass sie wieder mit ihm sprach. Wenigstens dazu war Jacob gut.
»Alles okay«, erwiderte Adam. »Ich musste hören, was Sie zu sagen haben.« Er beließ es dabei.
»Gut … « Sie schenkte ihm ein reumütiges Lächeln. »Vielleicht habe ich eine Entschädigung für Sie.«
»Ach?« Die Frau machte ihn fertig.
»Haben Sie jemanden, der sich mit Kunst auskennt?«
»Kampfkunst?«
Sie senkte die Lider und schürzte die Lippen. »Mit den schönen Künsten«, korrigierte sie.
Adam dachte rasch nach. »Ich weiß, es ist langsam in das allgemeine Bewusstsein gedrungen, dass es Geister gibt. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Leute sich in Kunst und Musik damit auseinandersetzten. Aber ich habe dafür in Segue nicht eigens einen Forschungszweig eingerichtet. Wieso fragen Sie?«
Sie neigte den Kopf. »Ich glaube, dass Sie etwas übersehen haben.«
Adam setzte sich nach vorn. »Was?«
»Daran habe ich gearbeitet, bevor die Geister mich in Phoenix entdeckt haben. Ich habe einen Künstler ausfindig gemacht. Wenn Sie eine Minute Zeit haben, zeige ich Ihnen, was ich herausgefunden habe. Ich glaube, dass es Sie zumindest interessieren wird. Ich weiß allerdings nicht, ob es Ihnen mit Jacob weiterhilft.« Ihr Blick zuckte zu dem Monitor. Genau wie Custo und Patty hatte sie verstanden, was Jacobs Entscheidung für ihn bedeutete.
»Könnten Sie in mein Büro kommen? Einen Blick darauf werfen?« Sie kaute wieder auf ihrer Lippe, die sich rubinrot färbte. Sie wirkte immer noch besorgt. Spencer war offenbar nicht der Grund für ihre Bedrückung. Es musste etwas anderes sein. Vielleicht hatte sie etwas herausgefunden.
Adam stand auf und deutete auf den Ausgang. »Gern.«
Sie öffnete ihre Tür mit dem neuen Code und warf ihm über ihre Schulter hinweg einen dankbaren Blick zu, dann traten sie ein.
Die Geräusche hallten in der Leere des Raumes. An der gegenüberliegenden Wand reihten sich nackte Regale aneinander, lediglich in einem Fach hatte jemand einen Stapel Bücher vergessen. Die Wände waren vollkommen weiß, nur hier und da sah man ein paar Möbelabdrücke oder Gebrauchsspuren. In der Mitte des Raums befand sich ein Besprechungstisch aus dunklem Holz, an dessen einem Ende ihr aufgeklappter Laptop stand. Soweit er sehen konnte, lagerten ihre Forschungsunterlagen über die Nahtoderfahrungen in Kartons, aber nicht auf dem Tisch, wo er sie hingestellt hätte, sondern darunter, wo sie als Fußstütze dienten.
»Sie wissen, dass Sie für den Raum alles bestellen können, was Sie möchten«, sagte Adam und sah sich nach etwas Persönlichem um, nach einem Hinweis auf ihre Arbeit, irgendetwas, das darauf hindeutete, dass hier jemand mit der Absicht eingezogen war, eine Weile zu bleiben. Er wollte wirklich, dass sie blieb. Er wäre begeistert, wenn sie Segues Konto plündern würde, um es sich gemütlich zu machen. Wenn er es ihr gemütlich machen durfte.
Sie bedeutete ihm, zu ihrem Computer zu kommen, und betätigte beim Hinsetzen die Leertaste, um die Sterne zu vertreiben, die über den Bildschirm flogen.
Daraufhin
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