Zwillingsblut (German Edition)
Blicke trafen, schlug die Gier mit unverhohlener Macht zu, Sofia wusste nicht, ob sie Edward berührt hatte, oder er sie; wusste nur, dass es keinen Rückweg mehr gab, kein Nein, nur noch Sinnesempfindungen und Sinnlichkeit. Sie fühlte den schimmernden Hauch, als seine Aura in ihre eindrang und sie sich vermischten. Mit einer Vertraulichkeit, die sie nie für möglich gehalten, nie gewollt hatte. Doch obwohl Sofia Edwards Blut in sich spürte und die Aura desVampirs sie umfing, war es nicht genug, würde nie genug sein. Ihr überraschter Aufschrei, als ihre Libido die Kontrolle über ihren Körper übernahm, drückte beides aus: Protest und Erleichterung.
Edward starrte den Engel an und war froh, dass Sofia schlief und seinen Besitzergreifenden Blick nicht sehen konnte. Nur kurz hatte er sich von ihr entfernt, um Vorbereitungen zu treffen und die Zeit war ihm unerträglich lang vorgekommen. Hatte er Sofia vorher bezaubernd gefunden, so war er jetzt besessen. Jede Minute ohne sie war eine Verschwendung, jede Sekunde ohne sie zu berühren eine Qual. Nur vage war seine Erinnerung an den Rausch, nachdem sie ihre Hand ausgestreckt hatte, um ihn zu berühren, aber das wenige reichte. Er wusste, dass es ihm nicht mehr um die bloße körperliche Vereinigung ging, es damit nicht getan war. Nicht nach Wochen, Monaten oder Jahren. Er wollte sie länger, wollte sie lieben, sich mit ihr vereinen und ihre sinnlichen Lustschreie von ihren Lippen trinken, bis er gesättigt war – nur um den Hunger nach ihr und ihrem Körper erneut genießen zu können.
Vielleicht ist das ja das, was sie Liebe nennen
, dachte er und betrachtete Sofia mit einer Mischung aus Verwunderung und Angst. Erst einmal musste er sie dazu bringen, ihm seine Überrumplung zu verzeihen.
Sofia spürte die Berührung im Halbschlaf, erinnerte sich und die Angst kehrte zurück. Für Sekunden drohte Panik sie zu überwältigen. Dann erkannte sie den Klang einer Männerstimme und ihren Besitzer: »Guten Morgen!«
Als Sofia die Augen öffnete, lauerte der Vampir schon halb über ihr.
»Tu doch so was nicht!«, protestierte sie, rollte von ihm weg und sah sich um. »Was tue ich in diesem Bett und wieso trage ich ein Nachthemd, das nicht meines ist?« Sie deutete von dem roten Satinlaken zu dem schwarzen Spitzennachthemd und Edwards Lächeln wuchs langsam in die Breite. Als käme mit seinem Lächeln auch ihre Erinnerung zurück, starrte Sofia ihn – mit einem Mal erschüttert – an.
»Haben wir…?« Die Vampirin vollendete die Frage nicht, als sie Edwards anzüglichen Blick interpretierte und sie mit Bruchstücken von Erinnerungsfetzen konfrontiert wurde: Die Berührung seiner Finger auf ihrer bloßen Haut wie die Uraufführung eines uralten, sinnlichen Tanzes, der Rhythmus lockend und angeboren intim.
»Mein Blut war die einzige Chance dein Leben zu retten«, erklärte Edward. Seine Stimme klang besorgt ob ihrer Reaktion, so als sei er sich nicht sicher, ob sie ihn gleich zum Teufel jagen würde.
Erinnerungsteile blitzten in der Dunkelheit von Sofias Geist auf und verschwandenwieder im schwarzen Loch des Gedächtnisses. Doch das Gefühl, für kurze Zeit vollständig gewesen zu sein, prickelte auf verschiedenen Ebenen ihres Bewusstseins und in ihrem Körper. Es hinterließ eine brennende Spur des Glücks und des neuerlichen Verlangens. Stumm nickte sie, nicht sicher, welche Geheimnisse ihre Stimme preisgeben würde und ob sie wieder auf diese vertrauliche Ebene abrutschen wollte.
Edward vermied Sofias Blick, indem er auf das Laken blickte. »Es tut mir leid! Das erste Mal sollte etwas Besonderes sein, und nicht nur ein Nebeneffekt …« Sein Satz verklang, ohne dass er ihn wirklich beendet hatte und der Blick bat um Verzeihung.
Sofia starrte Edward an und versuchte das Gehörte zu verdauen. Doch der Brocken in ihren Gedanken blieb. »Erstes Mal?«
Edward deutete auf die Stelle des Lakens, die er angestarrt hatte und wo sich ein Blutfleck abzeichnete, dessen Rot nur eine Nuance dunkler war als das restliche Laken.
»Aber…aber…das ist unmöglich!«, protestierte Sofia. Schock und Glücksgefühl stritten in ihr um die Oberhand.
Edward lächelte sie verschmitzt an. »Ich konnte es nicht verhindern. Beim Bluttausch zwischen Vampiren kommt es immer zu Sex.« Er klang immer noch entschuldigend.
»Ihr seid doch alle Männer«, meinte sie und hätte sich in derselben Sekunde ohrfeigen können.
Edwards Lächeln wurde offener, neckte sie. »Wieso habe ich
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