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Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausrangierten Möbeln und Werkzeugen, auf denen eine dicke Staubschicht lag.
    Das dünne Licht glitt unter die Treppe, wo Regale voller alter Einmachgläser und Kisten mit Insektiziden an der Wand standen.
    Plötzlich hörte sie das leise Scharren winziger Füßchen und hätte fast die Taschenlampe fallen gelassen, als sie eine Maus entdeckte, die Äuglein spiegelnd im Licht, die eilig in einem Loch in der Wand verschwand.
    »Ach du liebe Güte! Verdammt! Eli!«, rief sie wieder.
    Nichts.
    Nur das Klopfen ihres eigenen Herzens.
    Irgendwo draußen rasselten Ketten im Wind, der Ast schlug weiter gegen das Haus und trieb sie mit seinem dumpfen Pochen fast in den Wahnsinn.
    Schon als Kind hatte sie dunkle Räume gehasst. Nein, das stimmte nicht. Richtige Angst vor der Dunkelheit hatte sie erst seit dem Überfall, als der Angreifer plötzlich, wie aus dem Nichts, auf sie losgegangen war.
    Wieder zuckte ihr die entsetzliche Erinnerung durchs Gedächtnis, und sie spürte, wie ihre Knie nachgaben. Schnell hielt sie sich an einem Treppenpfosten fest, wobei ihr die Taschenlampe aus den Händen glitt. Sie prallte auf den schmutzigen Zementfußboden und rollte davon, der dünne Lichtstrahl zuckte über längst vergessene Stühle und das Stützgebälk der Decke.
    Denk nicht an ihn. Du musst den Überfall endlich aus dem Kopf kriegen! Es ist vorbei!
    Doch das Bild hatte sich festgesetzt, sie konnte nicht verdrängen, wie er sie auf den Betonfußboden gedrückt hatte, roch wieder sein Aftershave, vermischt mit Schweiß und einer Spur Zigarettenrauch. Er war so groß gewesen, so kräftig … gebaut wie … ja, wie die Männer, die sie heute kennengelernt hatte: ihre Halbbrüder und Lance, Clarissas Ehemann! Sie hatten denselben athletischen Körperbau, vor allem Judd, den sie für einen ehemaligen Footballspieler gehalten hatte.
    Auch deren Augen waren blau, genau wie die ihres Angreifers. Kalte, blaue Augen.
    Ihr Herz raste. Sie schnappte nach Luft, ließ sich am Treppenpfosten entlang zu Boden gleiten und kroch über den Zement auf die mittlerweile fast erloschene Taschenlampe zu. Ihre Finger schlossen sich fest darum, und sie befahl sich, aufzustehen und weiterzusuchen.
    Du musst Eli finden!
    Sie riss sich zusammen und stieg die Kellertreppe wieder hinauf. Oben angekommen, knipste sie die Taschenlampe aus, um die Batterien nicht restlos zu verbrauchen. Vielleicht würde sie sie später noch benötigen.
    Ob Eli aufgestanden und Trace zu den Stallungen gefolgt war? Womöglich war er desorientiert und verwirrt. Hatte er sie nicht »Mommy« genannt? Ob die Medikamente dafür verantwortlich waren?
    Doch wie kann das möglich sein? Du hättest ihn doch gesehen! Hättest ihn gehört!
Das war lächerlich.
    Sie brauchte Hilfe.
    Am Kamin zündete sie die einzige Kerze an, die sie im Wohnzimmer gesehen hatte, und nahm sie mit in die Küche. Holz würde sie später nachlegen. Sie stellte die Taschenlampe auf die Anrichte und die Kerze daneben, die flackernde Schatten auf die Wände warf, doch das Licht reichte, um ihren Mantel, Handschuhe und die Stiefel zu finden. Das Handy fest in der Hand, die Taschenlampe in der anderen, marschierte sie zur Hintertür, dann blieb sie stehen und tippte Detective Alvarez’ Nummer ein.
    Was sollte sie sagen? Dass das Kind verschwunden war? Dass Trace nicht von den Stallungen zurückkehrte?
    Das war doch lächerlich.
    Aber es war ihr egal.
    »Geh lieber auf Nummer sicher!«, sagte sie laut und blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit. Es schneite immer noch, der Sturm heulte. Die Sekunden verstrichen. Alvarez meldete sich nicht. Kacey legte auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen.
    Vielleicht würde sie später noch einmal anrufen.
    Jetzt würde sie erst einmal Trace ausfindig machen, dachte sie, steckte das Handy ein und öffnete entschlossen die Hintertür. Ein Schwall schneidender Luft, der ihrem Körper schlagartig jegliche Wärme zu entziehen schien, wehte herein und löschte die Kerze.
    Kacey fröstelte und überlegte, ob sie noch Schal und Mütze holen sollte, doch dann trat sie hinaus in die Dunkelheit und zog die Hintertür hinter sich zu. Wieder meinte sie, im Wind das Rasseln von Ketten zu vernehmen – vermutlich von der leeren Fahnenstange, wenngleich das Geräusch eher an einen Zug mit Fußfesseln versehener Strafgefangener erinnerte.
    Alles nur Einbildung. Nun mach schon!
    Ihre Angst unterdrückend, knipste sie die Taschenlampe wieder an, hoffte, dass die Batterien noch hielten, und

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