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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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der Stadt los und folgte ihm.
    Vor einem großen Torbogen blieb Custo erneut stehen. Dahinter befand sich eine Waffenkammer, in die Custo ehrfürchtig eintrat. Entlang der Wand standen weißblaue Glaskästen mit einer funkelnden Auswahl an Klingen, Handschellen, Bögen und seltsam geformten Waffen. Klingen dominierten. Schwerter – einige ziemlich breit, andere schmal – und krumme Säbel. Zu seiner Linken befanden sich Rüstungen. War das dort ein Brustpanzer? Er begriff instinktiv, dass es sich hierbei nicht um normale Waffen handelte; sie waren nicht von den Händen Sterblicher hergestellt und geschliffen worden.
    In der Mitte des Raumes befanden sich weitere Exponate. Schmale Schubladen deuteten daraufhin, dass sich darin noch mehr Waffen befanden. Von Neugierde getrieben trat er einen Schritt darauf zu und zog eine der Schubladen heraus. Vielleicht fand er jenen einem umgedrehten Dreizack ähnelnden Dolch, mit dem sie gestern Abend die Geister aus der Welt verbannt hatten.
    Die Schublade glitt geräuschlos auf, doch darin lag nur unterschiedliches Werkzeug auf blauem Samt. Enttäuscht strich er mit dem Finger über den groben Griff eines Schmiedehammers. Das abgenutzte Holz glänzte, der Kopf auf einer Seite stumpf und auf der anderen gerundet. Nicht gerade das, wonach er gesucht hatte.
    Als Custo die Schublade schloss, begann es in ihm zu arbeiten. Dieser Dolch wäre Adam in Segue verdammt nützlich. Wenn Custo seinem Führer nur einen Augenblick entkommen konnte, um den Raum zu durchsuchen …
    Luca zog die Augen zusammen; anscheinend konnte man aus dem Orden nichts stehlen.
    Custo hasste es nicht ohne Grund, wenn Engel seine Gedanken lasen. Er musste wenigstens in der Lage sein, an ein Verbrechen zu denken, wenn er schon nicht dazu kam, es auszuführen. War es ein Wunder, dass er keine Lust hatte, sich in der Nähe von seinesgleichen aufzuhalten? Verschwinde aus meinem Kopf!
    Er ertrug Lucas Gesellschaft nur deshalb, weil Luca nicht versuchte, sich mit ihm auf diese nervige Geist-zu-Geist-Art zu unterhalten.
    »Was machen diese Sachen hier, wenn sie woanders hilfreich sein könnten?«, fragte Custo. Mit anderen Worten: Ich kenne jemanden, der mit den richtigen Waffen eine ganze Menge Geister töten könnte.
    Luca zog eine Braue hoch und antwortete auf den unausgesprochenen Satz. »Adam muss mit dem zurechtkommen, was er hat. Die Waffen bleiben hier. Im Orden. Schließ dich uns an, dann kannst du dir deinen Teil nehmen.«
    »Aber dann muss ich einer von euch werden.«
    Luca lachte. »Das bist du doch schon. Ich weiß nicht, wieso du dich so dagegen sträubst. Nein, eigentlich verstehe ich es schon, aber ich hoffe, dass du zur Vernunft kommst.«
    »Tu dir keinen Zwang an.« Um das Thema zu wechseln, sagte Custo: »Ich sehe keine Schusswaffen.«
    Mit verschränkten Armen lehnte Luca am Eingang. »Wir debattieren schon lange darüber, ob wir moderne Kriegsmittel anschaffen sollten. Die meisten der jüngeren Mitglieder sind dafür, aber die Verwaltung des Ordens ist sehr altmodisch.«
    »Im Kontrollraum habt ihr die neue Technologie eingeführt«, stellte Custo fest.
    Luca zuckte mit den Schultern. »Viele unterscheiden strikt zwischen der Nutzung von Satelliten, die uns helfen, an Informationen zu kommen, und dem Einsatz von Automatikwaffen, mit denen Gewalt verbreitet wird. Jedes Leben, das zufällig verloren geht, ist eines zu viel.«
    Das wusste Custo aus eigener Erfahrung; es brannte wie die Wunde in seinem Bauch. Nichtsdestotrotz ließ sich nicht leugnen, dass Feuerwaffen aufgrund ihrer Genauigkeit gegenüber einer Gruppe von Geistern ziemlich nützlich waren.
    »Hier entlang«, sagte Luca und verließ die Waffenkammer durch einen weiteren kleinen Torbogen. »Versorgen wir erst einmal deine Wunde. Mit dieser Kugel in den Eingeweiden ist sonst keine Heilung möglich.«
    Custo folgte ihm widerwillig. Wenn sein Bauch nicht so geschmerzt hätte, wäre er zurückgeblieben. »Du hast gesagt, dass sie mich umbringt.«
    Die Vorstellung war mehr als beunruhigend. Er kannte seine Grenzen nicht – wusste nicht, dass es für ihn überhaupt Grenzen gab.
    »Das könnte passieren«, erwiderte Luca. »Wenn du ein Mensch wärst, wärst du schon lange tot.«
    Sie betraten einen Raum, der zu kleineren verglasten Räumen führte, die an die Operationssäle in einem Krankenhaus erinnerten. An einer Wand standen diverse Geräte ordentlich in einer Reihe. Zwei Frauen in weißen Kitteln warteten neben einem erhöhten Bett.

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