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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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sie an eine Wand und bog ihr die Hände auf den Rücken. Welcher Idiot auch immer sie so festhielt, dachte wahrscheinlich, dass ihr dieser Griff wehtat, aber er täuschte sich. Sie tanzte, seit sie vier war; sie war vollkommen biegsam. Wenn sie wollte, hätte sie sich befreien können, aber sie wartete auf ein Zeichen von Custo.
    Ließ es geschehen.
    Eine Hand tastete ihren Körper ab und griff zwischen ihre Brüste, als seien sie groß genug, etwas dazwischen zu verstecken. Dann fasste der Idiot zwischen ihre Schenkel. Das war überaus demütigend. Er fand ihr Mobiltelefon – man musste kein Genie sein, um in ihrer Tasche nachzusehen. Dann wurde sie plötzlich zurückgerissen und aus der Tür gestoßen. »Wenn er zuckt«, rief ihr Entführer, »erschießt ihn.«
    »Er hat mir geholfen«, sagte Annabella, als sie endlich einen Blick auf den berüchtigten Adam erhaschte. Dunkle Haare, kantiges Gesicht, zusammengebissene Zähne. Wenn er nicht ein solches Arschloch gewesen wäre, hätte er vielleicht gut ausgesehen.
    »Das bezweifle ich.« Adam führte sie zu einem schwarzen Geländewagen, der im Leerlauf vor dem Gebäude wartete.
    Die Straße war dunkel. Als sie kurz zu den Schatten sah, bewegten sich diese. Wenn sie schon nicht Custo haben konnte, wollte sie zumindest ihre Taschenlampe, aber sie bezweifelte, dass Adam zurücklaufen und sie ihr holen würde. Von innen wurde die Beifahrertür des Geländewagens geöffnet.
    »Nein, Sie begreifen nicht«, sagte sie, »er ist ein bisschen verrückt, aber ich schwöre, dass er nichts Falsches getan hat.« Sie versuchte, sich aus Adams brutalem Griff zu befreien, während er sie in das Fahrzeug drängte.
    »Nein, Sie begreifen nicht, Misses Ames.«
    Woher kannte er ihren Namen?
    »Dieser Mann kann nicht Custo Santovari sein.« Adams Augen wirkten hart, sein Mund war von den starken Gefühlen grausam verzerrt. »Der Custo, den ich kenne, ist vor über zwei Jahren gestorben.«

4
    Blut tropfte von Custos Arm auf den kalten Betonboden der Zelle. Ein tiefer Schnitt in seinem Unterarm, der Haut und Muskeln verletzt hatte, bereitete ihm heftige Schmerzen – ein Abschiedsgeschenk von einem von Adams Männern, und ein Test: Geister heilten sehr schnell, Menschen nicht.
    Nicht, dass Custo eine Willkommensparade erwartet hatte; Adam musste alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen treffen. Custo lehnte an der Zellenwand – sein Hintern war von dem langen Sitzen auf dem harten Boden schon ganz taub – , sein Unterarm ruhte gut sichtbar auf seinen Knien. Den Ärmel hatte er über den Ellbogen nach oben geschoben. Die einfachste Methode, Geister zu identifizieren, bestand darin, ihnen bei der Heilung zuzusehen, eine beeindruckende Mischung aus Albtraum und Wunder.
    Custo war selbst mehr als neugierig. Heilte ein Engel, der sich unerlaubt entfernt hatte, genauso schnell?
    Das monotone Grau der Zellenwand wurde lediglich von einem langen, knapp handbreiten Schlitz aus dickem Plexiglas durchbrochen. Es gab keine Möglichkeit, Essen hereinzubringen, ohne die zwei Fuß dicke, stahlverstärkte Tür zu öffnen. Abgesehen von dem metallischen Geruch seines Blutes roch die Luft nach Erde, als befände sich die Zelle in einem Keller, und war vom eigenartigen Körpergeruch der lebenden Toten durchzogen. Eine Geisterzelle.
    Custo kannte die drei Einrichtungen von Segue im Nordosten der USA wie seine Westentasche – er war bei allen an der Planung beteiligt gewesen – aber dieses Gebäude kam ihm nicht bekannt vor. Es musste neu sein, und falls das stimmte, dauerte der Geisterkrieg an, und seit seinem Tod mussten mindestens ein paar Monate vergangen sein. Da er in Annabellas Gedanken gelesen hatte, dass sie grundsätzlich von den Geistern wusste, musste die Bedrohung offiziell bekannt sein. Er rechnete. Wahrscheinlich war mehr als ein Jahr vergangen. Kein Wunder, dass Adam misstrauisch war.
    »Ich bin kein Geist, Adam«, rief Custo. Seine Stimme hallte ihm von der Wand entgegen.
    Wie erwartet, erhielt er keine Antwort.
    Custo öffnete seinen Geist und ortete Adam, der sich auf der anderen Seite der Zellenwand befand. Custo las seine Gedanken: Sein Freund war entschlossen, den Test abzuwarten. Custo drang weiter in Adams Verstand vor und versuchte, seine tiefer liegenden Gedanken zu ergründen, aber wie immer konnte er nur die Gedanken lesen, die die unmittelbar bevorstehenden Handlungen betrafen, und auch auf die konnte man sich verlassen. Ständig änderten die Leute ihre Meinung.
    Er suchte

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