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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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gleiche Frage gestellt«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    »Dass es mir ganz gut gefällt.« Ich stellte den abgetrockneten Teller in den Schrank und wartete auf den nächsten.
    Jane hielt mit dem Abwaschen inne. »Und wie gefällt es dir wirklich?«
    Ich seufzte, aber nur mit leichter dramatischer Übertreibung. »Okay, ich gebe auf. Was ist los? Ihr beide wart heute beim Abendessen wie Zombies. Ich weiß, dass ihr nichts davon gemerkt habt, weil ihr voll und ganz mit euren eigenen Gedanken beschäftigt wart, aber ich habe während des Essens immer wieder versucht, ein Gespräch in Gang zu bringen, und konnte euch kaum mehr als ein Brummen entlocken. Babar war ein aufmerksamerer Gesprächspartner als ihr beide.«
    »Entschuldige bitte, Zoë«, sagte Jane.
    »Ich habe es euch längst verziehen«, sagte ich. »Aber trotzdem würde ich gerne wissen, was los ist!« Ich deutete auf Janes
Hand, um sie daran zu erinnern, dass ich immer noch auf den Teller wartete.
    Sie reichte ihn mir. »General Rybicki hat deinen Vater und mich gebeten, die Leitung einer neuen Kolonie zu übernehmen.«
    Jetzt war ich es, die den Teller reglos in der Hand hielt. »Eine neue Kolonie.«
    »Ja«, sagte Jane.
    »Ich vermute, es handelt sich um eine neue Kolonie auf einem anderen Planeten.«
    »Ja.«
    »Toll«, sagte ich.
    »Ja«, sagte Jane. Es war erstaunlich, wie viel sie aus nur einem einzigen Wort herausholen konnte.
    »Warum hat er ausgerechnet euch gefragt?« Ich machte mit dem Abtrocknen weiter. »Nichts für ungut, Mutter, aber du bist Wachtmeisterin in einem winzig kleinen Dorf, und Vater ist Ombudsmann. Das wäre ein ziemlicher Sprung auf der Karriereleiter.«
    »Wir haben uns die gleiche Frage gestellt«, sagte Jane. »General Rybicki meinte, dass wir unsere militärische Erfahrung einbringen könnten. John war Major und ich Lieutenant. Und alles andere, was wir für diesen Job brauchen, können wir uns sehr schnell aneignen, bevor wir erstmals den Fuß auf den neuen Planeten setzen. Und uns hat er ausgesucht, weil es sich um keine gewöhnliche Kolonie handelt. Die Siedler stammen nicht von der Erde, sondern von den zehn ältesten Kolonialwelten der Kolonialen Union. Eine Kolonie der Kolonien. Die erste ihrer Art.«
    »Und keiner der Planeten, die ihre Kolonisten beisteuern,
will, dass ein anderer Planet die Führungsrolle übernimmt«, riet ich.
    Jane lächelte. »Völlig richtig. Wir sind die Kompromisskandidaten. Die Lösung, gegen die die wenigsten Einwände kommen werden.«
    »Kapiert«, sagte ich. »Es ist doch nett, wenn man irgendwie gebraucht wird.«
    Dann beschäftigten wir uns ein paar Minuten lang schweigend mit dem Abwasch.
    »Du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet«, sagte Jane schließlich. »Gefällt es dir hier? Möchtest du auf Huckleberry bleiben?«
    »Bin ich etwa stimmberechtigt?«
    »Natürlich«, sagte Jane. »Wenn wir diese neue Aufgabe annehmen, würde es bedeuten, dass wir Huckleberry mindestens für ein paar Standardjahre verlassen, bis wir die neue Kolonie zum Laufen gebracht haben. Aber realistisch betrachtet würde es wohl bedeuten, dass wir für immer gehen. Es würde bedeuten, dass wir alle uns für immer von Huckleberry verabschieden müssten.«
    »Wenn«, gab ich zu bedenken. »Ihr habt noch nicht zugesagt.«
    »Eine solche Entscheidung fällt man nicht, während man auf einem Sorghumfeld herumsteht«, sagte Jane und sah mir in die Augen. »Und wir können nicht einfach so einwilligen. Es ist eine komplizierte Entscheidung. Wir sind den ganzen Nachmittag lang alle Informationen durchgegangen, um zu sehen, welche Pläne die Koloniale Union mit dieser Kolonie verfolgt. Und dann müssen wir an unser Leben hier denken. Meins, Johns und deins.«

    Ich grinste. »Ich habe hier ein Leben?« Das war eigentlich als Witz gedacht.
    Jane fegte ihn vom Tisch. »Das ist eine ernste Sache, Zoë«, sagte sie, und das Grinsen verschwand von meinem Gesicht. »Wir haben jetzt die Hälfte deines Lebens hier verbracht. Du hast Freunde. Du kennst dich hier aus. Du hast hier eine Zukunft, wenn du willst. Du könntest hier dein Leben führen. So etwas sollte man nicht leichtfertig aufgeben.« Sie tauchte die Hände in die Spüle und fischte in der Seifenbrühe nach weiterem Geschirr.
    Ich sah Jane an, weil ich noch etwas anderes hinter ihren Worten gehört hatte. Hier ging es nicht nur um mich. »Auch du hast hier ein Leben.«
    »Das stimmt«, sagte Jane. »Ich bin gerne hier. Ich mag

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