Zwischen den Sternen
und sich eine komplette Kleinstadt einverleibte. Ihr konnte erst Einhalt geboten werden, als die Helden Enzo und Magdy ihr eine Tracht Prügel verabreichten und sie dann in einen Swimmingpool voller Waschmittel warfen. Der erste Teil der Kurzgeschichte (über den Ursprung der Socke) beanspruchte drei Sätze und der zweite mit den Kampfszenen drei Seiten. Einem Gerücht zufolge soll Magdy (der Leser der Geschichte, nicht der, der in der Geschichte auftrat) gefordert haben, die Kampfszenen ausführlicher zu schildern.
Als Enzo zehn war, wurde seine Mutter erneut schwanger, diesmal mit den Zwillingen Maria und Katherina. Die Schwangerschaft war schwierig und kompliziert, weil Natalies Körper sich schwertat, zwei Babys am Leben zu erhalten. Die Niederkunft war noch schwieriger, und Natalie wäre beinahe daran verblutet. Sie brauchte über ein Jahr, um sich ganz davon zu erholen, und während dieser Zeit half der zehn- und dann elfjährige Enzo seinen Eltern bei der Versorgung seiner Schwestern. Dabei lernte er, Windeln zu wechseln und die beiden zu füttern, wenn die Mutter zu erschöpft war. Das war der Anlass für den einzigen richtigen Streit zwischen Magdy und Enzo, als Magdy seinen besten Freund im Scherz als Mädchen bezeichnete, weil er seiner Mutter half, worauf Enzo ihm einen Kinnhaken verpasste.
Als Enzo fünfzehn geworden war, bewarben sich die Guginos und die Metwallis sowie zwei weitere Familien aus ihrem Bekanntenkreis darum, zur allerersten Kolonie zu gehören, die aus Bürgern der Kolonialen Union statt wie bisher aus Bewohnern der Erde bestand. In den folgenden Monaten wurde jeder Aspekt von Enzos Leben und dem seiner Familie
einer gründlichen Prüfung unterzogen, und er ertrug es mit genau der Würde, die jeder Fünfzehnjährige aufgebracht hätte, der eigentlich nur in Ruhe gelassen werden wollte. Von jedem Familienmitglied wurde eine Stellungnahme erwartet, warum es bei der neuen Kolonie mitmachen wollte. Bruno Gugino erklärte, dass er schon immer sehr von der amerikanischen Kolonisation und der Frühzeit der Kolonialen Union fasziniert gewesen war. Deshalb wollte er bei diesem neuen historischen Kapitel dabei sein. Natalie Gugino schrieb, dass sie ihre Kinder gern auf einer Welt großziehen würde, wo alle Menschen zusammenarbeiteten. Maria und Katherina malten Bilder, auf denen sie zusammen mit lächelnden Mondgesichtern im Weltraum schwebten.
Enzo, der sich immer mehr zur Literatur hingezogen fühlte, schrieb ein Gedicht, in dem er sich vorstellte, auf einer neuen Welt zu stehen, und gab ihm den Titel »Aufbruch zu den Sternen«. Später gab er zu, dass er den Titel von einem obskuren Weltraumabenteuerroman übernommen hatte, der ihm im Gedächtnis geblieben war, obwohl er das Buch nie gelesen hatte. Das Gedicht, das eigentlich nur für die Bewerbungsunterlagen bestimmt gewesen war, sickerte schließlich an die Lokalpresse durch und wurde zu einer kleinen Sensation. Daraufhin wurde es so etwas wie die inoffizielle Hymne für das Kolonisationsteam von Zhong Guo. Bis es praktisch unmöglich geworden war, Enzos Familie und den übrigen Bewerbern die Genehmigung zu verweigern.
Als Enzo gerade siebzehn geworden war, lernte er ein Mädchen namens Zoë kennen, und aus völlig unbegreiflichen Gründen verliebte er sich in sie. Zoë schien die meiste Zeit ganz genau zu wissen, was sie tat, und erzählte jedem, der es
hören wollte, dass es wirklich so war, doch wenn sie zu zweit waren, erfuhr Enzo, dass Zoë oft nervös und unsicher war, weil sie befürchtete, sie könnte etwas Dummes sagen oder tun, mit dem sie diesen Jungen vielleicht verschreckte, von dem sie glaubte, dass sie ihn liebte. Kurz gesagt: Sie war genauso nervös und unsicher wie er selbst. Sie redeten miteinander, berührten einander, hielten sich und küssten sich und lernten, dass sie gar nicht nervös und unsicher sein mussten, weil sie nichts voneinander zu befürchten hatten. Trotzdem geschah es, dass sie etwas Dummes sagten oder taten, und schließlich verschreckten sie sich damit gegenseitig, weil sie es nicht besser wussten. Doch dann versöhnten sie sich und kamen wieder zusammen, und beim zweiten Versuch fragten sie sich nicht mehr, ob sie sich wirklich liebten. Weil sie es nun wussten. Und sich es auch sagten.
Am Tag, als Enzo starb, hatte er noch mit Zoë gesprochen und mit ihr gescherzt, weil sie das Abendessen vergessen hatte, zu dem seine Familie sie eingeladen hatte. Außerdem versprach er, ihr ein Gedicht zu
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