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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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war es ihm egal.
    Himmel hilf mir.
    Wolf verbarg sich in den tiefen, brachliegenden Schatten der Wohnung. Sie waren im Badezimmer. Im Bett. Zusammen. Verschmolzen.
    Vor lauter Sehnsucht sträubte sich sein Fell, er keuchte heftig vor bitterem Verlangen. Lustvolle Gerüche lösten menschliche Gefühle in ihm aus und ließen seinen schattenhaften Körper erschaudern. Sie durchdrangen seinen animalischen Geist, erfüllten seinen Atem mit neuen, heftigen Worten, während ihn dunkle und brutale Gedanken beherrschten.
    Die Frau gehörte ihm . Sie gehörte zu ihm. Hatte er ihr nicht gerade erst gezeigt, wozu sie gemeinsam in der Lage waren? Hatte er nicht ihre schönsten Träume wahr werden lassen?
    Wolf zog die Lefzen über seinen nassen Zähnen hoch, ein Knurren rollte durch seine Brust. Das Bett sollte rot durchtränkt sein. Annabella sollte vor ihm knien und ihm ihren geschmeidigen Rücken entgegenbiegen.
    Aber er konnte nicht eintreten. Das Engelslicht verbannte ihn. Er war noch nicht stark genug. Nicht annähernd stark genug, um ihre sinnliche Verbindung zu stören. Die Sterblichkeit machte ihn kleiner, er brauchte länger, um in der Dunkelheit seine Gestalt zu formen, die Schatten aus Zwielichtlande waren weniger bereit, seine Wiederherstellung zu nähren. Seine Wiedergeburt verlangte Zeit, das war der Fluch menschlicher Existenz.
    Nur sein Name, Wolf , verhinderte, dass der Prozess endlos dauerte. Ein Name. Wolf. Macht.
    Und sie hatte sie ihm verliehen. Sie musste wissen, dass sie zu ihm gehörte. Dass sie zusammen großartige Sachen erreichen konnten und er ihre kühnsten Fantasien übertraf. Sie musste es wissen.
    Und wenn nicht, würde er es ihr zeigen.
    Oh, verdammt. Was hatte er getan?
    Custo musste sich überhaupt nicht anstrengen, um die Gedanken zu lesen, die in ihrem Kopf herumwirbelten. Sie sagte sich fortwährend, dass sie sich entspannen sollte, ruhig bleiben, locker machen – offenbar waren ihre Gefühle alles beherrschend. Er musste ihr jetzt alles erklären, ihr sagen, dass er sie verließ. Sie würde verletzt sein und ihn verfluchen, aber dem musste er sich stellen.
    Custo tätschelte Annabellas Hüfte. »Du solltest lieber aufstehen und dich fertig machen. Ich sehe nach Adam.«
    Sie runzelte die Stirn, ihre nackte Haut schimmerte wundervoll rosig. »Du verschweigst mir etwas.«
    Dass er sie verließ, wenn sie am verwundbarsten war? Dass er ihr schreckliches Wolfproblem jemand anders überließ? Sie würde ihm niemals vergeben.
    Custo schaffte es, einen Mundwinkel zu heben. Es war das Beste, was er tun konnte. Sie würde es noch früh genug herausfinden. »Großer Tag.«
    Annabella verdrehte die Augen, schob sich jedoch nackt aus dem Bett, elegant und lässig. Sie wusste, dass sie gut aussah – schlank, aber nicht ohne Kurven und aufgrund ihrer Kunst wohlgeformt. Bei diesen Gedanken geriet sein Blut erneut in Wallung, es juckte ihn in den Fingern, sie zu berühren. Sie stand auf, die leichte Erregung ihrer Brüste entging seiner genauen Beobachtung nicht, doch sie machte keine Anstalten, sich zu bedecken, während sie zum Badezimmer tappte und dabei ihren Hintern schwang. Mit funkelnden Augen blickte sie über ihre Schulter zu ihm zurück, um sich davon zu überzeugen, dass er sie beobachtete, drehte sich wieder um und knotete ihre Haare auf dem Hinterkopf zusammen, so dass ihr Körper voll zur Geltung kam. Custo richtete sich im Bett auf, um der Sirene zu folgen, aber ein wohlverdienter stechender Schmerz in seiner Seite erinnerte ihn an seine Pflichten.
    Sie ließ die Tür offen stehen, denn sie hatte immer noch Angst, allein zu sein, und vertraute auf seinen Schutz.
    Zum Teufel, er war ein echter Mistkerl. Aber … er würde wieder genauso handeln.
    Schwerfällig setzte sich Custo auf und griff sein Mobiltelefon.
    Adam nahm nach dem ersten Klingeln ab. »Hast du den Turm gefunden?«
    Er musste den Anruf erwartet haben. »Ja. Geht es Talia nicht gut?«
    Adam seufzte. »Sie ist brav, aber vor ihrer Niederkunft kann sie weder Geister noch den Wolf angreifen.« Adams Botschaft war unmissverständlich: Sobald Custo gegangen war, gab es keine Möglichkeit, Annabella zu schützen, nicht ohne Talias Leben und möglicherweise das ihrer Zwillinge zu gefährden. Adam erklärte ihm indirekt, für wen er sich im Ernstfall entscheiden würde.
    Custo empfand widerstreitende Gefühle: Zum einen schlicht und einfach Verständnis. Natürlich kamen für Adam Frau und Kinder zuerst. Auf der anderen Seite fühlte er

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