Zwischen den Sternen
unsere Nachbarn und unsere Freunde. Es gefällt mir, hier als Constable zu arbeiten. Es ist genau das richtige Leben für mich.« Sie reichte mir den Schmortopf, den sie gerade abgespült hatte. »Bevor wir hierherkamen, hatte ich mein gesamtes Leben in der Spezialeinheit verbracht. In Raumschiffen. Dies ist die erste Welt, auf der ich gelebt habe. Das ist mir sehr wichtig.«
»Dann ist es doch gar keine Frage«, sagte ich. »Wenn du nicht gehen willst, sollten wir eben nicht gehen.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht gehen will«, erklärte Jane. »Ich meinte nur, dass ich hier ein Leben habe. Das ist nicht das Gleiche. Es gibt gute Gründe, es zu tun. Und die Entscheidung liegt nicht bei mir allein.«
Ich trocknete den Schmortopf ab und stellte ihn weg. »Was möchte Vater?«, fragte ich.
»Das hat er mir noch nicht gesagt.«
»Du weißt genau, was das bedeutet«, sagte ich. »Vater neigt nicht zur Zurückhaltung, wenn es um etwas geht, das er nicht tun will. Wenn er gründlich darüber nachdenkt, will er es wahrscheinlich doch tun.«
»Ich weiß«, sagte Mutter. Jetzt spülte sie das Besteck ab. »Er überlegt noch, wie er mir sagen soll, was er tun will. Es könnte ihm helfen, wenn er vorher wüsste, was wir wollen.«
»Gut«, sagte ich.
»Deshalb habe ich dich gefragt, wie es dir hier gefällt«, fing Jane noch einmal an.
Ich dachte darüber nach, während ich die Anrichte trocken wischte. »Mir gefällt es hier«, sagte ich schließlich. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich hier den Rest meines Lebens verbringen möchte.«
»Warum nicht?«
»Hier gibt es nicht allzu viel, nicht wahr?« Ich deutete in die allgemeine Richtung, in der Neu-Goa lag. »Die Auswahlmöglichkeiten sind begrenzt. Ich könnte Farmer werden oder Farmer oder Ladenbesitzer oder Farmer. Vielleicht kriege ich auch einen Posten in der Verwaltung wie du und Vater.«
»Wenn wir zu dieser neuen Kolonie gehen, werden deine Möglichkeiten im Großen und Ganzen genauso aussehen. Das Leben der ersten Kolonistenwelle ist nicht gerade romantisch, Zoë. Es geht nur ums Überleben und die Vorbereitung auf die zweite Kolonistenwelle. Das heißt, es werden Farmer und Arbeitskräfte gebraucht. Abgesehen von ein paar Spezialistenjobs, die längst vergeben sind, besteht kaum Bedarf an anderen Berufsbildern.«
»Ja, aber wenigstens wäre es mal etwas Neues«, sagte ich. »Dort würden wir eine ganz neue Welt aufbauen. Hier halten
wir nur eine alte in Betrieb. Sei ehrlich, Mutter. Hier ist es doch eher langweilig. Für dich ist es immer ein großer Tag, wenn sich zwei Leute prügeln. Und der Höhepunkt in Vaters Arbeitstag besteht darin, einen Streit um eine Ziege zu schlichten.«
»Es gibt Schlimmeres«, sagte Jane.
»Ich erwarte ja gar nicht, dass ein Krieg ausbricht.« Auch das war eigentlich scherzhaft gemeint.
Und wieder bekam ich einen Dämpfer. »Für ganz neue Kolonialwelten ist die Gefahr eines Angriffs am größten«, sagte Mutter, »weil sie eine sehr kleine Bevölkerung haben und am wenigsten von der Kolonialen Verteidigungsarmee geschützt werden. Das solltest du genauso wie jeder andere wissen.«
Ich blinzelte überrascht. Natürlich wusste ich das genauso wie jeder andere. Als ich noch sehr jung war - bevor Jane und John mich adoptierten -, wurde der Planet, auf dem ich lebte (beziehungsweise über dem ich lebte, da ich mich an Bord einer Raumstation befand), angegriffen. Omagh. Jane sprach fast nie darüber, weil sie wusste, was es bei mir auslöste. »Glaubst du, dass so etwas mit dieser neuen Kolonie passieren könnte?«, fragte ich.
Jane schien zu spüren, was in meinem Kopf los war. »Nein, das nicht«, sagte sie. »Es ist eine ungewöhnliche Kolonie. In gewisser Weise sogar eine Testkolonie. Sie wird unter großem politischem Erfolgsdruck stehen. Das bedeutet, dass sie viel besser als andere Welten verteidigt wird. Ich glaube, wir wären besser geschützt als die meisten neuen Kolonien.«
»Gut zu wissen«, sagte ich.
»Aber es könnte trotzdem zu einem Angriff kommen«,
räumte Jane ein. »John und ich haben gemeinsam auf Coral gekämpft. Das war einer der ersten Planeten, die von Menschen besiedelt wurden, und trotzdem wurde er angegriffen. Für keine Kolonie gibt es absolute Sicherheit. Außerdem könnten noch ganz andere Gefahren drohen. Eine Kolonie kann durch einheimische Viren oder Raubtiere ausgelöscht werden. Ungünstige Wetterverhältnisse können die Ernte vernichten. Die Kolonisten könnten auf
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