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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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der Stunde ein. Als ein Polizeikonvoi mit heulenden Sirenen von hinten nahte, bedeutete er Talia, ihr auffälliges Gesicht zu verbergen, und hielt auf dem Schotterrand. Die Polizei sauste vorbei. An der nächsten Ausfahrt fuhr Adam ab. Dann nutzte er, soweit es ging, Land- und Umgehungsstraßen.
    Er sah hinüber zu Talia. Sie hatte den Ellbogen am Beifahrerfenster abgestützt und den Kopf auf die Hand gelegt. »Wieso versuchst du nicht, etwas zu schlafen?«
    »Ha.« Sie lachte erschöpft. »Ich glaube, ich werde nie wieder schlafen können.«
    »Wieso versuchst du es nicht? Lehn dich zurück, schließ die Augen und entspann dich. Wir haben einen langen Weg vor uns.«
    Skeptisch hob sie eine Braue, kauerte sich jedoch in den Sitz und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Als er das nächste Mal zu ihr hinübersah, war ihr Kiefer entspannt, die Lippen leicht geöffnet und das Kinn etwas zur Seite geneigt, sodass ein paar Sonnenstrahlen darauf fielen. Talia. Die Schlafende Schöne . Zu schade, dass das hier kein Märchen war.
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    Ein lautes Hupen riss Talia aus dem Schlaf. Sie klammerte sich an den Sitz, rappelte sich hoch und blickte blinzelnd auf die scharfen Kontraste zwischen dunkler Stadt und hellen Lichtern.
    »Da bist du ja wieder. Willkommen«, sagte Adam. In seinem Gesicht zeigte sich ein Bartschatten.
    »Wo sind wir?«, krächzte sie.
    »In New York. Du warst sieben Stunden lang bewusstlos.« Adam klang amüsiert. Sie fühlte sich wie gerädert, als wäre sie unter einen Bus geraten.
    »Wie spät ist es?« Sie streckte sich, damit die Durchblutung einsetzte, und bog den Rücken durch, um die Verspannung im unteren Teil ihrer Wirbelsäule zu lockern.
    »Gegen Mitternacht.« Sein Blick zuckte hinunter zu ihrem Körper und blieb dann an ihrem Gesicht haften. »Du siehst besser aus. Den Schlaf hast du dringend gebraucht. Gut abgepasst – wir müssen das Auto loswerden, dann gehen wir zum Loft.«
    »Zum Loft?«
    »Ein Unterschlupf, den Custo und ich uns teilen und den man nicht mit uns in Verbindung bringt. So … « Er bog abrupt ab und fuhr in ein Parkhaus.
    Adam parkte den Wagen und stieg aus. Talia folgte seinem Beispiel und streckte sich im Stehen noch einmal.
    »Wir brauchen eine Tageskarte«, sagte Adam zu dem Parkwächter, der auf sie zukam.
    »Das macht fünfunddreißig.« Der junge Kerl wirkte, als würde er sich zu Tode langweilen.
    »Okay.« Adam nahm ein dunkelrotes Ticket entgegen und reichte ihm die Schlüssel.
    Selbst nach Mitternacht tobte das Leben in der Stadt. Aus einer unbekannten Quelle dröhnten moderne Rhythmen. Autos zischten vorbei, Bremsen quietschten. Eine Stimme tauchte aus einer Unterhaltung auf und ging in dem Gemisch der Geräusche unter. Talia tat einen tiefen Atemzug und nahm den sanften Duft der Nacht wahr, in den sich der Geruch von altem Beton, Abgasen und Abfall mischte. Seltsam, die Zusammenstellung war nicht unangenehm. Sie streckte den Kopf, um die Spitzen der hohen Gebäude zu sehen. So viel Leben auf so engem Raum.
    »Ich bin noch nie hier gewesen«, sagte sie zu Adam, als sie bemerkte, dass er sich über sie amüsierte.
    »Das gibt es auch nirgendwo sonst. Hier entlang. Wir müssen ins Haus.«
    Klar. Es konnten jeden Augenblick Monster mit gebleckten Zähnen und einem großen, bösen Buh hervorspringen und sie auffressen. Drinnen waren sie sicherer.
    Sie folgte Adam, der quer über die Straße lief. Drei Blocks weiter blieb er vor einem Eingang stehen. Als sie die kleine Tastatur auf Augenhöhe entdeckte, verdrehte Talia die Augen. Typisch Adam. Sie fuhren mit einem Industrieaufzug ins oberste Stockwerk, das sich zu einem großen Raum hin öffnete.
    Er trat ein und sagte: »Hier sind wir sicher. Wenn irgendjemand das Gebäude in meiner Abwesenheit betreten hätte, würden meine Codes nicht mehr funktionieren.«
    »Aha. Dir gehört also das ganze Gebäude?« Na klar.
    Die Wände wurden von riesigen kraftvollen Gemälden beherrscht, die über zwei Stockwerke reichten. Die Farben – Rot, Orange, Bordeauxrot, Ziegelrot – waren wellenförmig in einander überlagernden Ölschichten aufgetragen, um Weite und Dramatik zu erzeugen. Die klaren, schlichten Möbel passten mit ihren dunklen, fast schwarzen Tönen gut zu der Kunst. Die Luft roch leicht abgestanden. Auf der einen Seite des Raums befand sich eine Sitzgruppe mit Sesseln, Couchtisch und Sofa, die so angeordnet waren, dass man den beeindruckenden Blick auf die nächtliche Stadt genießen konnte. Fenster vom Fußboden

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