Zwischen den Sternen
sagte Hickory. »Nicht unmöglich. Außerordentlich schwierig. Aber nicht unmöglich.«
Von den anderen Dächern und den Straßen Croatoans war lauter Jubel zu hören. Schließlich senkte ich doch den Kopf und wischte mir die Tränen ab.
Hickory bemerkte es. »Du weinst um die Konklavenflotte?«
»Ja. Um die Intelligenzwesen an Bord all dieser Schiffe.«
»Diese Schiffe waren hierhergekommen, um diese Kolonie zu vernichten«, sagte Hickory.
»Ich weiß.«
»Es tut dir leid, dass sie vernichtet wurden«, sagte Hickory.
»Es tut mir leid, dass uns keine bessere Lösung eingefallen ist. Es tut mir leid, dass es nur mit der Vernichtung von uns oder von ihnen enden konnte.«
»Die Koloniale Union ist davon überzeugt, dass dies ein großartiger Sieg sein wird«, sagte Hickory. »Man hofft, dass die schlagartige Vernichtung der Konklavenflotte zum Zusammenbruch der Konklave führt und die Gefahr beendet, die von ihr ausgeht. So hat man es unserer Regierung erklärt.«
»Oh«, sagte ich.
»Wir können nur hoffen, dass es wirklich so geschieht«, sagte Hickory.
Endlich fühlte ich mich in der Lage, den Blick abzuwenden und Hickory anzusehen. Die Nachbilder der Explosionen
ließen seine Haut scheckig erscheinen. »Glaubst du, dass es so geschieht?«, fragte ich. »Und glaubt eure Regierung das auch?«
»Zoë«, sagte Hickory. »Du erinnerst dich bestimmt, dass unsere Regierung dich kurz vor unserem Aufbruch nach Roanoke eingeladen hat, die von den Obin besiedelten Welten zu besuchen.«
»Aber sicher.«
»Wir haben dich eingeladen, weil unser Volk sich danach sehnt, dich persönlich kennenzulernen«, sagte Hickory. »Ein weiterer Grund war der, dass wir überzeugt waren, dass eure Regierung Roanoke als Köder benutzen wollte, um den Kampf gegen die Konklave zu eröffnen. Wir wussten zwar nicht, ob diese Kriegslist zum Erfolg führen würde, aber wir waren fest davon überzeugt, dass es bei uns für dich sicherer ist. Es besteht kein Zweifel, dass dein Leben hier in großer Gefahr war, Zoë, sowohl in der Hinsicht, die wir vorausgesehen haben, als auch in anderen, die wir nicht ahnen konnten. Wir haben dich eingeladen, weil wir Angst um dich hatten, Zoë. Verstehst du, was ich dir damit sagen will?«
»Ja.«
»Du hast mich gefragt, ob ich glaube, dass die Koloniale Union mit der Einschätzung richtig liegt, hierin einen großen Sieg zu sehen, und ob unsere Regierung derselben Ansicht ist«, sagte Hickory. »Meine Antwort besteht darin, dir mitzuteilen, Zoë, dass unsere Regierung die Einladung an dich wiederholt, unsere Welten zu besuchen und dich von uns beschützen zu lassen.«
Ich nickte und schaute wieder zum Himmel hinauf, wo immer noch viele Supernovae strahlten. »Und wann soll ich mit dieser Reise beginnen?«
»Jetzt«, sagte Hickory. »Oder zu einem anderen Zeitpunkt, der jedoch möglichst nah in der Zukunft liegen sollte.«
Dazu sagte ich nichts. Ich blickte in den Himmel, dann schloss ich die Augen und betete zum allerersten Mal. Ich betete für die Besatzungen der Schiffe am Himmel. Ich betete für die Kolonisten auf der Oberfläche dieses Planeten. Ich betete für John und Jane. Für Gretchen und ihren Vater. Für Magdy und Enzo und ihre Familien. Für Hickory und Dickory. Ich betete für General Gau. Ich betete für jeden.
Ich betete.
»Zoë«, sagte Hickory.
Ich öffnete die Augen.
»Danke für die Einladung«, sagte ich. »Zu meinem Bedauern muss ich sie ablehnen.«
Hickory schwieg.
»Danke, Hickory«, sagte ich. »Ich danke dem Volk der Obin für diese Einladung. Aber ich kann nicht gehen, weil ich hierher gehöre.«
Dritter Teil
20
»Gib es zu«, hörte ich Enzo über meinen PDA. »Du hast es vergessen.«
»Habe ich nicht«, sagte ich und hoffte, dass in meiner Stimme genau das richtige Maß an Entrüstung mitschwang, das ihm verriet, dass ich es nicht vergessen hatte, obwohl ich es doch vergessen hatte.
»Dein entrüsteter Tonfall ist nicht echt«, sagte Enzo.
»Mist«, sagte ich. »Du hast mich durchschaut.«
»Ich habe dich von Anfang an durchschaut«, sagte Enzo. »Seit dem Tag, als wir uns kennengelernt haben.«
»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.«
»Aber egal - damit lösen wir jedenfalls nicht unser jetziges Problem«, sagte Enzo. »In wenigen Augenblicken wollen wir mit dem Abendessen beginnen. Du solltest jetzt hier sein und dich nicht in Schuldgefühlen wälzen.«
Das war der Unterschied zwischen Enzo und mir damals und heute. Es hatte eine Zeit
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