Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
Vom Netzwerk:
machen, nachdem ich weggelaufen bin. Wir müssen als Erste bei ihr sein.«
    Custo sah ihr fest in die Augen. »Ich schicke eine Einheit zu deiner Familie, aber wir fahren zum Turm.«
    »Nein. Wir sprechen hier von meiner Mutter.«
    »Bella. Sieh noch einmal in den Spiegel.«
    Annabella hielt den Blick auf sein Gesicht gerichtet und rührte sich nicht.
    Er schüttelte den Kopf, nein. »Wir müssen herausfinden, was mit dir passiert ist und ob man es rückgängig machen kann. Mein Gefühl sagt mir, dass der Wolf dir folgen wird, anstatt irgendwelche Drohungen gegen deine Familie wahr zu machen, insbesondere, da du jetzt mit Schatten infiziert bist. Erinnerst du dich, was mit Abigail passiert ist?«
    Annabella blieben die Worte im Hals stecken. Sie konnte sich sehr gut an die Besetzung von Abigails Körper erinnern. Das war beängstigend, unfassbar grausam gewesen. Aber sie wollte, dass ihre Mutter und ihr Bruder in Sicherheit waren.
    »Die Entscheidung steht fest, Annabella«, erklärte Custo in einem Ton, der keine Widerrede duldete. »Wir müssen Hilfe für dich besorgen, bevor der Wolf uns einholt. Ich glaube nicht, dass uns viel Zeit bleibt.«
    Der Armeewagen preschte aus dem Betonbunker. Ein Hubschrauber wartete, seine Propellerblätter verursachten einen ohrenbetäubenden Orkan. Der aufwirbelnde Schmutz brannte Annabella in den Augen. Auf Custos Anweisung half der Fahrer ihr hinein, obwohl sie immer noch keine Hilfe brauchte. Sie sah absonderlich aus, aber sie war nicht hilflos.
    Noch bevor sie den Gurt richtig festgezurrt hatte, hob der Hubschrauber bereits ab und flog in Richtung Stadt. Annabella starrte auf die Haut an ihren Händen, während Custo in sein Headset schrie.
    »Noch einmal, Adam!« Custo legte die Stirn in Falten und zog die Augen zusammen, während er aufmerksam lauschte. Er rieb sich mit der Hand durch das Gesicht. »Ich bekomme kein klares Signal.«
    »Wie lange werden wir voraussichtlich brauchen?«, fragte er den Piloten.
    »Siebzehn Minuten.«
    Custo sah sich nach ihr um. »Wie fühlst du dich?«
    »Gut. Unverändert.« Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ihr wurde immer kälter.
    Annabella beobachtete, wie Custos Arm heilte, in Minutenschnelle wuchs die Haut von innen heraus zu. Auch der Knochen schien wieder gerade zu sein. Sie versuchte, ihr Zittern unter Kontrolle zu halten, während sie zuhörte, wie Custo eine Reihe von Anrufen tätigte. Man hatte ihre Mom abgeholt. Sie fluchte wie verrückt, war jedoch wohlauf. Die Polizei würde sie einer Einheit aus Segue übergeben, was sie erst richtig in Rage bringen würde. Der Sicherheitsdienst des Campus hielt ihren Bruder ebenfalls fest. Annabella konnte nichts tun als warten und hoffen, dass sie sich in Sicherheit befanden.
    »Ach, verdammt.« Custo blickte aus dem Fenster auf die Stadt unter sich.
    Annabella beugte sich vor und sah ebenfalls hinunter, konnte das Chaos jedoch nicht gleich deuten. Ein schmales Gebäude war zur Hälfte eingestürzt, die straßenseitige Wand in sich zusammengebrochen. Auf dem Bürgersteig lagen große weiße Steine herum und hatten zwei Autos unter sich begraben. Andere Fahrer waren Hals über Kopf aus ihren Wagen geflüchtet, die nun wie in einem Katastrophenfilm mitten auf der Straße standen.
    Der Hubschrauber senkte die Flughöhe, und langsam konnte Annabella Menschen erkennen: Eine Reihe bewaffneter Soldaten kauerte hinter den Trümmern und schoss auf einen bewaffneten Pulk, der in das eingestürzte Gebäude vordringen wollte und ganz offensichtlich keine Angst vor Waffen hatte.
    Der Hubschrauber setzte auf dem Dach zur Landung an. Aus dieser Perspektive kam ihr die Straße vertraut vor. Das zerstörte weiße Gebäude unter ihnen musste der Weiße Turm sein. Er stand an der Stelle einer einst verborgenen Gasse. Jetzt war er deutlich zu erkennen. Soldaten aus Segue halfen den gefallenen Engeln, die eindringenden Geister aufzuhalten.
    »Adam ist zu spät gekommen«, stellte Custo fest.
    »Oder gerade noch rechtzeitig«, erwiderte Annabella und löste ihren Gurt. »Wir müssen uns beeilen.«
    Custo legte eine Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück. »Ich lasse dich nicht nach unten.«
    »Ha! Ich habe dich nicht um Erlaubnis gebeten.« Sie öffnete die Hubschraubertür und stemmte sich gegen den Wind, ihre Haare wehten in alle Richtungen.
    Custo stieg mit steinerner Miene hinter ihr aus. »Annabella … «
    Sie schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihm ihre mit Schattenadern überzogenen Handflächen

Weitere Kostenlose Bücher