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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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Dort befand sie sich erst, wenn man Jaspers Leiche gefunden hatte.
    »Wo ist sie?«, fragte Custo und schob einen Agenten aus dem Weg. Der Idiot wühlte in einem Erste-Hilfe-Kasten, um ihn zu verbinden. Er brauchte keine medizinische Hilfe. Sein Körper stand in Flammen, er heilte von allein.
    Custo wollte zu Annabella. Er musste sie sehen, bevor Luca ihn wer weiß wohin zerrte.
    Ging es ihr gut? War sie verletzt? Wusste sie, wie knapp sie einer Katastrophe entgangen war? Er ließ seinen Geist durch das Theater gleiten, aber er war zu angespannt, um sich auf einzelne Personen zu konzentrieren.
    Als Custo gesehen hatte, wie dieses … dieses Wesen … Annabella in seinen Fängen gehalten hatte, hätte er den zum Wolf gewordenen Japser am liebsten in Stücke gerissen. Dem Geruch nach zu urteilen hatte Custo ihn zumindest verletzt, ihn heftig verbrannt. Custos Berührung hatte dieselbe Wirkung wie Talias Stimme – sie zwang den Wolf zurück in die Schatten. Im einen Augenblick war er noch greifbar gewesen, im nächsten hatte er sich in Schatten aufgelöst. Wie gern hätte er ihn persönlich zurück in die Zwielichtlande gebracht.
    Er entdeckte Annabella in ihrer Garderobe, ihre Miene angespannt. Schmale rosa Spuren in ihrer weißen Schminke und zwei rote Flecken unter ihren Augen verrieten ihm, dass sie geweint hatte.
    Bleib, wo du bist , dachte sie, sagte jedoch nichts, als sie ihn sah. Komm bloß nicht in meine Nähe.
    Also blieb Custo an der Tür stehen. Adam, der selbst etwas angeschlagen war und blutete, saß neben ihr.
    Er stand auf und kam auf Custo zu. »Venroy, der Direktor, war hier und hat ein paar Worte zu dem ›Eifersuchtsdrama‹ auf der Bühne gesagt. Das wird zwar einige Folgen haben, aber er will trotzdem, dass Annabella und Jasper morgen Abend an dem Empfang teilnehmen.«
    »Man hat Jasper gefunden? Lebend?« Custo konnte es nicht glauben.
    »Er lag ausgekühlt in seiner Garderobe, aber er kommt wieder in Ordnung. Ich habe ihm erklärt, dass er trotz der Drogen, die er intus hatte, eine eindrucksvolle Vorstellung abgeliefert hat.« Adam zuckte mit den Schultern. »Etwas Besseres ist mir nicht eingefallen, aber er nimmt jetzt Glückwünsche entgegen. Deshalb gehe ich davon aus, dass er sich entschieden hat, es zu glauben. Er verfügt über ein beträchtliches Ego.«
    Forschend blickte Custo zu Annabella. Sie grämte sich mit Schuldgedanken. »Aber es ist jemand gestorben«, fuhr Adam fort.
    »Wer?«
    Adams Miene wurde ernst. »Ein Mann namens Peter Wells, Annabellas Nachbar. Ich habe einen Anruf von einem Informanten bei der New Yorker Polizei erhalten. Deshalb bin ich heute Abend so spät hier gewesen. Die Polizei will sie in Zusammenhang mit dem Mord verhören.«
    »Zufall?«
    »Nein«, entgegnete Adam, »das glaube ich nicht. Ich habe in Segue eine Untersuchung eingeleitet, nachdem ich am Tatort gehört habe, welche Maßnahmen die Polizei ergreift. Wir geben den Geistern die Schuld und schließen die Sache schnell ab.«
    »Mir ist übel«, unterbrach Annabella. Sie griff den Mülleimer zu ihren Füßen und würgte.
    Custo eilte zu ihr und strich mit der Rückseite seiner Finger über ihren Nacken, dann ließ er die Hand auf ihrer Schulter ruhen und drückte sie. »Alles wird gut.«
    »Aber nicht für Peter«, sagte sie und schüttelte seine Hand ab. Rühr mich nicht an, dachte sie, während sie sich abwandte und anfing, ihre Schminkutensilien in ihrem Werkzeugkasten zu verstauen. Ihre Hände zitterten so stark, dass sie nicht sehr schnell vorankam.
    »Du hast ein Team zur Verfügung, um sie zurück nach Segue zu bringen«, fuhr Adam fort. »Ich räume hier auf.«
    Wenn das doch nur so einfach wäre. Custo zog Adam mit sich in den Flur. »Adam, ich weiß nicht, ob ich kann. Es ist jemand hier, um mich zu holen, um mich dorthin zurückzubringen, wo ich herkomme. Ich werde versuchen, mit ihm zu verhandeln, aber ich glaube nicht, dass er auf mich hört. Wahrscheinlich war es das für mich.« Er fand es schrecklich, darum zu bitten, aber er zwang sich dennoch dazu. »Ich muss dich eventuell bitten, dich, so gut du kannst, um Annabella zu kümmern, bis Talia in der Lage ist, den Wolf zu vernichten.«
    Talia würde erst in Wochen niederkommen. Welchen Schutz konnte Segue Annabella vor einem Wesen bieten, das sie in den Schatten verfolgen konnte?
    Adams Miene verfinsterte sich noch mehr. »Dein Cousin?«
    Na, wunderbar. Custo verspannte sich und nickte. Luca war in gewisser Weise ein Verwandter.

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