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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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worum ich sie gebeten habe. Dich trifft keine Schuld an ihrem Tod.«
    Talia schüttelte den Kopf. »Ich wollte wieder davonlaufen. Ich war auf dem Weg. Wenn ich nicht … «
    »Sie hätten Segue so oder so angegriffen. Vielleicht hätte uns das noch mehr Leben gekostet. Patty ist gestorben, aber du hast überlebt, um uns zu warnen und uns zu retten.«
    »So einfach ist das nicht.«
    Adam wagte einen weiteren Blick zu Talia. Ihr Profil leuchtete hell vor dem intensiven Grün, das vor dem Fenster vorbeiflog. Die Frau war intelligent; wenn es um komplizierte Sachverhalte ging, gab sie sich nicht mit einfachen Lösungen zufrieden.
    »Nein, so einfach ist es nicht«, gab er zu. »Aber Pat hätte nie irgendjemanden verletzen wollen. Nimm das Leben, das sie dir geschenkt hat, uns geschenkt hat, und sei glücklich.«
    »Du bist nicht glücklich.«
    »Mein Bruder wurde im California gegrillt. Ich bin entzückt. Ich trauere um Patty, sobald das alles vorbei ist.«
    Adams Herz zog sich zusammen. Er würde trauern. Um Tante Pat, um Mom und um Dad. Und um die Schwester und den Wachmann, die im ersten Jahr gestorben waren. Und den Labortechniker im dritten Jahr. Und um alle, die heute gestorben waren. Aber nicht um Jacob. Niemals. Er hatte sich freiwillig für diesen Albtraum entschieden, also sollte er schmoren.
    Die Bergstraße endete an einer vierspurigen Kreuzung. Adam trat das Gaspedal durch, und der Diablo schoss über die Haltelinie. Wie eine süße Droge strömte Adrenalin durch Adams Körper. Talia schrie auf und stützte sich am Armaturenbrett ab. Einige Wagen hupten, was er ihnen nicht verübeln konnte. Der Diablo war ein Meisterwerk.
    Das Auto schleuderte am Supermarkt vorbei, fuhr um Middleton herum und erreichte den Highway, ein schnurgerades zweispuriges Asphaltband, das geradezu nach einem irrsinnig schnellen Motor zu verlangen schien und nach jemandem, der wahnsinnig (oder verzweifelt) genug war, ihn auszufahren.
    Er beschleunigte den Wagen, und der Motor gab einen singenden, durchgehend hohen und wunderschönen Ton von sich. Ein Loblied auf die Geschwindigkeit. Bravo.
    Der Diablo erreichte hundert Meilen. Hundertdreißig. Auf beiden Seiten der Straße tauchten Berge auf, am Fahrbandrand erstreckte sich ein Grünstreifen. Aus den Augenwinkeln sah Adam unscharfe gelbe Tupfen vorbeifliegen.
    Vor ihm erstreckte sich die Straße. Abgesehen davon, dass er gelegentlich einen deutlich langsameren Wagen auf dem beinahe leeren Highway überholen musste, hatte Adam Zeit nachzudenken. Wenn Talia nicht geschrien hätte, wäre jetzt alles aus. Nach dem Militärangriff hätte man Segue geschlossen und ihn und seine Angestellten wer weiß wo in Sicherheitsverwahrung genommen oder an die Geister verfüttert.
    Unglaublich.
    »Talia«, sagte er und umklammerte das Lenkrad, um seine Wut zu zügeln. »Ich brauche deinen klaren Verstand. Hilf mir, dem allen einen Sinn zu geben.«
    »Okay«, erwiderte sie müde. Vorsichtig.
    »Lady Amunsdale hat von der ›leeren Haut‹ gesprochen. Von Jacob und den Glühwürmchen in ihm, die« – Adam schluckte, als er an seine Eltern dachte – »die Seelen der Menschen sein müssen, von denen er sich ernährt hat.«
    Talia nickte energisch.
    »Und wir wissen, dass der Schattenmann, der Tod, ohne deine Hilfe nicht an die Geister herankommt. Anscheinend befreist du ihn durch deinen Schrei. Du holst ihn in unsere Welt und versetzt ihn dadurch in die Lage, diese Mistkerle umzubringen.«
    »Ja.« Sie blickte aus dem Fenster, sodass er ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Wenn es um ihren Vater ging, fühlte sie sich ganz und gar nicht wohl.
    Adam fuhr fort. »Etwas ist geschehen, ein bislang unbekanntes Ereignis, in dessen Folge der Tod gefangen genommen wurde. Das haben wir auf den Gemälden gesehen, die du entdeckt hast. Und irgendetwas hat Jacob die Möglichkeit verschafft, für immer zu leben.«
    Talia lieferte mit leiser Stimme den Namen. »Der Dämon. Der Todessammler.«
    Adam sah zu ihr hinüber und versuchte, ihren Blick auf sich zu ziehen. »Du weißt, dass wir ihn finden müssen, stimmt’s?«
    Keine Antwort.
    »Du weißt, dass das Ganze nicht vorüber ist, ehe der Dämon erledigt ist.«
    Schweigen.
    Er kam zum Punkt. »Irgendwann musst du deinen Vater noch einmal herbeirufen.«
    Sie lehnte den Kopf zurück gegen den Sitz und schloss die Augen. Sie wollte mit alledem nichts zu tun haben, nicht mit ihm.
    Er wünschte sich, dass sie es ihm sofort versprechen würde, aber irgendetwas

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