Zwillingsblut (German Edition)
seinem Betrug und ihrer Enttäuschung.
»Schst… spar deine Kraft!« Der Vampir hob sie hoch, als wöge sie nichts. »Ich will dir nicht wehtun, Sofia.« Da war keine Lüge in seiner Stimme. Kein Hauch einer Unwahrheit. Hatte sie sich getäuscht?
Er sah nicht aus wie jemand, der Frauen jagte, geschweige denn, sich mit anderen Vampiren verbündete – und gar nicht mehr wie der Mann dem sie inzwischen so oft begegnet war.
Als sich ihre Blicke trafen, konnte Sofia es fast spüren wie einen körperlichen Schlag. Hart, eindringlich und tief. Seine Augen waren leer, alte Augen die bereits alles gesehen hatten. Doch nicht emotionslos… verzweifelt.
24
»Ich bin hier, um dich zu retten!«
Sofia schloss die Augen und schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel. Sie fühlte sich nicht, als wenn es noch Rettung gäbe, fühlte sich von ihrem schmerzenden Körper entrückt, doch in Edwards Armen zu liegen, seine Wärme – ungewöhnliche Wärme für einen Vampir – zu spüren und seine schützende Nähe, entschädigte für alles.
Wenn ich jetzt sterbe, bin ich froh, dass ich diesen Moment noch erleben darf!
, dachte sie und konnte spüren, wie ihr Bewusstsein langsam in die Dunkelheit kippte.
Edward spürte, wie sich Sofia in seinen Armen entspannte und verfluchte stumm seinen Leichtsinn. Trotz der Warnung wäre er beinahe zu spät gekommen, hatte nicht mehr anders eingreifen können, als die Vampirin durch die Kette und ihr gemeinsames Blut zu beeinflussen. Wenn er Sofia nur vorher ihre Kräfte gezeigt hätte! Keiner der verdammten Anhänger Noctalyus hätte ihr schaden können! In seinen Fluch schloss er Morna mit ein. Er hätte von Anfang an wissen müssen, dass die Hexe ein falsches Spiel spielte. Liebe? – Pah! Ihm Liebe als Alternative zu seinem Tod und zum Überwinden des Fluches zuzugestehen: Niemals würde Morna Edwards Liebe akzeptieren und ihn einer anderen Frau überlassen!
Der Vampir betrachtete den schlafenden Engel, der immer noch zerbrechlich in seinen Armen lag, ein Geschöpf aus erstarrter Kälte, welches von Innen zu Glühen schien, und nicht mehr die Macht hatte, allein zu überleben. Der Kampf und das Feuer hatten ihre letzten Ressourcen aufgezehrt und sie äußerlich gesund zurückgelassen. Doch Edward wusste, dass es für Sofia nur noch denTod gab – oder das Blut eines anderen Vampirs mit all den damit verbundenen Konsequenzen.
Nie war ihm der Weg zu seinem Zufluchtsort länger erschienen, nie hatte es länger gedauert, bis er jemanden in Sicherheit gebracht hatte. Vorsichtig bettete er Sofia auf sein Bett, bedeckte ihren makellosen Körper mit einer Decke, bevor er sich ins Handgelenk biss. Die ersten Tropfen ließ Edward auf ihre Lippen tropfen, hoffte, dass sie trotz ihres kritischen Zustandes den Geruch und die Verlockung wahrnahm. Tatsächlich stahl sich Sofias kleine, rosige Zunge zwischen ihren Lippen hervor und glitt zu den Tropfen, um sie abzulecken.
Himmlisch!
, dachte Sofia. Sie fühlte sich in weiche, warme Watte gehüllt, geborgen und auf seltsame Weise losgelöst von ihrem Körper, ihrer Vergangenheit und den Fesseln von Moral, Gesetz und Wissen, die sie sonst hielten. Beinahe hätte sie gelacht. Selbst der Geruch nach brennenden Vampiren war verschwunden, überlagert von etwas Intensiverem. Der Duft war so verlockend, dass sich ihre Zunge selbständig machte und nach dem Wohlgeruch leckte. Ihr ganzer Körper schien sich danach zu verzehren, brannte beinahe vor Verlangen, wollte mit dem Geruch verschmelzen und eins mit ihm werden. Als ihre Zunge den ersten Tropfen auffing, prickelte er sich durch ihre Geschmacksknospen und hinterließ elementare Gier. Plötzlich wurde ihr der Ursprung dieser Ambrosia an den Mund gehalten und trank wie eine Süchtige, begierig jedes Quäntchen zu erwischen. Ihr Körper brannte von Innen, doch es war angenehm, versetzte ihren Geist in Aufruhr und bewirkte, dass sie nach mehr verlangte. Viel mehr. Ihre Sinne öffneten sich, verbündeten sich mit ihrer Haut, ihren Haaren, selbst mit der Hornhaut ihrer Nägel und schrien, lockten, verlangten mit aller Macht nach etwas, was Sofia nicht begriff und die Idee, dass ihre Sinne unbefriedigt bleiben würden, erfüllte sie mit ursprünglicher Angst die tief aus ihrem Unterbewusstsein aufstieg, sich mit dem Verlangen in ihrem Inneren verbündete und sie die Augen aufschlagen ließ.
Sofia benötigte einen Moment, um ihren Blick auf das Blut zu fokussieren und Edward zu erkennen.
Als sich ihre
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