Zwillingsbrut
sie so tief eintauchen, dass ihre Nackenhaare feucht werden würden? Würden die Wassertropfen auf ihren langen Beinen glitzern, wenn sie ihre Knöchel auf den Rand der Klauenfußbadewanne legte?
Er leckte sich die Lippen und fuhr mit der Fingerspitze über die kleine Narbe an seiner Schläfe, wo sie ihm mit seinem eigenen Messer die Haut aufgeschlitzt hatte.
Sein Herz pochte laut in seinen Ohren, als er ein leises Plätschern über die Kopfhörer vernahm. Er hatte jetzt wirklich keine Zeit für so was; es gab noch viel zu viel zu tun und trotzdem … Er schloss die Augen. Sein Herz schlug rasend schnell, sein Atem ging stoßweise, sein Schwanz erwachte zum Leben.
Er stellte sich ihren schlanken Hals vor, der aussah wie gemeißelt, stellte sich das Messer vor, mit dem sie ihn für immer gezeichnet hatte – eine glänzende Klinge, die er über ihre weiße Haut zog. Ihre Augen würden sich weiten vor Überraschung, Blutstropfen würden hervorquellen und auf ihrer Haut glitzern wie Diamanten, bevor sie in dunklen Rinnsalen zu ihrem Brustbein, über ihre Brüste und ins Wasser flossen, wo sie eine tiefrote Blume in dem weißen Schaum bildeten.
Er stöhnte leise bei der Vorstellung, ein Gefühl der Wonne durchflutete ihn.
Jetzt!
»Nein.« Seine eigene Stimme ließ ihn hochschrecken. Er musste Geduld haben, redete er sich ein, durfte seinen Trieben nicht nachgeben. Erst musste er sich um die anderen kümmern! »Warte«, ermahnte er sich selbst, doch tief in seinem Inneren, in den dunkelsten Ecken seines Herzens, wusste er, dass er das nicht mehr lange aushalten würde. Bei Acacia Collins Lambert ging es um etwas Persönliches.
Während er über das kleine, im Badezimmer versteckte Mikrophon dem sanften Plätschern des Badewannenwassers lauschte, stellte er sich vor, sie läge in ihrem eigenen, langsam kühler werdenden Blut. Schon bald würde sie ihren letzten Atemzug tun.
Wieder fuhr er über die Narbe, den feinen weißen Schnitt an seiner Schläfe. Kaum sichtbar und dennoch eine Mahnung. Er kniff die Augen zusammen und stand auf, um einen Blick in den runden Spiegel zu werfen, den er an die Wand über seinem Schreibtisch gehängt hatte.
Einen kurzen Augenblick meinte er, sie hinter sich zu erblicken.
Acacia! Sie starrte in den Spiegel und verhöhnte ihn! Als hätte sie ihn erwartet! Erschrocken fuhr er herum.
Doch niemand war da. Natürlich nicht. Was er gesehen hatte, entpuppte sich als Garderobenständer, an dem ein Kapuzenpullover hing.
Heftig atmend wandte er sich wieder dem Spiegel zu und betrachtete erneut die Narbe, die sie ihm beigebracht hatte.
Nur wenige Menschen kannten die dünne weiße Linie, und noch weniger hatten sich danach erkundigt.
Doch er war sich ihrer bewusst.
Jeden einzelnen Tag.
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Kapitel 18
I ch werd verrückt.«
Trace lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück und starrte auf den Bildschirm seines Computers. Er war die öffentlich verfügbaren Behördendaten durchgegangen und hatte herausgefunden, dass auch Jocelyn Wallis in Helena, Montana, geboren war.
Vier von vieren. War das möglich, vor allem in Anbetracht dessen, dass weder Helena mit seinen nicht mal dreißigtausend Einwohnern noch Grizzly Falls besonders groß waren?
Drei der Frauen hast du persönlich kennengelernt. Zufall?
Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Nichts?
Natürlich nicht. Während der Drucker die Seiten ausspuckte, nahm er sich den ersten Stoß vor und überflog ihn noch einmal, versuchte, eine Verbindung herzustellen, doch es gelang ihm nicht. Er reckte eine Hand Richtung Decke, streckte seine verspannten Schultermuskeln und ließ den Kopf kreisen, dann fuhr er gähnend den Computer herunter und blickte auf die Uhr. Mitternacht war schon vorüber, und Eli war auf der Couch vor dem Fernseher eingeschlafen. Trace hatte versucht, ihn vorher ins Bett zu schicken, aber sein Sohn hatte protestiert. Er könne nicht allein in seinem Zimmer schlafen; er vermisse Sarge. Der Junge machte sich schreckliche Sorgen um den Hund.
Trace trat aus dem kleinen Raum, den er als Arbeitszimmer benutzte, und ging zu seinem Sohn, der ausgestreckt auf den zerdrückten Polstern lag. Im Schlaf sah Eli fast aus wie ein Engel, der seine Flügel gegen einen leuchtend blauen Gips eingetauscht hatte.
Der Junge hatte Trace’ Leben völlig umgekrempelt.
Bevor er Vater wurde, war Trace O’Halleran dafür bekannt gewesen, dass er gern einen über den Durst trank und sich mit den falschen Frauen umgab. Er hatte sich
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