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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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anfühlte? Ja. Ob ich mich in meiner Privatsphäre verletzt fühlte? Manchmal, aber meistens nicht. Außer ich fing an, darüber nachzudenken und machte mir zum Beispiel klar, dass sämtliche Angehörigen einer außerirdischen Spezies meine Pubertät durch die Augen von Hickory und Dickory mitverfolgt hatten. Es war schon etwas ganz Besonderes, wenn eine Milliarde Zwitter Zeugen meiner ersten Regelblutung wurden. Ich glaube, es war für sie alle das erste Mal.
    »Ihn haben wir nicht aufgezeichnet«, sagte Hickory.
    »Gut«, sagte ich.
    »Aber ich zeichne jetzt auf«, setzte Hickory hinzu.
    »Oh. Aber ich weiß nicht, ob das in Ordnung ist«, sagte ich und zeigte in Richtung meiner Eltern. »Ich möchte nicht, dass sie in Schwierigkeiten kommen.«
    »Nach den Waffenstillstandsvereinbarungen mit der Menschenregierung ist es uns erlaubt«, sagte Hickory. »Es ist uns gestattet, alles aufzuzeichnen, womit du einverstanden bist, und alles weiterzuleiten, was wir erleben. In dem Augenblick, als Dickory und ich die Datenbank abfragten, wusste meine Regierung, dass General Rybicki hier ist. Wenn er seinen Besuch geheim halten wollte, hätte er sich anderswo mit deinen Eltern treffen sollen.«
    Ich beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken, dass erhebliche Anteile meines Privatlebens Thema eines Waffenstillstandsabkommens waren. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er wusste, dass ihr hier seid«, sagte ich. »Er wirkte überrascht, als ich euch auf ihn gehetzt habe.«

    »Wenn er nichts von uns oder den Vereinbarungen zwischen den Obin und der Kolonialen Union weiß, ist das nicht unser Problem«, sagte Hickory.
    »Wahrscheinlich«, sagte ich leicht verstimmt.
    »Möchtest du, dass ich nicht weiter aufzeichne?«, fragte Hickory. Ich bemerkte das leichte Zittern seiner Stimme. Wenn ich nicht aufpasste, wie ich meine Verärgerung zum Ausdruck brachte, konnte ich Hickory in eine schwere emotionale Krise stürzen. Das hätte so etwas wie einen Nervenzusammenbruch hier auf dem Dach zur Folge. Und das wäre nicht gut. Er konnte abstürzen und sich den Schlangenhals brechen.
    »Schon gut«, sagte ich und bemühte mich, versöhnlicher zu klingen, als ich mich fühlte. »Jetzt ist es sowieso zu spät.« Hickory entspannte sich sichtlich. Ich unterdrückte einen Seufzer und blickte auf meine Schuhe.
    »Sie kehren zum Haus zurück«, sagte Hickory und zeigte zu meinen Eltern. Ich schaute auf und sah, dass meine Eltern und General Rybicki tatsächlich zurückkamen. Ich überlegte, dass ich vielleicht wieder ins Haus gehen sollte, doch dann erkannte ich, wie meine Mutter wieder genau in meine Richtung blickte. Ja, sie hatte mich auch schon vorher bemerkt. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie wusste, dass ich die ganze Zeit hier oben gewesen war.
    Vater blickte kein einziges Mal auf, während er zurücklief. Er war völlig in Gedanken versunken. Wenn so etwas geschah, war es, als würde die Welt um ihn herum zusammenbrechen. Er nahm nichts anderes mehr wahr, bis er zu Ende gedacht hatte, worüber er gerade nachdachte. Ich konnte davon ausgehen, dass ich an diesem Abend nicht viel von ihm sehen würde.

    Als sie das Sorghumfeld verließen, blieb General Rybicki stehen und schüttelte meinem Vater die Hand. Mutter hielt genügend Abstand, um einer körperlichen Berührung aus dem Weg zu gehen. Dann kehrte der Grüne zu seinem Schweber zurück. Babar, der den dreien aufs Feld gefolgt war, rannte dem General hinterher, um sich eine letzte Runde Streicheleinheiten zu holen. Er bekam sie, kurz bevor der General in sein Fluggefährt stieg, dann trottete er zum Haus zurück.
    In der Tür des Schwebers hielt der General inne, blickte zu mir und winkte. Bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich tat, winkte ich zurück.
    »Wie nett von ihm«, sagte ich zu mir selbst. Der Schweber mit General Rybicki an Bord hob ab und brachte ihn dorthin zurück, von wo er gekommen war.
    Was wollen Sie von uns, General? , dachte ich und wunderte mich, dass ich »uns« gedacht hatte. Aber es klang völlig einleuchtend. Was auch immer er von meinen Eltern wollte, es hatte in jedem Fall etwas mit mir zu tun.

3
    »Wie gefällt es dir hier?«, fragte mich Jane beim Abwasch nach dem Abendessen. »Auf Huckleberry, meine ich.«
    »Es ist heute nicht das erste Mal, dass man mir diese Frage stellt«, erwiderte ich und nahm ihr einen Teller ab, um ihn abzutrocknen.
    Das veranlasste meine Mutter zu einem leichten Stirnrunzeln. »General Rybicki hat dir die

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