Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
nachdenken. Sie bemühte sich um eine gleichgültige Miene. Die Kreditkarte von Segue steckte in ihrer Tasche, und damit würde sie alles kaufen, was sie brauchte. Ihre Flucht aus Adam Thornes Versuchslabor würde ihn teuer zu stehen kommen.
»Gut«, sagte Adam. »Aber fahrt nicht so schnell. Wenn ihr einen Unfall habt, kann unsere wundervolle Ärztin euch nicht helfen, weil sie selbst am Ende ist. Und ich werde vollauf damit beschäftigt sein, euch zu verfluchen und keine Zeit haben, medizinische Hilfe zu holen.«
Gillian wippte auf den Zehenspitzen. »Ja, ja, den Schlüssel, bitte.«
Er öffnete eine schmale Schreibtischschublade rechts neben dem Hauptarbeitsplatz unter Jacobs Überwachungsmonitor. Wahrscheinlich war es derselbe Bildschirm, der ihm einen ungehinderten Blick auf ihre Wohnung und ihr Schlafzimmer gewährt hatte. Als wäre sie wie Jacob. Ein Monster, das man studieren musste.
Wie hatte sie nur so dumm sein können?
»Alles in Ordnung?« Adams Blick musterte forschend ihr Gesicht. Er konnte sich unmöglich Sorgen machen.
Talia bemühte sich, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und schluckte ihre Wut hinunter. Sie nickte und zeigte ein aufgesetztes Lächeln. Schönheitssalon! Spaß! Als wenn sie sich je von irgendjemandem hätte anfassen lassen, egal wie lange.
Gillian schnappte sich den Schlüssel aus seiner Hand und zog Adams Aufmerksamkeit auf sich. Das ungute Gefühl in Talias Bauch ließ nur etwas nach. Deutlich besser würde sie sich erst fühlen, wenn Segue weit hinter ihr lag.
»Wir haben in zwanzig Minuten einen Termin. Es ist besser, wir fahren jetzt los.« Gillian hüpfte zur Tür wie ein junges Mädchen. Talia folgte ihr, Patty bildete das Schlusslicht.
»Wartet«, rief Adam. »Man braucht fünfunddreißig Minuten dorthin.«
»Nicht mehr«, trällerte Gillian, wedelte mit dem Schlüssel in der Luft herum und rauschte aus dem Büro.
Sie passierten den Lieferantenparkplatz und betraten eine makellose Garage. Dort parkten vier glänzende Wagen schräg nebeneinander. Jeder einzelne war ein Luxusmodell, aber Talia hatte Schwierigkeiten, auch nur eine Marke zu benennen. Ein schwarzer Sedan, etwas altmodisch, aber windschnittig, stand am weitesten entfernt von der Tür. Daneben parkte ein schwerer Geländewagen mit getönten Scheiben und glänzendem Chrom. Es folgten zwei Sportwagen, die um Aufmerksamkeit wetteiferten, einer schwarz, mit tief gelegter Karosserie, böse und kantig. Der andere knallrot, modern und hitzig, in eleganter Form. Auf dem Kühlergrill bäumte sich ein silberner Hengst auf einem gelben Markenzeichen.
»Zum Ferrari«, winkte Gillian. Sie tippelte auf Zehenspitzen zu dem roten Wagen und strich mit der Hand über die Motorhaube. Als sie die Tür öffnete, seufzte sie übertrieben aufgeregt. »Danke, Talia!«
Talia hob verwirrt den Kopf, während sie sich hinter dem Fahrersitz in eine schmale Sitzschale zwängte.
»Das haben wir dir zu verdanken.« Gillian hob bedeutungsvoll die Brauen und verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Dann packte sie mit dramatischer, lustvoller Geste das Lenkrad.
Patty und Gillian schnallten sich an. Talia folgte ihrem Beispiel, obwohl sie, eingequetscht wie sie war, bezweifelte, dass der Sicherheitsgurt noch etwas bewirkte.
»Ich verstehe nicht, was du meinst«, sagte Talia. Wusste denn jeder, dass Adam sie geküsst hatte? Hatten es alle gesehen? Oder hatte er dort, wo er sie berührt hatte, einen deutlich sichtbaren Abdruck hinterlassen? Die bittere Wahrheit lautete, dass sie seine heißen Hände immer noch auf ihrem Rücken und ihrem Po spürte, und an anderen Stellen, von denen sie kurz gehofft hatte, dass er sie berühren würde.
Gillian drehte den Schlüssel im Zündschloss herum, ließ den Motor aufheulen und schnurrte bedeutungsvoll.
Der Wagen fühlte sich an wie Adam. Kraftvoll, schön und schnörkellos. Unter dem Honiggeruch des schwarzen Leders roch er sogar wie er.
»Ach, Liebes. Die Art, wie er dich ansieht. Ich warte seit Jahren darauf, dass er mich mit diesem Strahlen in den Augen anblickt . Wenn du nicht dabei wärst, hätte er uns nie und nimmer erlaubt, eines von seinen Babys zu nehmen.« Gillian zwinkerte. »Ich habe die Gelegenheit einfach schamlos ausgenutzt.«
»Lass sie in Ruhe«, sagte Patty, lächelte aber ebenfalls.
Ja, bitte. Lasst mich in Ruhe.
Gillian lenkte das Fahrzeug aus der Garage und in die Auffahrt von Segue. Als sie das Gaspedal durchtrat, sang der Motor, und Talias Kopf wurde
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