Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
gebracht, sich zu ergeben. Also will ich mich nicht beklagen. Eine Frage: Khan hat mich jetzt schon ein paar Mal durch das Schattenreich gebracht. Hat er es dir nie gezeigt?«
Talia lächelte schief. »Er hat es mir angeboten, aber da ich nur zur Hälfte sterblich bin, habe ich zu viel Angst, nicht mehr zurückzukommen. Die Schattenwesen sind in gewisser Weise sehr eingeschränkt. Ihre Welt ist begrenzter als die der Menschen.«
»Wie kann Khan sich so einfach hin und her bewegen?«
»Ach. Khan ist sehr mächtig. Vielleicht der Mächtigste überhaupt. Und ich bin nur ein halbes Schattenwesen.«
Verletzte wurden hereingebracht. Später kehrte Adam in die Bibliothek zurück, um seine Erkenntnisse mit ihnen zu besprechen. Wieder wirkte er vollkommen erschöpft, und Layla fragte sich, wie lange er diesen ständigen Druck und die dauernde Sorge noch aushielt.
Talia ging zu ihm und lehnte vertrauensvoll ihren Kopf an seine Schulter.
Besorgt und hilflos stand Layla daneben. »Nun?«
Adam seufzte. »Bei keinem der Toten haben wir die typischen Bissspuren der Geister im Gesicht entdeckt. Die meisten Verletzungen fanden sich an Hals und Bauch und zeigten Wunden von Krallen.«
Layla erschauderte. Sie hatte schon brutal zugerichtete Leichen gesehen, doch es nahm sie jedes Mal sehr mit.
»Wenigstens hat man ihnen nicht die Seelen genommen«, sagte Talia.
Adam nickte müde.
»Seelen?«, fragte Layla.
Talia wandte sich zu ihr um. »Geister ernähren sich von Seelen. Aus ihnen beziehen sie ihre Kraft. Bis der Geist getötet wird, sind die Seelen in ihm gefangen.«
Die WHO behauptete, die Geister ernährten sich von einer Art Energie.
Aber Seelen?
Die Lage schien eindeutig viel, viel schlimmer. Layla musste Talias Geisterforschungen studieren. Doch auch dann wusste sie nicht, was sie in ihrem Artikel berichten sollte – wenn sie überhaupt bis dahin überlebte. Khan meinte, es sei manchmal hilfreich, der Wahrheit ein bisschen nachzuhelfen. Das würde sie irgendwann einsehen. Wenn die Sache mit den Seelen stimmte, käme es einem Armageddon gleich, der Öffentlichkeit davon zu berichten.
Eine Sache verwirrte Layla. »Dann war das keine Geisterattacke?«
Sie sah von Adam zu Talia, die bedeutungsvolle Blicke tauschten.
»Was?«
Sie sahen wieder zu ihr.
»Oh Gott, was jetzt? Ich muss doch schon sterben. Was kann noch schlimmer sein?«
»Vielleicht sollten wir auf Khan warten« schlug Talia vor. »Er kommt heute Abend zurück.«
»Du sagst es mir jetzt, damit ich ihn später anschreien kann. Wenn es noch ein Später gibt.« Um nicht die Beherrschung zu verlieren, umklammerte Layla ihre Schenkel.
Talia zog einen Stuhl unter dem riesigen Tisch hervor und nahm ihr gegenüber Platz. »Du weißt, dass er seit Kathleens Tod nach ihr gesucht hat.« Zwischen ihren Brauen bildeten sich zwei Sorgenfalten. »Überall.«
Talia blickte über ihre Schulter zu Adam, als suchte sie bei ihm Unterstützung, dann wandte sie sich wieder zu Layla um. Layla hatte niemanden, der sie unterstützte. Das war nie anders gewesen. Dennoch kam ihr das Gefühl neu vor.
»Kathleen ist gestorben, doch als Khan in den Himmel eingedrungen ist, um sie zu suchen, war sie nicht dort.«
Weil Kathleen als Layla Mathews wiedergeboren worden war, die mit achtundzwanzig Jahren sterben sollte. Okay, sie hatte verstanden.
»Als er Kathleen im Himmel nicht fand, wollte er in der Hölle nach ihr suchen.«
Layla zuckte zusammen. Womit hatte Kathleen die Hölle verdient?
»Deshalb hat er ein Tor gebaut.«
Oh Gott, das Tor.
»Und das Tor wurde geöffnet.«
»Für eine Sekunde! Noch nicht einmal.«
»Dabei ist ein Teufel entkommen.«
»Mit Hörnern?« So etwas hatte sie nicht gesehen. Doch es war sehr dunkel gewesen, und Khan hatte dicht neben ihr gestanden. Oh Mist, sie zitterte.
Adam atmete lautstark durch die Nase ein. »Nein. Der Teufel ist eine Frau. Eine Kaukasierin, circa 1,60 Meter groß und ungefähr hundert Pfund schwer.«
Layla stand auf und warf dabei ihren Stuhl um. » Die? «
»Ja«, bestätigte Adam.
»Sie hat die Männer umgebracht.«
»Ja.«
»Weil ich das Tor geöffnet habe.« Vor ihren Augen tanzten Sterne. Sie musste sich setzen.
»Schieb deinen Kopf zwischen deine Beine«, riet Talia und schob den Stuhl zurück unter Laylas Po. »Alles wird gut.«
»Nicht für diese Jungs. Wo ist Khan?«, fragte Layla, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie musste ihn sehen. Sofort. Er war superstark. Mister Mächtig. Er konnte die Teufelin
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