Zwischen den Sternen
sagte ich. Doch niemand schien mich gehört zu haben. Aber vielleicht war es auch besser so.
Ich verabschiedete mich von Gretchen und machte mich mit Hickory und Dickory auf den Weg zu unserem Haus. An den unmöglichsten Stellen stieß ich auf Glasscherben, und schließlich fand ich Babar zusammengekauert in der Duschkabine. Es gelang mir, ihn herauszulocken und mit einer herzlichen Umarmung zu begrüßen. Mit zunehmender Intensität leckte er mir das Gesicht ab. Nachdem ich ihn etwas beruhigt hatte, wollte ich meinen PDA holen, um Vater oder Mutter anzurufen. Doch dann fiel mir wieder ein, dass ich ihn bei Gretchen liegen gelassen hatte. Ich sagte Hickory und Dickory, dass sie bei Babar bleiben sollten - er brauchte ihre Gesellschaft im Moment dringender als ich - und lief zu Gretchen hinüber. Als ich mich ihrem Haus näherte, flog die Vordertür auf, und Gretchen kam herausgestürmt. Im nächsten Moment sah sie mich und lief auf mich zu, ihren PDA in der einen und meinen in der anderen Hand.
»Zoë …« Nach diesem Wort spannten sich ihre Gesichtszüge an, und es kam nicht mehr, was sie hatte sagen wollen.
»O nein!«, rief ich. »Gretchen! Was ist los? Was ist mit deinem Vater? Geht es deinem Vater gut?«
Gretchen schüttelte den Kopf und blickte mich wieder an. »Es hat nichts mit meinem Vater zu tun. Ihm geht es gut. Zoë, Magdy hat mich gerade angerufen. Er sagt, dass etwas eingeschlagen ist. Auf Enzos Farm. Er sagt, das Haus steht noch, aber im Hof liegt etwas Großes. Er glaubt, dass es ein Trümmerstück einer Rakete ist. Er sagt, er hätte versucht, Enzo anzurufen, aber er ist nicht zu erreichen. Auf der Farm ist niemand zu erreichen. Er sagt, sie hätten sich vor kurzem einen Schutzbunker gebaut, ein Stück vom Haus entfernt. Im Hof, Zoë. Magdy sagt, dass er immer wieder anruft und niemand rangeht. Auch ich habe versucht, Enzo zu erreichen. Aber er geht nicht ran, Zoë. Ich kriege überhaupt keine Verbindung. Ich habe es immer wieder versucht. O Gott, Zoë! O Gott!«
Enzo Paulo Gugino wurde auf Zhong Guo als erstes Kind von Bruno und Natalie Gugino geboren. Bruno und Natalie hatten sich seit frühester Jugend gekannt, und jeder, der die beiden erlebt hatte, wusste, dass die beiden von ihrer ersten Begegnung an jeden Moment ihres künftigen Lebens miteinander verbringen würden. Bruno und Natalie hatten dieser Ansicht nie widersprochen. Überhaupt neigten die beiden nicht zu Widerspruch und Streit und schon gar nicht untereinander. Sie heirateten recht jung, selbst für die tiefreligiöse Kultur von Zhong Guo, in der die Menschen häufig jung heirateten. Doch niemand konnte sich vorstellen, dass die beiden nicht zusammenbleiben würden, so dass ihre Eltern ohne Bedenken
ihre Einwilligung gaben. Dann wurden Bruno und Natalie miteinander vermählt, und niemand konnte sich erinnern, dass sich in ihrer Heimatstadt Pomona Falls schon einmal mehr Gäste zu einer Hochzeitsfeier eingefunden hatten. Fast auf den Tag genau neun Monate später kam Enzo zur Welt.
Enzo war seit dem Tag seiner Geburt ein süßer Junge, immer fröhlich und nur selten quengelig, obwohl er (wie häufig ausgeführt wurde, was ihm in späteren Jahren extrem peinlich war) die ausgeprägte Neigung besaß, sich seiner Windeln zu entledigen und ihren Inhalt an die nächste Wand zu schmieren. Das wurde eines Tages in einer Bank zu einem ernsthaften Problem. Zum Glück lernte er bald, aufs Töpfchen zu gehen.
Enzo lernte seinen besten Freund Magdy Metwalli in der Grundschule kennen. Am ersten Schultag hatte ein älterer Mitschüler Enzo geärgert und ihn zu Boden geschubst. Magdy, den Enzo noch nie zuvor gesehen hatte, warf sich auf den älteren Mitschüler und prügelte auf dessen Gesicht ein. Magdy, der damals noch recht klein für sein Alter war, richtete keinen bleibenden Schaden an, sondern sorgte lediglich dafür, dass sich besagter Mitschüler vor Angst in die Hose machte (buchstäblich). Es war Enzo, der Magdy schließlich von ihrem gemeinsamen Gegner wegzerrte und ihn beruhigen konnte, bevor sie alle zusammen ins Büro des Schuldirektors und anschließend nach Hause geschickt wurden.
Enzo zeigte schon in jungen Jahren ein Talent für den Umgang mit Worten und schrieb seine erste Kurzgeschichte mit sieben. Sie trug den Titel »Die Horrorsocke, die schrecklich stank und ganz Pomona Falls vernichtete nur nicht das Haus meiner Familie«. Darin ging es um eine Riesensocke,
die durch ihren eigenen entsetzlichen Gestank mutiert war
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