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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Rucksack und stieß die Tür auf. Sie war auf halbem Weg zu den Tanksäulen, als ein schwarzer Denali-Geländewagen auf den Parkplatz glitt. Die getönten Scheiben ließen keinen Blick in das Innere zu. In der Windschutzscheibe spiegelte sich nur der bewölkte Himmel, aber die Haare in ihrem Nacken stellten sich automatisch vor Angst hoch.
    Gefahr , warnte ihr Instinkt, ihr Herz pochte.
    Paranoid. Sie unterdrückte das Gefühl und ging weiter auf den Pick-up zu.
    Sie nahm Augenkontakt mit dem dickbäuchigen Fahrer auf, blickte aber über ihre Schulter zurück, als die Türen des Geländewagens geöffnet wurden. Sie sah, wie ein Mann – geschmeidig wie ein Raubtier – aus dem Wagen stieg.
    Oh. Nein. Wo sollte sie sich nur verstecken?
    Die Bäume am Highway wirkten genauso verlockend wie der Wald auf den Hügeln dahinter. Er stellte einen beinahe unendlich schattigen Unterschlupf dar. Es gab so viele dunkle Flecken, in denen sie sich verstecken und abwarten konnte, bis die Gefahr vorüber war. Anschließend würde sie von Strauch zu Baum schleichen und davonlaufen.
    Adams nachdrückliche Worte tönten durch ihren Kopf: Gehen Sie dorthin, wo sich die meisten Menschen aufhalten.
    Aber … sie blickte sehnsüchtig zu den Bäumen. Sie hatte sogar ausreichend Wasser und Essen bei sich. Sie konnte lange durchhalten …
    Die Geister gehen nicht das Risiko ein, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Intensität von Adams Worten hielt sie davon ab wegzulaufen.
    Sie konnte es nicht ertragen, ein zweites Mal gejagt zu werden. Das wusste sie jetzt.
    Talia entfernte sich von den Tanksäulen und lief mit großen Schritten auf die Kreuzung Main Street zu. Die meisten Leute hielten sich bestimmt in dem einfachen Diner neben dem Schönheitssalon auf.
    Sie ging quer über die Straße. Nicht umsehen. Bloß nicht zu schnell gehen. Keine Aufmerksamkeit erregen. Hier gibt es nichts zu sehen.
    Sie bog um die Ecke in die Geschäftsstraße, als Patty und Gillian gerade ein paar Türen weiter aus dem Salon traten.
    Sei ganz natürlich. Ganz normal. Du gehörst einfach zu den Mädchen.
    »Ihr seht großartig aus!«, rief Talia und verzog ihren Mund zu einem Lächeln, während sie ihren Schritt beschleunigte.
    »Hast du etwas gekauft?«, fragte Gillian, als Talia auf sie zukam.
    Geister , formte Talia mit den Lippen.
    Das Lächeln verschwand aus Gillians Gesicht. Patty zog die roten Lippen nach unten und blickte an Talia vorbei.
    »Wir verhalten uns ruhig«, ordnete Patty an, »und gehen zum Wagen.«
    Auf der anderen Straßenseite schrie der California geradezu nach Aufmerksamkeit. Das war weniger praktisch. Gillian zog die Schlüssel hervor und öffnete per Knopfdruck die Türen. Im Eingang des Eisenwarenladens auf der anderen Seite des Wagens tauchte ein Mann auf. Seine Hose und sein modernes T-Shirt passten nicht in die Kleinstadt. Er verhielt sich unauffällig und steckte die Hände lässig in die Hosentaschen, doch seine Augen wirkten gierig und bedrohlich.
    Mitten auf der Straße blieben die drei Frauen stehen. Patty packte Talia am Ellbogen, zog sie zurück und stellte sich schützend vor sie, als wäre sie ein Kind.
    Das ließ Talia nur zu, weil sie gerade von rechts abgelenkt wurde.
    Der Geländewagen kam mit geöffneten Türen die Straße herunter gefahren. Seitlich auf den Trittbrettern standen zwei strahlende junge Männer, als machten sie gerade eine Spritztour. Beide sprangen herunter und versperrten die Straße.
    »Adam hat gesagt, sie würden nicht das Risiko eingehen, sich der Öffentlichkeit zu zeigen«, sagte Gillian.
    Als Talia begriff, erbleichte sie. Sie hätte es wissen müssen. Für niemand anders würden sie dieses Risiko eingehen. Aber wenn sie tatsächlich eine solche Bedrohung für sie darstellte, wie es die Bilder, die sie gefunden hatte, nahelegten, setzten sie womöglich alles aufs Spiel. Nun war es zu spät.
    »Talia, hol Hilfe«, sagte Patty mit einer Stimme, die deutlich zu ruhig für die Situation war. »Middleton ist darauf nicht eingestellt. Jemand muss Hilfe holen, ansonsten wird die Stadt verwüstet. Du bist die einzige Person, die den Geistern entkommen kann.«
    Wenn Talia einen Ausweg aus diesem Schlamassel gesucht hatte, hier war er. Eine sauber vorgefertigte Ausrede, absolut überzeugend und sehr verführerisch.
    »Ich fahre«, sagte Gillian. Sie wollte ebenfalls leben. »Ich hole Hilfe. Ich kann genauso leicht durch … «
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass sie dich kriegen«, erwiderte Patty und

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