Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
Vom Netzwerk:
bleiben Sie«, sagte Adam. »Ich habe das Gefühl, dass ich gern Ihre Meinung hören würde.«
    Talia spürte seinen Blick, wich ihm jedoch aus. Stattdessen sah sie überallhin, zu Philip, auf ihr nicht aufgegessenes Brot, den Dampf, der von ihrem Becher aufstieg, nur eben nicht zu Adam.
    »Vielleicht sollte sie lieber gehen. Meine Information ist vertraulich«, gab Philip zu bedenken.
    »Ich vertraue ihr«, erwiderte Adam leichthin und zugleich mit so viel Nachdruck, dass seine Worte keine Widerrede duldeten.
    Talias Herz zog sich zusammen. Ganz offensichtlich versuchte er, etwas auszugleichen – ein persönliches Geständnis gegen ein persönliches Geständnis. Eine Hand wäscht die andere. Nachdem er bereits so viel von ihr erfahren hatte, war das eine Möglichkeit, wie sie dennoch zusammenarbeiten konnten. Sie wusste die Geste zu schätzen, wollte aber wirklich gern in ihre Wohnung zurück.
    »Ach so ist das. Schön für euch«, sagte Philip. »Na gut.«
    Talias Kopf fuhr zu ihm herum. Wie ist was? Sie blickte hinüber zu Adam und wartete darauf, dass er Philips Fehleinschätzung korrigierte, was er jedoch nicht tat.
    Auch Philip ignorierte ihre Reaktion und fuhr fort. »Ich war in England und habe mit einem modernen Druidenführer über Totenrituale gesprochen. Er ist ebenfalls Wissenschaftler, und unsere Diskussion war sehr theoretisch. Wir haben über die alte angelsächsische Sitte vom Wergeld gesprochen, bei der eine Person eine bestimmte Summe für den unrechtmäßigen Tod einer Familie oder eines Klanmitgliedes zahlen muss, damit es nicht zu einer Blutfehde kommt.«
    »Sie glauben, ich würde Geld für den Tod meiner Eltern akzeptieren? Für Jacob?« Adam schob seinen Teller von sich, ohne einen Bissen gegessen zu haben.
    »Nein, Adam«, antwortete Philip und zerknüllte eine Serviette in der Hand. »Hören Sie zu. Und denken Sie nach. Wir haben über das Wergeld als mögliche Entschädigung für einen Verlust gesprochen. Den Versuch, die Harmonie zwischen zwei Parteien wiederherzustellen. Und dann haben wir es mit der Rache verglichen, bei der ein Leben für ein Leben gegeben wird.«
    »Damit kann ich etwas anfangen.«
    Talia blickte zu Adam und erinnerte sich an den Blutrausch, den sie bei ihm gespürt hatte. Das düstere Verlangen, Jacob umzubringen, das weit über die Bestrafung eines Mörders hinausging.
    Philip ignorierte die Bemerkung. »In beiden Fällen verbirgt sich dahinter die Vorstellung, dass es in Familien eine Art Bilanz, ein Konto gibt. Als wenn man durch einen Geldbetrag oder durch ein Leben die Lücke füllen könnte, die die geliebte Person hinterlassen hat.«
    »Die Lücke wird dadurch nicht gefüllt, aber es herrscht Gerechtigkeit«, behauptete Adam.
    »Nein. Das stimmt nicht. Am Ende hat man einen doppelten Verlust.«
    »Einen gerechten Verlust.« Adam nahm einen großen Schluck von seinem Bier.
    »Und was bringt dieser Verlust für das Andenken der geliebten Person?«
    »Nichts«, gab Adam zu und rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    Talia mied sorgsam seinen Blick und versuchte, Rücksicht auf sein offensichtliches Unbehagen zu nehmen.
    »Rache ist selbstsüchtig«, fuhr Adam fort. »Daraus habe ich nie ein Hehl gemacht.«
    »Aha«, erwiderte Philip. »Jetzt stoßen wir zum Kern vor, Adam. Hier meine Frage: Würden Sie auf die Rache verzichten, wenn Sie dadurch Ihren Bruder erlösen könnten?«
    Talia beobachtete, wie Adams Kiefermuskel zuckte. Das war eine schwierige Frage, eine schmerzliche Frage, die er unmöglich beantworten konnte, insbesondere, nachdem er erfahren hatte, dass Jacob freiwillig zum Monster geworden war. Er hatte Adams Welt auf ein spukendes Hotel mit einer Gruppe verrückter Wissenschaftler reduziert. Vielleicht sollte sie etwas sagen. Das Thema wechseln.
    Na, heute schon Aktbilder von mir gesehen?
    »Fahren Sie fort«, forderte Adam mit dünner, angespannter Stimme.
    Philip legte den Kopf auf eine Seite. »Während wir sprachen, machte dieser Anführer einen Fehler. Er sagte nicht ›ein Leben für ein Leben‹. Er sagte ›ein Leben für einen Tod‹.«
    Adam runzelte die Stirn. »Wieso sagen Sie nicht, worauf Sie hinauswollen? Sagen Sie doch einfach, wenn Sie etwas herausgefunden haben. Hören Sie mit diesen Spielchen auf.«
    »Ich spiele keine Spielchen. Das sind alles andere als Spielchen. Ich habe genau gemeint, was ich gesagt habe. Ein Leben für einen Tod . Würden Sie Ihr Leben aufgeben, um Jacob beizubringen, wie man stirbt?«
    »Ist das eine

Weitere Kostenlose Bücher