Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
sicher vernichten, oder?
»Khan hat jetzt tagsüber eine Aufgabe«, erwiderte Talia. »Er muss das Tor zerstören.«
»Aber das macht doch Custo«, widersprach Layla.
Adam schüttelte den Kopf. »Als Custo es versucht hat, hat er Ihnen wehgetan. Hätte er weitergemacht, hätte er Sie vermutlich getötet. Wir hoffen, dass Khan es zerstören kann, weil er es gebaut hat.«
Layla hob den Kopf. »Sterbe ich nicht ohnehin?«
Talia griff so fest Laylas Hand, dass Layla ihren Herzschlag darin spürte. »Ich habe dich einmal verloren. Ich lasse dich nicht ein zweites Mal gehen. Und Khan genauso wenig.«
»Wir beschützen Sie«, fügte Adam hinzu. »Das ist nicht der erste Kampf, den wir gegen außerirdische Wesen führen. Custos Frau, Annabella, hatte eine ganze Weile einen hartnäckigen Verfolger. Ein blutrünstiges Wesen war das.«
»Aber wieso ist der Teufel hier? Sie hat es auf mich abgesehen, stimmt’s?«
»Nun, ja«, sagte Adam. »Sie und das Tor wollen vor allem zu Ihnen. Das Tor wurde für Sie erschaffen und ist mit Ihnen verbunden. Sollte es ihr gelingen, … Sie zu töten oder Sie durch eine andere Ursache, etwa einen Unfall, zu Tode kommen, kann das Tor womöglich nicht mehr zerstört werden. Und da die Sterbliche Welt nicht gerade der ideale Aufbewahrungsort für ein Tor zur Hölle ist, müssen wir es unbedingt sofort vernichten.«
Darum kümmerte sich Khan. Ein Tor zur Hölle? Er war der Richtige für diese Aufgabe. Er konnte es zerstören. Okay. Gut. Sie konnte bis abends warten.
Wie spät war es?
Talia drückte erneut ihre Hand. »Das Gute ist, dass diese Teufelin keine Chance gegen Khan hat. Überhaupt keine. Wir müssen nur durchhalten, bis er hier ist und sie findet.«
»Was ist mit den Babys?« Schließlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wenn Talia oder den Babys oder selbst Adam etwas zustieß …
»Segue verfügt über ein hervorragendes Sicherheitssystem«, erklärte Adam. »Im Innenbereich ist keine der Alarmanlagen angegangen. Sie haben bei Ihrem ersten Besuch in Segue ein ganzes Dutzend ausgelöst. Ich glaube, die Teufelin hat sich vorübergehend zurückgezogen und plant ihren nächsten Angriff. Sie ist nicht sehr unauffällig.«
»Sie ist ein Teufel! Das muss sie nicht sein.«
Dieses Mal antwortete Talia. »Ein Teufel ist nur ein schlechter Mensch, der gestorben und in der Hölle gelandet ist. Das ist alles. Vermutlich verfügt sie aber wie Custo über ein paar außergewöhnliche Fähigkeiten.«
»Die Sicherheitskameras haben den Angriff aufgezeichnet«, ergänzte Adam. »Ich habe bereits ein Standbild zum FBI geschickt. Wenn sie erst kürzlich gestorben ist, können die ihre Identität klären.«
»Sie ist bloß ein schlechter Mensch«, wiederholte Layla.
»Keine Hörner«, bestätigte Talia. »Aber sehr böse.«
Khan konnte sie vernichten, sobald er mit dem Tor fertig war.
Kat-a-kat-a-kat : Das Tor lachte sie aus, es klang wie ein metallisches Kichern.
Als die Hölle lachte und sich in Laylas Kopf zu Hause fühlte, rückte sie von Talia ab und ließ ihre Hand los.
Kat-a-kat-a-kat: Am besten gibst du jetzt auf.
Nein .
Kat-a-kat-a-kat: Du gehörst nicht zu ihnen. Du gehörst zu mir.
Nein.
Kat-a-kat-a-kat: Er kann mich nicht zerstören.
Doch. Er kann alles.
»Layla?« Talias Gesicht tauchte vor ihr auf.
»Ich glaube, ich gehe zurück in mein Zimmer.« Layla zwang sich zu lächeln. »Ich werde duschen. Es wird sicher eine lange Nacht.«
»Soll ich dich hinbringen?«, fragte Talia und blickte über ihre Schulter zu Adam.
Erneut spürte Layla ihre Einsamkeit. Sie wehrte sich gegen das Gefühl der Leere. In Kürze kam Khan zurück. Sie blickte auf das Gemälde der Zwielichtlande über dem Kamin. »Ich möchte ein wenig allein sein, aber kann mir jemand das Gemälde nach oben bringen?«
Khans Erscheinen am Fenster gestern Nacht war gruselig gewesen. Doch sie musste mit ihm sprechen. Unbedingt.
Als sie zu ihrem Zimmer floh, ließ das Rattern in ihrem Kopf nach, aber sie war sicher, dass das Tor noch immer existierte.
12
Khan hob den Arm, um auf die schwarze Blüte einzuschlagen. Rauch stieg ihm in die Nase und raubte ihm den Atem. Schweiß lief über seine nackten Schultern und bahnte sich einen Weg durch den Ruß auf Brust und Bauch. Jede Muskelfaser und jede Sehne schrie ob dieser schweren Arbeit auf.
Er schuftete stundenlang, bis er registrierte, dass der blassblaue Himmel sich im Licht der untergehenden Sonne langsam orange färbte. Die Welt der
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