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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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ihr. »Du bist doch nur neidisch, weil Magdy nie so etwas zu dir sagt.«
    »Gütiger Himmel!«, rief Gretchen. »Abgesehen von der Tatsache, dass ich so etwas nie von ihm hören will, würde sein Kopf zweifellos explodieren, bevor die Worte den Weg bis zu seinem Mund gefunden hätten, sollte er es jemals versuchen wollen. Aber andererseits wäre genau das ein guter Grund, ihn dazu zu bringen, sie zu sagen.«

    »Ihr beide seid einfach süß! Ich sehe euch schon vor dem Altar stehen und loslegen, noch bevor ihr ›Ja‹ gesagt habt.«
    »Zoë, wenn ich mit Magdy auch nur in die Nähe eines Altars kommen sollte, gestatte ich dir offiziell, mich zu überwältigen und mich wegzuzerren.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Und jetzt wollen wir nie wieder über dieses Thema reden«, sagte Gretchen.
    »Du bist die Verleugnung in Person.«
    »Wenigstens bin ich nicht diejenige, die eine Verabredung zum Abendessen vergessen hat.«
    »Es ist sogar noch viel schlimmer«, gestand ich kleinlaut. »Er hat mir ein Gedicht geschrieben, das er mir heute Abend vorlesen wollte.«
    »Du hast ein Abendessen und eine Dichterlesung verpasst?«, rief Gretchen. »Du bist die schlechteste Freundin, die je ein Junge hatte.«
    »Ich weiß.« Rasch griff ich nach meinem PDA. »Deshalb werde ich ihm eine nette Entschuldigung schreiben.«
    »Schreib sie besonders kriecherisch«, sagte Gretchen. »Weil das sehr sexy rüberkommt.«
    »Diese Bemerkung offenbart sehr viel über deinen Charakter, Gretchen.« Im nächsten Moment erwachte mein PDA von selbst zum Leben. Ein Alarmton drang aus dem Lautsprecher, und auf dem Display stand eine Luftangriffwarnung. Gretchens PDA, der drüben auf ihrem Schreibtisch lag, machte dasselbe. Sämtliche PDAs in der Kolonie machten es. In der Ferne hörten wir die Sirenen auf den Farmen der Mennoniten, die keine persönliche Kommunikationselektronik benutzten.

    Zum ersten Mal seit dem Sieg über die Konklavenflotte wurde Roanoke angegriffen. Raketen waren zu uns unterwegs.
    Ich stürmte zur Tür von Gretchens Zimmer.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie.
    Ich verzichtete auf eine Antwort und lief nach draußen, wo die Leute aus ihren Häusern kamen und zu den Schutzräumen eilten, während sie immer wieder besorgt zum Himmel aufblickten.
    »Was hast du vor?« Gretchen hatte mich eingeholt. »Wir müssen den nächsten Schutzbunker aufsuchen.«
    »Sieh mal«, sagte ich und zeigte nach oben.
    In der Ferne strich eine helle Lichtnadel über den Himmel und zielte auf etwas, das wir nicht sehen konnten. Dann gab es einen grellweißen Blitz. Über Roanoke stand ein Verteidigungssatellit, der auf eine der feindlichen Raketen gefeuert und sie vernichtet hatte. Aber es waren noch mehr unterwegs.
    Dann hörten wir den scharfen Knall einer explodierenden Rakete. Die Zeitverzögerung war sehr gering.
    »Komm endlich, Zoë«, sagte Gretchen und zerrte an mir. »Wir müssen uns in Sicherheit bringen.«
    Ich wandte den Blick vom Himmel ab und lief mit Gretchen zu einem Gemeinschaftsschutzraum, den wir erst vor kurzem angelegt hatten. Immer mehr Kolonisten strömten herbei. Ich sah Hickory und Dickory, die mich ebenfalls entdeckt hatten. Sie kamen herüber und nahmen mich in die Mitte, bis wir den Schutzbunker betraten. Selbst in der allgemeinen Panik hielten die Menschen Abstand von ihnen. Gretchen, Hickory, Dickory, etwa fünfzig weitere Kolonisten und ich drängten sich im Raum und versuchten durch die vier Meter dicke Schicht aus Erde und Beton zu hören, was über uns geschah.

    »Was glaubt ihr, was gerade …«, sagte jemand, und dann folgte ein grässliches Knirschen, als hätte jemand einen der Frachtcontainer, die die Stadtmauer der Kolonie bildeten, auseinandergerissen. Der Lärm war unerträglich, und im nächsten Moment stürzte ich zu Boden, weil die Erde heftig bebte. Ich schrie und hätte gewettet, dass jeder im Schutzbunker das Gleiche tat, aber ich hörte die anderen nicht, weil dann das lauteste Geräusch folgte, das jemals an meine Trommelfelle gedrungen war. Es war so extrem, dass mein Gehirn kapitulierte und der Lärm zur Abwesenheit von Lärm wurde. Dass ich immer noch schrie, spürte ich nur daran, dass meine Kehle schmerzte. Hickory oder Dickory griff mich und hielt mich fest. Undeutlich nahm ich wahr, dass Gretchen vom zweiten Obin gehalten wurde.
    Die Beleuchtung im Schutzbunker flackerte, aber sie ging nicht aus.
    Irgendwann hörte ich auf zu schreien, und der Boden bebte nicht mehr; meine Ohren nahmen

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