Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwillingsbrut

Zwillingsbrut

Titel: Zwillingsbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
jüngeren Geschwister aufpassen …« Sie seufzte und schaute auf, in Richtung des Fensters an der Vorderseite des Hauses, doch Alvarez wusste, dass sie nicht den Schnee sah, der dort vom Himmel fiel. Ihr Blick war nach innen gerichtet, auf etwas, an das sie lieber nicht erinnert werden wollte. »Soweit ich verstanden habe, spielten die Jungs ihre typischen Jungsspiele – immer in Bewegung. Aggie … hätte eigentlich ihr Mittagsschläfchen machen sollen …« Noreen blinzelte und schüttelte den Kopf, als wollte sie das, was sie vor sich sah, daraus vertreiben. »O Gott, das schaffe ich nicht!«
    Wieder übernahm Gerald. »Wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber wie Noreen schon sagte: Die Jungs rauften mit ihren Holzschwertern und rannten die Treppen auf und ab. Aggie wachte auf und tappte mit ihrer Kuscheldecke aus ihrem Zimmer. Einer der Zwillinge –«
    »Cam«, ergänzte Noreen mit kläglicher Stimme.
    »- ist gegen sie gerannt.« Ein Muskel an Geralds Kiefer zuckte. »Sie hat sich in ihrer Decke verwickelt und … ist die Treppe hinuntergestürzt. Es war ein Versehen. Ein Unfall.«
    Alvarez fing Pescolis Blick auf.
    Es war ein Unfall. Genau wie der von Shelly Bonaventure, die
versehentlich
eine Überdosis geschluckt hatte? Oder wie der von Jocelyn Wallis, die
versehentlich
über eine Brüstung gestürzt war? Wie der von Elle Alexander, die
versehentlich
mit ihrem Minivan von der Straße in den Fluss geschleudert war? Ganz zu schweigen von Karalee Rierson, deren Langlaufpartie ein tödliches Ende genommen hatte, als sie gegen einen Baum prallte –
versehentlich?
     
    Halb verrückt vor Sorge um Eli stapfte Kacey durch den knietiefen Schnee in Richtung Scheune.
    Sie war soeben um die Ecke der Garage gebogen und fast am Tor angelangt, das Hof und Garten vom Scheunenhof trennte, als sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm.
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
    Eli?
    Schnell drehte sie sich um.
    Nein, der dunkle Schemen, der sich ihr von der hinteren Veranda aus näherte, war viel zu groß für einen Jungen.
    Trace?
    Gott sei Dank!
    Erleichterung durchflutete sie. »Trace!«, rief sie und ging auf die Gestalt zu, doch dann blieb sie abrupt stehen, gepackt von eiskalter Furcht.
    Die Art und Weise, wie er sich bewegte, hatte sie aufmerken lassen. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare sträubten. Der heftige Schneesturm trübte die Sicht, aber jetzt, da sich die Entfernung zwischen ihnen verringert hatte, war klar, dass dieser Mann nicht Trace war. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, eine merkwürdig geformte Brille über der ebenfalls schwarzen Skimaske, ein Gewehr in der behandschuhten Hand, kam er auf sie zugelaufen.
    Nein!
    Sie spurtete los, rannte so schnell sie konnte, doch ohne recht vorwärtszukommen, durch den dicken Puderschnee. Sie hörte ihn hinter sich, hörte, wie er näher und näher kam.
    O Gott!
    Panisch riss sie das Handy aus der Tasche und drückte auf Wiederwahl, dann schrie sie: »Trace!«, doch ihre Stimme ging im Tosen des Sturms unter.
    »Miststück!«, knurrte er dicht hinter ihr. Sie kämpfte sich vorwärts, machte sich auf eine Kugel gefasst, die ihr das Rückgrat zerschmettern würde.
    Schneller! Schneller! Schneller!
    »Trace!«, schrie sie wieder.
    Wenn sie nur eine Waffe hätte, ein Messer, einen Stein,
irgendetwas!
    Wumm!
    Heftiger Schmerz explodierte in ihrem Kopf.
    Ihre Knie gaben nach, und sie stürzte mit dem Gesicht voran in den Schnee, die Arme ausgebreitet. Ihr Handy flog durch die Luft und landete in einer Schneewehe. Ihr Kopf schmerzte höllisch.
Es ist vorbei,
dachte sie.
Ich sterbe.
    Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie wartete darauf, das Bewusstsein zu verlieren, als sie plötzlich seine Hände spürte. Grob umfasste er ihre Knöchel und schleifte sie durch den tiefen Schnee.
    Sie hörte ihn keuchen. Fluchen. Schimpfen.
    »… hochnäsiges Miststück … macht alles kaputt … eine Ärztin … ja, richtig … hält sich für verdammt clever …«
    Kacey versuchte, sich zu wehren, um sich zu treten, aber ihr Gehirn verweigerte seinen Dienst. Sie spürte, wie er sie die Verandastufen hochschleifte, ihr Kinn schlug gegen die vereisten Stufen.
Wumm! Wumm! Wumm!
Die Haut platzte auf. Der Nasenknorpel knirschte. Ihr Gesicht war eine einzige Wunde. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie stöhnte. Ihre Haut stach, als hätte sich ein ganzes Nest voller Wespen auf sie gestürzt, und sie sah, dass sie eine Blutspur hinter sich her bis ins Haus

Weitere Kostenlose Bücher