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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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zeigten Wetterdaten, während die auf der linken in rasendem Tempo Fernsehnachrichten in unterschiedlichen Sprachen sendeten.
    Die Männer und Frauen, Engel, widmeten sich verschiedenen Tätigkeiten. Alle waren modern gekleidet, als gehörten sie in die sterbliche Welt – einige lässig, andere eher geschäftsmäßig, und wieder andere trugen Kampfanzüge. Einige beugten sich über Konsolen und spähten besorgt auf ihre Bildschirme. Die Kommunikation verlief mit hoher Geschwindigkeit über die Gedanken. Engel vor Ort erhielten Hinweise auf »Einbrüche« und Konflikte sowie Anweisungen, diese zu lösen.
    GridC34 , rief ein Mann in einem Außenbezirk.
    Custo erschrak, bemerkte jedoch, dass sie auf einem der Bildschirme auf eine Ansammlung digitaler blauer Punkte deuteten und einen Ort auf einer Landzunge identifizierten, die von Inseln umgeben war. Griechenland.
    Gib mir Athen , antwortete ein anderer. Augenblicklich zeigte ein zentraler Bildschirm das Gesicht eines Mannes mittleren Alters, die schwarzen Haare von silbrigen Fäden durchzogen, um Augen und Mund hatten sich Falten in seine Haut gegraben. Aber trotz dieser Zeichen des Alters wirkte sein durchdringender Blick unter den ergrauten Brauen eindeutig engelhaft.
    Ein Engel, der alterte? Custo fehlten eindeutig ein paar Informationen.
    Der Mann ließ den Blick durch den gesamten Kontrollraum gleiten und verharrte bei Custo. Der verlorene Sohn?
    Die Aufmerksamkeit richtete sich kurz auf Custo, einige Dutzend Blicke, die alles sehen konnten, drangen in seine finstere Seele ein. Custo errötete, schob aber seinen Unmut beiseite. »Wohl kaum«, sagte er. Er mochte keine Gedankengespräche.
    Du hast einen weiteren Einbruch in der Nähe der Küste , erklärte ein Mann vom Boden, ohne auf Custo zu achten.
    Der Mann auf dem Bildschirm konzentrierte sich. Wir sehen es. Wahrscheinlich wieder eine Badenymphe, die versucht auszubrechen. Wasser ist unser empfindlichstes Medium. Ich schwöre euch, es vergeht keine Woche, in der sich nicht irgendein Narr vom Jenseits angezogen fühlt und dort verloren geht. Sex, Reichtum, sogar Essen – bei all den abschreckenden Geschichten dort draußen sollte man doch meinen, dass die Menschheit das ein oder andere begreifen würde. Aber nein, die Geschichten werden zu Mythen, und sie machen immer wieder dieselben Fehler. Wir danken euch. Das Bild des Mannes verschwand vom Bildschirm.
    Custo wandte sich an Luca. »Was ist das hier?«
    Luca lächelte. »Das ist der Orden, einer der Dienste, gegen die du dich im Himmel so vehement gewehrt hast. Der Turm ist unsere nordamerikanisch-europäische Einheit. Lass mich dir alles zeigen. Ich glaube, du wirst nicht enttäuscht sein. Vielleicht möchtest du sogar bleiben.«
    Hier bleiben? Custo verstand nicht.
    »Ja«, erwiderte Luca. »Der Orden ist auf der Erde, um den Menschen zu helfen. In letzter Zeit waren wir überwiegend mit der wachsenden Zahl von Übertretungen zwischen dem Jenseits und der sterblichen Welt beschäftigt.«
    Custo sah sich noch einmal um. Der Laden vibrierte vor Energie, Zielstrebigkeit und Arbeit. Die Engel in dem Raum wirkten voller Tatendrang, was seiner eigenen Ruhelosigkeit entsprach. Sie hatten eine Aufgabe, sie verfolgten und bekämpften mythologische Wesen. Es erinnerte ihn etwas an Segue.
    »Hier entlang«, sagte Luca.
    Das Kontrollzentrum erstreckte sich über weite Teile der ersten Etage. Dahinter führte eine breite Wendeltreppe nach oben, wie ein Lichtstrahl zum Himmel. Eine zeitgemäße und moderne Architektur. Im Himmel war alles uralt und geschichtsträchtig gewesen, der Turm dagegen spartanisch und klar. Ein Feuerschiff.
    Custo blieb mitten auf der Treppe stehen, denn die feste Wand des Turmes wurde transparent. Auf der Straße dort unten herrschte der übliche lebendige Rhythmus der Stadt, der in direktem Widerspruch zu der klaren Ruhe im Inneren des Turmes stand.
    »Sie können uns nicht sehen«, sagte Luca.
    Das hatte Custo bereits selbst herausgefunden. »Wie kommt das?«
    »Auf dieselbe Art, wie wir Gedanken lesen können, sind wir in der Lage, die Wahrnehmung zu manipulieren. Wir reduzieren die Sinnesschärfe in der Nähe des Turms so weit, dass nur Engel die Schwelle übertreten können.« Luca hob abwehrend die Hand und gab zu: »Das heißt, bis heute. Wenn es nicht Adam Thorne gewesen wäre, hätte man dich auf der Straße aufgehalten.«
    Und Annabella?
    Luca antwortete nicht, sondern stieg weiter die Stufen hinauf. Custo riss sich von dem Anblick

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