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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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entgegenhielt. »Was mich dort unten erwartet, kann nicht beängstigender sein als das, was der Wolf mir antun wird. Er muss uns dicht auf den Fersen sein – die Schatten sind durch nichts aufzuhalten – und wenn er uns das nächste Mal angreift, haben wir keinen Flammenwerfer, um ihn abzuwehren.« Sie deutete auf den Tumult unter ihnen. »Der Orden verfügt über wichtige Informationen und braucht deine Hilfe. Ich komme mit, ob es dir passt oder nicht.«
    Annabella ging über das Dach auf eine rote Metalltür zu, und Custo blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Sie schien entschlossen, sich in den Kampf zu begeben. Für ihn war das in Ordnung, aber eindeutig nicht für sie. Außerdem befanden sie sich auf der falschen Seite der Schlacht; um zu Adam und den Verteidigern des gefallenen Turms zu gelangen, mussten sie an den Geistern vorbei. Auch wenn er mit bloßen Händen Geister töten konnte – wie er und die anderen Engel es in der Nacht der Galavorstellung getan hatten – , waren es deutlich zu viele, um sie allein zu überwältigen. Aber an all das dachte Annabella nicht.
    Wie üblich schien sie entschlossen, die Nervensäge zu geben.
    Die Tür öffnete sich zu einem Treppenhaus, das zu einer oberen Etage des Gebäudes führte. Anscheinend beherbergte sie eine Reihe kleiner, selbständiger Unternehmen, neben deren Türen kleine goldene Schilder hingen. Sie fuhren mit dem zentralen Aufzug zur Lobby. Custo mied den Haupteingang und stürzte durch ein unvollständig wirkendes Personalbüro, um durch den Hinterausgang zu einem Parkplatz jenseits der Hauptstraße zu gelangen.
    Er versteckte Annabella hinter einem Müllcontainer und musterte die umfangreiche Armee stinkender Geister, die von Adams Schussfeuer zurückgehalten wurde. Mehr als hundert trafen auf die Verteidigungslinie, die die Männer aus Segue vor dem eingestürzten Turm bildeten.
    Es gab keinen Weg, von hier zu entkommen. Der Wolf konnte sie jeden Augenblick einholen, dann waren sie umzingelt. Sie mussten weiter. Vielleicht, wenn sie eine Runde um …
    »Wer ist das?« Annabella stupste ihn an.
    Custo blickte in die Richtung, in die sie zeigte. Etwa zehn Meter entfernt von ihnen befand sich ein blinder Fleck zwischen einer niedrigen Betonmauer und einem Gebäude.
    »Vor einer Sekunde war er noch da«, sagte sie.
    Vor dem weißen Beton bildete sich eine feine dunkle Rauchsäule. Aus der dichten Menge wurde ein Geist nach hinten gezerrt und verharrte mitten in der Luft. Obwohl dieser zum Teil von Schatten verdeckt war, sah Custo, wie dem Geist plötzlich der Kopf umgedreht wurde und er tot auf dem Boden zusammensackte.
    Bei der plötzlichen Bewegung drehten sich zwei andere Geister in ihrer Nähe um und bleckten die Zähne. Die Schattenwolke riss dem einen den Kiefer weg, und der andere ließ nach einer verwischten Bewegung den Kopf hängen und brach zusammen.
    Der dunkle Schatten kroch über den Parkplatz. Ein dritter Geist warf sich plötzlich auf einen rostigen Pfahl.
    Nacheinander wurden die Geister von hinten aus dem Pulk entfernt.
    Der Schattenmann musste Adam zu Hilfe gekommen sein. Und dabei hatte er gesagt, es sei ihm egal.
    Neben einem Betonpfeiler stoppten die wirbelnden Schatten. In den Tiefen war das ernste Gesicht des Todes zu erkennen, seine erbarmungslose Miene, die funkelnden, tiefschwarzen Augen. Er blickte zu dem Müllcontainer und sagte: »Tu dir bloß keinen Zwang an.« Seine Worte waren deutlich zu verstehen, obwohl er über die Entfernung hinweg zu nuscheln schien.
    Sarkastischer Mistkerl. Custo hatte das Himmelstor überwunden, um die Welt von den Geistern zu befreien; wenn er ihnen den Hals umdrehen konnte, würde er es tun.
    »Ich kann nicht helfen. Ich habe eine menschliche Frau bei mir«, entgegnete Custo. Er konnte, wollte Annabella nicht eine Sekunde allein lassen. »Sie ist mit etwas infiziert worden.«
    Der Schattenmann neigte den Kopf und blickte aufmerksam über die Trümmer und Wagen auf dem Parkplatz hinweg. Wäre Annabella nicht von dem Müllcontainer verdeckt gewesen, hätte Custo geglaubt, er mustere sie.
    »Sie ist ohnehin verloren«, stellte der Schattenmann fest und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Horde Geister zu.
    Custo richtete sich auf. »Nur über meine Leiche.«
    »Du bist schon tot. Sei nicht albern.« Die Schatten um ihn zogen sich zurück, und seine Gestalt wurde in Gänze sichtbar – er war groß, breit, unvorstellbar stark und grausam. Sein Trenchcoat, der aussah, als sei er aus

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