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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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sehr interessant. Er hoffte ganz bestimmt, dass der Drache nicht zu viele Leute verbrannte. Und er war beinahe sicher, dass die gut ausgebildeten Lotsen in den Flugzeugtürmen sämtliche Flugzeuge sicher auf die Erde dirigieren würden. Aber eigentlich hatte er sich bereits entschieden, bevor er den Fuß in die dreckige Gasse gesetzt hatte.
    »Ich lasse meine Freunde nicht im Stich.«

13
    Annabella hatte beschlossen, sich von Custos Gegenwart nicht aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen, aber das war leichter gesagt als getan. Es erforderte Übung. Ihre Motivation: Selbstschutz. Außerdem fühlte sie sich immer noch wütend, verletzt und gedemütigt. Die Kombination dieser drei Gefühle bestärkte sie in ihrer Haltung gegenüber Custo.
    Sobald sie wieder auf dem Bürgersteig standen, ließ sie den Blick prüfend über die Straße gleiten und verließ sich nicht darauf, dass der große starke Mann an ihrer Seite Wolf zuerst entdeckte. Obwohl sie ihn nicht sehen konnte, verrieten ihr die kleinen Härchen in ihrem Nacken, dass Wolf in der Nähe sein musste. Er beobachtete sie. Wartete. Verfolgte sie. Die Wut war stärker als ihre Angst, sodass sie es schaffte, über den Bürgersteig auf die Straße zu gelangen. Custo versuchte, ihren Arm zu fassen und murmelte: »Wir müssen reden.« Doch sie mied sorgsam seinen Griff. Es gab nichts zu sagen, und für ihre Sicherheit reichte es aus, dicht neben ihm zu bleiben, ohne dass er sie anfasste.
    Sie öffnete die Tür, nahm auf dem Beifahrersitz Platz und verwies Custo auf die Rückbank. Dass der Wagen immer noch im tosenden Verkehr parkte, musste etwas mit göttlicher Intervention zu tun haben. Immerhin schien der Turm zu etwas gut zu sein.
    Sobald sie losfuhren, berichtete Custo das Wesentliche von seiner Unterredung mit Luca. Ganz offensichtlich endete die göttliche Intervention bei dem Wagen. Sie waren auf sich allein gestellt.
    »Das reicht nicht!« Adam klammerte sich an das Lenkrad, seine Fingerknöchel traten weiß hervor. Es war das erste Mal, dass Adam in Annabellas Gegenwart laut wurde. Das erste Mal, dass Herr Oberkontrolle die Fassung verlor. Die Vene an seiner Schläfe pulsierte so heftig, als würde sie gleich platzen.
    Zweifellos war auch sie selbst etwas gereizt gewesen. Custos Kollegen wollten offenbar auch ihr nicht helfen. Doch der Beginn der Theatersaison stand bevor. Eine neue Chance, ihr Leben zurückzubekommen, war nur wenige Tage entfernt. Wenn sie das nächste Mal tanzte, würde sie einen klaren Kopf behalten und Wolf mithilfe ihrer Magie aus der Welt drängen. Ihr Leben würde zwar nie mehr so normal sein, aber zumindest hätte sie es dann wieder selbst in der Hand und würde nicht mehr Achterbahn fahren. Und Custo konnte dorthin gehen, wohin Engel eben gingen, wenn sie ihre Arbeit getan hatten – flogen sie davon?
    Wie auch immer. Sie wollte es einfach nur hinter sich bringen.
    »Sie wollen uns überhaupt nicht helfen?«, fragte Adam noch einmal, obwohl Custo die Frage bereits zweimal beantwortet hatte.
    »Luca hat gesagt, sie hätten andere, dringendere Angelegenheiten zu erledigen«, erwiderte Custo. »Sie müssen die Toten durch die Zwielichtlande geleiten, sich um Grenzüberschreitungen zwischen den Welten und die gefährlichen Wesen kümmern, die in die sterbliche Welt gelangt sind. Er meinte, du würdest bei den Geistern allein enorm viel erreichen.«
    »Dann musst du aufhören«, folgerte Annabella an Adams Stelle. »Wenn du aufhörst zu kämpfen, müssen sie sich selbst um die Geister kümmern.«
    »Talia kann nicht aufhören«, erklärte Custo ruhig hinter ihr. »Sie ist Teil der sterblichen Welt und des Schattenreichs. Und selbst, wenn sie es könnte, würden die Geister sie nie in Ruhe lassen, weil sie ihren Schöpfer getötet hat. Adam ist auf ewig in den Krieg verstrickt … und ich auch.«
    Annabellas Blick zuckte zwischen den beiden hin und her. Custo sah zu Adam, der tief Luft holte und anscheinend einen Großteil seiner Wut ausstieß.
    »Ich weiß«, sagte Adam, »und ich weiß wirklich zu schätzen, was du bereits alles getan hast. Aber Talia hat eine Menge erlebt, und es macht mich wütend, dass jemand helfen könnte, es aber nicht tut.«
    »Und was nun?«, fragte Annabella.
    Schweigen.
    Okay, verdammt, jemand musste einen Plan fassen. »Vernünftig wäre, wenn wir es bei meiner nächsten Vorstellung noch einmal mit Wolf versuchten und Adam dicht bei Talia bliebe, um sie bis zur Geburt vor den Geistern zu schützen.«
    Ganz

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