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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Vermutlich ist sie inzwischen in Middleton, sonst könnten wir ihre Spur auf den Wärmebildkameras verfolgen.«
    Eine hundert Pfund schwere Frau erledigte sechs bewaffnete Männer. Es musste sich um einen Geist handeln.
    Wieso wich Adam ihrem Blick aus? »War es einer von der fliegenden Sorte?«
    Schließlich blickte Adam sie an. »Sie meinen einen Wicht . Wir arbeiten an neuen Strategien, um sie festzusetzen. Mit Hügelgräbern. Das hat Khan Talia geraten, und die Engel haben bestätigt, dass Tumulen gut geeignet sind.«
    Die Lage mit den Geistern wurde immer schlimmer. Anstelle der Gerüchte und Falschmeldungen in den Medien sollte die Öffentlichkeit Einzelheiten über diese Bedrohung erfahren. Die Bevölkerung hatte ein Recht, über diese Monster informiert zu werden, auch über die neue Art, die Wichte. Layla wusste nicht, wie sie ihren Artikel schreiben sollte, der vermutlich mehr Angst als Hoffnung weckte, doch Wissen bedeutete zumindest Macht.
    »Ich würde gern den Ort des Überfalls besichtigen.«
    »Nein.«
    »Aber … «
    »Nein.« Sein finsterer Blick brachte sie zum Schweigen. Adam musste sich um die Toten kümmern. Das respektierte sie. Und wenn sie mit ihm über die Wichte sprach, wollte sie seine gesamte Aufmerksamkeit. Das war einfach zu wichtig. Die Welt hatte sich verändert.
    Anschließend warteten sie auf Neuigkeiten. Layla ging zu Talia und den Babys in die Bibliothek, wo sie sich nah am Geschehen und doch sicher fühlte. Talia breitete eine Decke auf dem Boden aus, und die Kleinen starrten in die Luft oder versuchten sich herumzudrehen.
    Durch die Warterei wandelte sich Laylas leise Panik in eine unbestimmte, etwas unangenehme Angst, die sie jedes Mal zusammenzucken ließ, wenn Adam den Raum betrat. Sie beschloss, sich abzulenken, schnappte sich ein Laptop und lud die Bilder herunter, die sie mit der Kamera aufgenommen hatte.
    Zwei Aufnahmen waren unscharf. Als sie auf dem Rücken gelegen und zu dem riesigen Gebäude aufgesehen hatte, war es schwierig gewesen, die Kamera ganz still zu halten. Ein weiteres Bild zeigte zwar den Schatten, aber er wirkte, als habe er eine weltliche Ursache.
    Doch bei dem dritten Bild hielt sie inne. Ja. Da . Das meinte sie.
    Schatten verhüllten die eine Hälfte des Gebäudes. Abgesehen davon schien sich das Gebäude zu winden, als ob die Mauern versuchten, die Dunkelheit abzuschütteln.
    Talia betrachtete das Foto skeptisch über Laylas Schulter hinweg. »Meine Mutter war eine sehr begabte Malerin.« Sie zögerte und räusperte sich. »Ich war gespannt, ob du eine ähnliche Gabe besitzt. Vielleicht ist es diese.« Sie zögerte erneut. »Ganz sicher ist es diese.«
    Layla schüttelte den Kopf und wehrte sich gegen den Vergleich. »Ich beschäftige mich nicht viel mit Kunst.« Sie konnte sich nicht vorstellen, Meisterwerke wie Kathleen zu erschaffen. Über dieses Gen verfügte sie eindeutig nicht. »Aber wenn ich Zeit habe, experimentiere ich ein bisschen mit Fotografie herum.«
    »Du musst dir mehr Zeit dafür nehmen. Das Foto könnte in einer Galerie hängen.« Auf ihrer Unterlippe kauend betrachtete Talia das Bild. »Ich war doch dabei. Aber ich habe das nicht gesehen. Deine Perspektive ist eindeutig eine andere.«
    »Hast du nicht gesagt, dass du dich mit Schatten auskennst?«
    »Wie mein Vater kann ich die Schatten herbeirufen, einen Raum verdunkeln oder mich und andere damit verhüllen. Aber ich kann nicht in das Schattenreich wechseln und auch keine Illusion erzeugen. Die Bäume der Zwielichtlande, die meine Mutter gemalt hat, habe ich noch nie gesehen.«
    »Was meinst du also?«
    »Ich glaube, dass der Schleier zwischen den Welten für meine Mutter sehr dünn war. Und für dich ist er es auch.«
    »Für dich nicht?«
    Talia senkte den Blick. »Meine Mutter war ihr Leben lang sehr krank.«
    Layla verstand: Kathleen war dem Tod nahe gewesen, deshalb zeigte sich der Schleier durchlässig. Als Wiedergeborene durchlebte Layla dieselbe Erfahrung und sollte jetzt ebenfalls sterben.
    »Deshalb konnte das Gespenst mich schnappen, oder?« Endlich ergab der Angriff im Westflügel einen Sinn. Auf eine seltsame Art war sie beinahe selbst ein Gespenst, das nur auf den schicksalhaften Augenblick wartete.
    Talia nickte zögernd. »Ja, das glauben wir. Es tut mir leid, ich habe die Gefahr nicht vorhergesehen. Wir hatten keine Ahnung.«
    Layla massierte ihre Schultern, um die Anspannung zu lösen. »Du kannst nicht alles vorhersehen. Dein Schreien hat sie immerhin dazu

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