Zwienacht (German Edition)
der langen Theke aus poliertem Holz. Dahinter hantierten zwei junge Männer geschickt mit Gläsern und Flaschen. Aus den Lautsprecherboxen dröhnte ein Song von Kylie Minogue. Billy setzte sich auf einen freien Barhocker, überprüfte sein Äußeres im Spiegel hinter der Bar und hielt nach bekannten Gesichtern Ausschau.
Einer der Barkeeper, höchstens zwanzig und mit schmalem Gesicht, nahm seine Bestellung auf. Im Hintergrund spielten zwei Männer eine Runde Billard und wurden dabei von einem halben Dutzend Zaungästen umringt. Der Abend ist noch jung, sagte sich Billy und nippte an seinem Sekt.
Der Laden füllte sich und Billy entdeckte immer mehr bekannte Gesichter. Carlos, der sich trotz seines breiten sächsischen Dialekts gern als Spanier ausgab, setzte sich neben Billy. Carlos schwarze Haare bildeten einen scharfen Kontrast zu seinem blassen Teint. Billy war davon überzeugt, dass Carlos sich die Haare färbte.
Billy trank das Sektglas mit einem Schluck aus und tippte mit dem Zeigefinger auf die Brusttasche seines Jacketts. Carlos nickte und folgte Billy auf die Toilette.
Der Lärm aus der Kneipe verebbte zu einem dumpfen Raunen, als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel. Vor dem einzigen Waschbecken stand eine schlanke Blondine in einem hautengen schwarzen Cocktailkleid. Die goldenen Locken fielen ihr über die Schultern. Sie zog einen Schmollmund und trug purpurfarbenen Lippenstift auf. „Hi, Susi“, grüßte Billy. Er machte sich zwar nichts aus Transvestiten, musste aber zugeben, dass Susis Qutfit absolut überzeugend wirkte. Manch einer würde erst merken, wenn es zur Sache ging, dass Susi ein Mann war.
Susi zwinkerte ihm zu und brachte den Büstenhalter mit den Einlagen unter ihrem Kleid in die richtige Form.
„Viel Spaß, ihr Süßen“, zwitscherte sie und drückte sich kichernd an ihnen vorbei zum Toilettenausgang. Billy hatte gehört, dass Susi angeblich in der öden Außenwelt ein hohes Tier bei der Dresdner Stadtverwaltung war.
Carlos reichte Billy einen kleinen Schminkspiegel. Der falsche Spanier grinste erwartungsvoll und sah zu, wie Billy aus einer winzigen Pillendose Kokain auf den Schminkspiegel schüttete und anschließend das Häufchen mit einer Kreditkarte zu zwei regelmäßigen Linien formte.
Billy ließ Carlos den Vortritt und der falsche Spanier sog eine der Linien mit einem Plastikstrohhalm in sein linkes Nasenloch. Billy benötigte keinen Strohhalm. Er inhalierte seinen Anteil einfach so. Das übrig gebliebene Kokain tupfte er mit dem Finger auf.
Mit einem Blick in den großen Spiegel über dem Waschbecken kontrollierte er, ob auch nichts von dem weißen Pulver in seinem Gesicht zu sehen war.
Carlos schloss die Augen und seufzte. Er hatte sein Hemd bis zum Bauchnabel geöffnet und Billy starrte entzückt auf das Haargeflecht zwischen den Brustwarzen des selbst ernannten Spaniers. Schweißtropfen rannen vom Hals hinab. Billy wagte es, seine Hand auf Carlos Oberarm zu legen. Deutlich fühlte er den harten Bizeps unter dem Hemd. Carlos war stark. Das wusste er aus Erfahrung.
Carlos schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Nicht mit aller Kraft, aber fest genug, um einen Abdruck auf der Haut zu hinterlassen. Carlos Wut wirkte so überzeugend, dass Billy eine vom Latex eingeengte Erektion bekam.
„Komm mit!“, befahl Carlos.
Im Club Basic gab es mehrere Hinterzimmer. Billy bevorzugte den Raum mit dem Bock. Der Bock, eine gepolsterte Liegefläche auf vier Beinen, kam normalerweise im Turnunterricht zum Einsatz. Hier diente er aber nicht der Körperertüchtigung, sondern der lustvollen Züchtigung.
Carlos befahl Billy sich bis auf den roten Latexslip auszuziehen, dann fesselte er ihn bäuchlings auf den Bock.
Billy atmete schwer. Der Raum wurde nur durch ein halbes Dutzend Kerzen erhellt. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Carlos die neunschwänzige Peitsche von der Wand nahm. Billy wusste, dass Carlos erfahren genug war, um die richtige Schlagtechnik anzuwenden und über die Session hinausgehende Verletzungen vermied.
Die Neunschwänzige knallte auf Latex.
„Zwei!“, stieß Billy hervor und leitete die Kalibrierung ein. Er bevorzugtediese Methode, bei der er nach dem ersten Schlag, die Schmerzintensität des ersten Schlages auf seiner ganz persönlichen Skala zwischen eins und zehn einzuordnen hatte. So wusste Carlos, wie weit er die Wucht der folgenden Peitschenhiebe steigern konnte.
Der nächste Schlag traf ihn oberhalb des Slips. „Drei“, keuchte er. Jemand
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