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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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ignorierte Gillian. »Denk nach, Talia.«
    Talia überlegte nur eine Sekunde, dann war ihre Entscheidung gefallen: Bevor sie Patty und Gillian den Seelen verschlingenden Geistern überließ, konnte sie ebenso gut ihren eigenen Geist aushauchen, anschließend wäre ohnehin alles öde und sinnlos.
    Talia schüttelte den Kopf, nein. Sie blieb. Die Entscheidung schnürte ihr die Kehle zu.
    Sie brauchte nur etwas Mut, vielleicht musste sie erst einmal so tun, als wäre sie mutig. Dann, wenn sie nicht mehr flüchten konnte, stellte sich ein instinktiver Überlebenswille ein, und sie würde tatsächlich kämpfen.
    Die kühle Waffe an ihrer Hüfte fühlte sich tröstlich an.
    »Ich gehe nirgendwohin.« In Anbetracht der Tatsache, dass ihre Kehle höllisch brannte, gelang es ihr, mit erstaunlich fester Stimme zu sprechen. Sie drückte die weichen Knie durch, ließ den Rucksack von ihren Schultern gleiten und setzte ihn mit einem leise klatschenden Geräusch auf der Straße ab.
    Mit ihrem Entschluss verstärkte sich Talias Angst. Die Welt vor ihren Augen verwandelte sich. Die Schatten. Die dichten Bäume und alten Backsteingebäude, die zuvor frisch und normal ausgesehen hatten, das Rot und Grün, lediglich vom Straßenstaub und dem Lauf der Zeit etwas verblasst, verschwanden jetzt unter einer dunklen Decke, die ihre Konturen verschwimmen ließ.
    »Was zum Teufel … ?« Gillian erschrak.
    »Hör auf, Talia«, sagte Patty und verlieh ihrer Stimme einen autoritären Klang. »Wenn es zu einem Krieg kommt, können wir es uns nicht leisten, dich zu verlieren, und du wirst jetzt schon deine komplette Bandbreite an Tricks brauchen, um hier herauszukommen.«
    »Wir befinden uns bereits im Krieg, Patty«, erklärte Talia. »Frag Adam.«
    »Verdammt, Talia, lauf«, insistierte Patty, drehte sich langsam um die eigene Achse und stellte sich schützend hinter sie.
    Rücken an Rücken standen sie mitten auf der Straße, nicht weniger als drei … Talia blickte nach links … beziehungsweise vier Geister waren hinter ihnen her.
    »Ich kann uns in den Wagen bringen. Ihr müsst nur nah bei mir bleiben.« Talia kaute auf ihrer Lippe. »Dann locken wir sie hinter uns her nach Segue, wo wir mehr Hilfe haben.«
    »Wieso zum Teufel glaubst du, du kannst … ?«, fragte Gillian mit bebender Stimme.
    »Bleib einfach bei mir«, sagte Talia. »Es wird gleich dunkel .«
    Talia streckte die Hände aus, griff die kühle, himmlische Seide und zog die Schatten herunter. Gillians Hand griff verzweifelt ins Leere, als sie plötzlich nichts mehr fühlte. Talia packte sie, hängte sie an Patty und ergriff Pattys Hand.
    Die Geister arbeiteten sich durch die Dunkelheit vor und suchten nach ihnen und dem Wagen.
    Talia zog die Waffe. Der Griff rutschte in ihrer schweißnassen Hand. Sie ließ die Frauen los, um die Waffe mit beiden Händen festzuhalten.
    Sie hob die Pistole, hoffte, dass sie geladen war, zielte auf einen Geist, als dieser gerade über den Wagen kletterte, und schoss.
    Schwach spürte sie den Rückstoß in ihrer Hand. Die Kugel verließ die Waffe. Das glitzernde Geschoss flog, gefolgt von surrealen, durch die Luft wirbelnden Spuren, träge durch die Dunkelheit.
    Talia erkannte an der Flugbahn, dass sie danebengeschossen hatte und lenkte das silberne Projektil auf den korrekten Kurs, wobei ihr Herz bis in den Hals hinauf schlug.
    Die Kugel gehorchte.
    He … Talia schluckte ihren Schock hinunter und dirigierte die Kugel mit ihren Gedanken zwischen die Augen des Geistes. Der kreischte kurz auf, dann fiel sein Körper dumpf auf das Pflaster.
    Gillian fand mit zitternden Händen den Wagen. Sie öffnete die Fahrertür und krabbelte auf den Beifahrersitz hinüber. Patty folgte ihr nicht, sondern drehte sich um und blickte verblüfft in die Dunkelheit.
    »Du zuerst«, rief Patty. Ihre Stimme klang verzerrt und hallte, mal näher, mal weiter entfernt durch die Schatten. Blind griff sie nach Talias Bluse, um sie in den Wagen zu zerren.
    Es war nicht genügend Zeit. Die drei übrigen Geister schwebten herunter. Da sie nichts sehen konnten, sanken sie mit ausgebreiteten Armen auf den Wagen nieder.
    Talia hob die Waffe und schoss aus nächster Nähe. Ein Geist zerfiel. Ein weiterer saß in der Hocke, stützte sich mit der Hand auf dem Pflaster ab und bereitete sich auf einen Angriff vor.
    Sie zielte erneut, aber ein Arm schlang sich um ihre Taille. Patty versuchte, sie in den Wagen zu ziehen. Talia verlor das Gleichgewicht.
    Der Geist griff Talias Handgelenk.

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