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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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nicht gab. Aber hier war sie. Hier in diesem bedrückenden Bunker. Ganz echt. Wenn es die »wahre Liebe« gab, dann war sie das.
    »Bitte überanstrenge dich nicht«, sagte Adam sanft und ging die Halle hinunter.
    Annabella schluckte heftig, packte ihr neu erworbenes Wissen beiseite, um sich später damit zu beschäftigen, und folgte der watschelnden Talia auf die Krankenstation. Zischend schlossen sich die Schiebetüren hinter ihnen. In der Mitte des Eingangsbereiches stand ein langer weißer Tresen, hinter dem ein großer breitschultriger Pfleger Dienst tat. »Geht es Ihnen gut, Dr. Thorne? Machen die Babys Schwierigkeiten?«
    »Ich bin nicht meinetwegen hier, Rudy«, antwortete Talia. »Ich bin wegen Misses Ames hier. Sie braucht ein Einzelzimmer und muss sich richtig ausschlafen. Können Sie mir helfen, sie unterzubringen?«
    »Die Fünfzehn ist frei«, sagte Rudy. Er blickte zu Annabella. »Brauchen Sie etwas zum Einschlafen?«
    Daran hatte sie nicht gedacht. Vielleicht war es eine gute Idee, etwas zu nehmen. Eine Schlaftablette konnte sie für acht bis zehn Stunden ausschalten, sie würde erfrischt aufwachen und war bereit für den größten Tag ihres Lebens. Ohne das war ihr Ausruhen vermutlich zum Scheitern verurteilt.
    »Ja«, sagte sie. »Haben Sie etwas Leichtes? Etwas, das mich schlafen lässt, aber nicht gleich ins Koma versetzt?«
    »Ich sehe, was ich tun kann. Die Fünfzehn ist direkt dort drüben.« Rudy deutete den Gang hinunter. »Brauchen Sie sonst noch etwas für die Nacht? Kontaktlinsenmittel oder irgendetwas anderes?«
    Annabella blickte zu Talia. »Nicht, wenn ich meine Tasche zurückbekomme.« In der sich zufällig ein alter, zerquetschter Schokoladenproteinriegel befand. Ihr Abendessen.
    »Natürlich. Adam ist sorgfältig.« Talia stieß einen tiefen Seufzer aus. »Gehen Sie in Ihr Zimmer. Ich erledige einige Anrufe und lasse sie Ihnen gleich bringen. Sie werden umgehend im Bett liegen und schlafen.«
    »Danke«, sagte Annabella. Das Wort fühlte sich komisch an. Wieso um alles in der Welt bedankte sie sich bei ihr? Dafür, dass sie ihr die Tasche wiedergab, die sie bei ihrer Entführung konfisziert hatten? Verrückt. Andererseits hatte Talia sich ihr gegenüber ausschließlich freundlich verhalten. Und was war mit Custo? Verhielten sie sich ihm gegenüber auch freundlich?
    Annabella schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Sie war zu müde, um nachzudenken und konnte ohnehin nichts tun. Sie würde schlafen und sich morgen um alles kümmern. Also drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zu jener Tür, über der ein Zettel mit der Nummer fünfzehn hing.
    Sie fasste die Klinke und trat ein. Ein kleiner und ordentlicher Raum. In der Mitte der gegenüberliegenden Wand stand ein mit weißen Laken bezogenes Krankenhausbett, am Fußende lag eine zusammengelegte beige Decke. Schräg gegenüber vom Eingang befand sich eine weitere Tür. Sie war nur angelehnt. Durch den Spalt sah Annabella den glänzenden Rand einer Toilette, die ein eigenes Bad versprach. Nicht luxuriös, aber sauber.
    Okay. Hier konnte sie sich eine Nacht ausruhen. An Rudy, dem zum Pfleger gewordenen Linebacker, kam nichts vorbei. Vielleicht stellte das tatsächlich die beste Lösung dar.
    An der Konsole über dem Bett befand sich ein Oberlicht. Annabella ging darauf zu und suchte nach dem Schalter, um für etwas zusätzlichen Schutz zu sorgen. Während sie an der Lampe herumfummelte, wurde die Tür hinter ihr geschlossen.
    Die Schlaftablette? Ihre Tasche?
    Sie drehte sich um und entdeckte einen Soldaten. Er hatte einen Bürstenhaarschnitt und einen breiten Kiefer. Seine kräftigen, von der Sonne gebräunten muskulösen Arme wurden von einem engen ärmellosen T-Shirt betont. Er trug sackartige Tarnhosen, die in schwarzen Stiefeln steckten. Keine Tasche.
    Als er nichts sagte, fragte sie zwangsläufig: »Ja?«
    Er legte den Kopf extrem auf die Seite, neigte das Kinn etwas nach unten und ließ sie nicht aus den Augen.
    Vielleicht war der Kerl verwirrt. »Rudy, der Pfleger am Empfang, hat mir den Raum zugewiesen«, erklärte sie.
    Lautlos schlich der Soldat einen Schritt nach vorn. Das Licht der Bettlampe fiel auf sein Gesicht, beleuchtete einige alte Aknenarben auf seinen Wangen und seine gelben Augen.
    Ein Schaudern überlief Annabellas Körper, ihr Herz klopfte laut. Sie ließ die Hand auf das Kopfteil des Krankenhausbettes fallen und drückte die Klingel, um den Pfleger zu rufen.
    Der Soldat schlich noch einen

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