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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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Saxofon. Abgestandener Zigarettenrauch hing in dem Raum und hinterließ einen beißenden, bitteren Geschmack in seinem Mund. Er atmete die erbärmliche Luft ein und fühlte sich so wohl wie die ganze Zeit nicht, seit er mit dem nackten Hintern vor diesem verdammten Theater gelandet war.
    Custo war seit zwei Jahren tot, aber Jack Stampos stand noch immer hinter dem Tresen. »Ich fasse es nicht!«
    Custo zog Annabella mit sich zur Bar und schüttelte Jack die Hand. »Es ist lange her.«
    Jack sah älter aus: An seinem Haaransatz hatten sich zwei tiefe Geheimratsecken gebildet. Die bescheidene Beleuchtung des Clubs betonte die tiefen Falten in dem Gesicht des Mannes.
    »Das ist Annabella«, stellte Custo sie vor, zerrte sie neben sich, und, um sie noch mehr zu ärgern, fügte er hinzu, »meine Liebste.«
    Sie gab ein wütendes, aber niedliches Grunzen von sich und sagte so laut, dass Jack es hören konnte: »Wohl kaum.«
    »Es freut mich jedenfalls, Sie kennenzulernen«, antwortete Jack. Er bedachte Custo mit einem Blick, der so viel sagte wie Na, mit der wirst du es aber nicht leicht haben. Dazu brauchte Custo nicht erst seine Gedanken zu lesen.
    Für heute Abend hatte er jedenfalls genug vom Gedankenlesen. Der Preis war zu hoch.
    Custo beugte sich über die Bar und fragte bedeutungsvoll: »Gibt es oben eigentlich noch dieses Zimmer?«
    Annabella erstarrte und rammte ihm einen ihrer spitzen Ellbogen in den Bauch.
    Jack lachte. »Ja, das gibt es noch, aber das kostet.«
    Das war zwar neu, aber Custo hatte nichts dagegen. Er griff nach seiner Brieftasche. »Wie viel?«
    »Steck dein verdammtes Geld weg«, erwiderte Jack. Er schenkte ein Getränk ein, trat einen Schritt zurück, ging in die Knie und zog einen Gitarrenkasten unter der Bar hervor. »Wenn du spielst, bekommt ihr beide auch noch ein Abendessen.«
    »Du machst wohl Witze«, sagte Annabella. »Mir ist ein Monster auf den Fersen. Außerdem bringen mich diese Absätze um. Ich will ins Bett.«
    »Oh, wir gehen gleich ins Bett«, sagte Custo und nahm die Gitarre. Bei dem ›wir‹ erntete er erneut einen düsteren Blick. Doch alles war gut, was sie von dem Wolf ablenkte. »Auch noch Abendessen, ja?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, hast du immer Hunger.«
    Jack bezog sich auf die Tage, als Custo gerade die Schule beendet hatte. Adam bot ihm eine Stelle in der Firma seines Vaters an, die er aus Stolz jedoch abgelehnte. Ein weiteres Almosen hätte Custo mehr gekostet als irgendein Gehaltsscheck je hätte decken können. Es war an der Zeit gewesen, etwas aus sich zu machen, seinem Vater zu zeigen, was er so viele Jahre zuvor einfach weggeworfen hatte.
    Damals lebte er ein paar Monate von der Hand in den Mund, bis Adam ihn anrief und verzweifelt um Hilfe bat. Jacob, Adams älterer Bruder, war verrückt geworden, hatte sich in einen Geist verwandelt und Adams perfekte Familie umgebracht. Der Rest war die Geschichte von Segue.
    »Ich bin müde, Custo«, sagte Annabella.
    Ganz bestimmt war sie das, aber sie würde leben. Und wenn der Wolf sich entschloss … sie anzugreifen , eignete sich dieser Ort genauso gut wie jeder andere, um ihm klarzumachen, dass Custo Annabella nicht hergeben würde.
    Sie setzten sich an einen Tisch in der Nähe der Bühne. Die hinteren Tische waren überwiegend mit Musikern besetzt, die auf Annabellas Kleid starrten oder – je nach Blickwinkel – dorthin, wo sich keines mehr befand. Neben der behelfsmäßigen Bühne war es jedenfalls heller, was Annabella etwas beruhigen durfte. Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder. Vor ihr stand ein Glas Wein, noch ein Geschenk von Jack.
    Custo öffnete die Schnallen an dem Gitarrenkasten, während der Kerl am Saxofon sein Stück beendete. Beim Öffnen des Deckels schwappte der angenehme Duft von Holz in die abgestandene Luft des Clubs. In dem Kasten lag eine wunderschöne Jazzgitarre mit gewölbter Decke, eine Benedetto. Sie war am Hals mit Intarsien aus Abalonen verziert und bestand ansonsten wahrscheinlich aus Walnuss und Ahorn. Er hob das glänzende Instrument auf sein Knie. Jack musste sie kürzlich für sicher nicht wenig Geld erworben haben. Es bedeutete eine Ehre, darauf spielen zu dürfen.
    Jack betrat die Bühne, während der Kerl am Saxofon spärlichen Applaus entgegennahm. »Es gibt eine kleine Programmänderung. Ihr werdet ganz sicher nichts dagegen haben, wenn ihr ihn hört. Custo? Bist du bereit?«
    Custo stieg auf die Bühne und zwang sich, nicht zu Annabella zu sehen, obwohl er sie

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