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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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Daneben stand ein schmaler Arbeitstisch mit einem Tablett voll verstörender Instrumente. Und – verdammt – mit einer Nadel und einer Spritze.
    »Ich dachte, Engel wären unsterblich«, sagte Custo. Er wollte nicht annähernd in die Nähe von diesem spitzen Instrument kommen. So stark waren seine Schmerzen nicht. »Wir sind bereits gestorben und wieder geheilt. Wie kann ich, wie können wir , getötet werden?«
    Luca machte eine freigebige Geste. »Weil wir in der sterblichen Welt sind. Alles und jeder hier ist … sterblich . Auf der Erde bist du ein sterblicher Engel, und als solcher alterst du und kannst getötet werden.«
    Das ergab keinen Sinn. »Erst gestern Abend bin ich von Geistern verprügelt worden, man hat sogar ein paarmal auf mich geschossen. Heute bin ich, von diesem nervenden Schmerz abgesehen, kaum angeschlagen.«
    »Gestern Abend hast du auf der Schwelle zum Tod gestanden, und das weißt du.« Luca hob eine Braue, als wollte er Custo auffordern, ihm zu widersprechen. »Hätten wir dir nicht geholfen, wärst du gestorben. Du hast diese Verletzungen ertragen und bist geheilt, weil du eine starke Seele hast, eine Seele, die fähig ist, viel Gutes oder Böses zu bewirken, je nach dem, wie du dich entscheidest. Aber wenn er stark genug belastet wird, kann und wird dein Körper sterben.«
    Custo erinnerte sich an die lähmende Dunkelheit und wie lange er auf das ersehnte Brennen gewartet hatte, das die Heilung begleitete. Ja, er war gestern Abend etwas Unwiderruflichem sehr nahegekommen.
    »Und was dann?« Custo war sich nicht sicher, ob er es wirklich wissen wollte.
    »Dein Leben hast du bereits verloren, du hast also nur noch deine Seele. Wenn du ein zweites Mal stirbst, stirbst du für immer. Die Entscheidung, in die sterbliche Welt zurückzukehren, ist deshalb eine schwierige und sollte wohlüberlegt sein.«
    Custo war über das Himmelstor gesprungen und wie verrückt auf die Bäume zugerast.
    »Da die zweite Geburt traumatisch und schmerzhaft ist, steigen die Engel in den sicheren, schützenden Turm herab, wo sie versorgt werden, bis sie stark und weltgewandt genug sind, um zu arbeiten, ohne die Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen.«
    Er war nackt und schockiert auf einem Bürgersteig wiedergeboren worden und hatte anschließend einen armen Tölpel um seine Kleidung und sein Bargeld gebracht.
    »Dann wird jeder sterbliche Engel mit einer Aufgabe, einer Mission zum Wohle der Menschheit, betraut. Normalerweise ist es zunächst etwas Kleines, Machbares. Dann folgt eine größere, schwierigere Aufgabe und dann eine weitere, bis der Engel sich entschließt, in den Himmel zurückzukehren, vorzugsweise lange, bevor er sterblichen Schaden erleidet«, endete Luca und wartete demonstrativ auf Custos nächste Frage.
    Aber Custo war immer noch mit der ersten beschäftigt. »Du sagst, dass ich sterben kann.«
    Lucas Mundwinkel zuckten. »Dass du sterben wirst , ja, wenn du lange in der sterblichen Welt bleibst oder nicht diese Kugel aus deiner Seite entfernst.«
    Der OP -Tisch stand bereit, die Nadel wartete.
    Nein, nein, nein . »Mir geht es vorerst gut.« Übersetzung: Jemand in Segue sollte die Kugel aus ihm herausholen. Seine Freunde warteten unten. Er war nicht scharf darauf, sich der Gnade der Frauen in Weiß auszuliefern.
    Du wirst schlafen . Es tut überhaupt nicht weh . Das kam von der Brünetten.
    »Rede nicht in meinem Kopf.« Custo knurrte fast. »Und nein, danke. Mir geht es gut.«
    »Du forderst das Schicksal gern heraus, nicht wahr?«, fragte Luca. »Nun gut, das ist wie immer deine Entscheidung. Hier entlang … « Sie drehten eine weitere Runde auf der ausladenden Treppe und betraten das Stockwerk darüber. Anstelle der breiten Torbögen in der Etage darunter führten hier diverse Flure vom Treppenabsatz weg. Luca ging in einen Flur, öffnete eine Tür und brachte ein einfaches, farbloses Schlafzimmer mit einem sich anschließenden Bad zum Vorschein. »Unterkünfte«, erklärte Luca.
    Der Raum war kaum mehr als eine Zelle. »Ich bin kein Mönch«, widersprach Custo.
    Luca seufzte schwer. »Wie schon gesagt, du forderst das Schicksal gern heraus. Das ist deine Entscheidung. Diese Räume werden nur zeitweilig genutzt. Die meisten erhalten eine Unterkunft in der Nähe ihres Postens irgendwo auf der Welt. Das schränkt das Kommen und Gehen im Turm ein und verringert die Gefahr, entdeckt zu werden. Wenn du im Kontrollraum arbeitest, wohnst du hier; wenn du draußen arbeitest, bekommst du ein

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