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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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mehr gesehen - seit wir über die geplante Rundreise zu den Obin-Welten gesprochen hatten.
Ich fragte mich bereits, ob ich ihre Gefühle verletzt haben könnte. Demnächst wollte ich mich bei ihnen melden, um mich zu erkundigen, wie es ihnen ging.
    »Sieh mal, dein Lover hat gerade einen der Leopards abgeschossen.« Gretchen zeigte auf Enzo, der an diesem Spiel teilnahm.
    »Er ist nicht mein Lover, genauso wenig wie Magdy deiner ist«, sagte ich.
    »Ist er genauso grabschig wie Magdy?«
    »Was für eine Frage! Wie kannst du es wagen, sie überhaupt zu stellen! Ich fühle mich zutiefst beleidigt!«
    »Das wäre also ein Ja«, sagte Gretchen.
    »Nein! Er ist ein richtig netter Junge. Er hat mir sogar ein Gedicht geschickt.«
    »Unmöglich«, sagte Gretchen, worauf ich es ihr auf meinem PDA zeigte. »Du hast den Dichter bekommen und ich den Grabscher«, sagte sie, als sie mir den PDA zurückgab. »Das ist nicht fair. Wollen wir tauschen?«
    »Auf keinen Fall«, sagte ich. »Aber er ist nicht mein Lover.«
    Gretchen deutete mit einem Nicken zu Enzo. »Hast du ihn deswegen schon gefragt?«
    Ich blickte zu Enzo hinüber, der offensichtlich immer wieder verstohlen in meine Richtung sah, während er auf dem Spielfeld unterwegs war. Er bemerkte, dass ich ihn beobachtete, lächelte mir zu und nickte. Genau in diesem Moment traf ihn der Völkerball hart und gerecht am Kopf, und er stürzte mit einem lauten Rumms zu Boden.
    Ich brach in schallendes Gelächter aus.
    »Oh, wie nett !«, sagte Gretchen. »Dass du über den Schmerz deines Freundes lachst!«

    »Ich weiß. Ich bin so furchtbar schlecht !« Dann wäre ich vor Lachen fast vom Sitz gekippt.
    »Du hast ihn nicht verdient! Du hast sein Gedicht nicht verdient. Gib mir beides.«
    »Keine Chance«, sagte ich. Dann blickte ich auf und sah, dass Enzo genau vor mir stand. In einer Reflexbewegung schlug ich mir die Hand vor den Mund.
    »Zu spät«, sagte er. Worüber ich natürlich noch mehr lachen musste.
    »Sie macht sich über deine Schmerzen lustig«, sagte Gretchen zu Enzo. »Hast du gehört? Sie verspottet dich!«
    »Oh, das tut mir so leid«, sagte ich zwischen zwei Lachern, und bevor ich darüber nachdenken konnte, was ich tat, hatte ich Enzo umarmt.
    »Sie versucht nur, dich von ihrem bösartigen Charakter abzulenken«, warnte Gretchen ihn.
    »Es funktioniert«, sagte Enzo.
    »Toll«, sagte Gretchen. »Dann mach dich darauf gefasst, dass ich dich nie wieder vor ihren bösartigen Seiten warnen werde.« Mit theatralischer Kopfdrehung wandte sie sich wieder dem Spiel zu und grinste nur gelegentlich zu mir herüber.
    Ich löste mich von Enzo. »In Wirklichkeit bin ich gar nicht bösartig.«
    »Stimmt. Nur schadenfroh, wenn andere Leute Schmerzen erleiden«, sagte Enzo.
    »Du hast aus eigener Kraft das Spielfeld verlassen. So sehr kann es also gar nicht wehgetan haben.«
    »Es gibt auch Schmerzen, die man von außen nicht sieht«, erwiderte Enzo. »Existenzielle Schmerzen.«

    »Du meine Güte!«, rief ich. »Wenn Völkerball dir existenzielle Schmerzen bereitet, machst du irgendwas falsch.«
    »Ich glaube, du hast die philosophischen Untertöne dieses Spiels nicht verstanden«, sagte Enzo, worauf ich wieder zu kichern anfing. »Hör auf damit«, ermahnte er mich sanft. »Ich meine es ernst.«
    »Das will ich nicht hoffen.« Schon wieder musste ich kichern. »Wollen wir zusammen zu Mittag essen?«
    »Gerne«, sagte Enzo. »Gib mir nur noch eine Minute, damit ich den Völkerball aus meiner Eustachischen Röhre ziehen kann.«
    Es war das erste Mal, dass ich hörte, wie jemand in einem alltäglichen Gespräch den Begriff »Eustachische Röhre« verwendete. Ich glaube, in diesem Moment hatte ich mich ein klein bisschen in ihn verliebt.

    »Euch beide habe ich heute kaum gesehen«, sagte ich zu Hickory und Dickory.
    »Uns ist bewusst, dass sich die menschlichen Kolonisten in unserer Nähe unwohl fühlen«, sagte Hickory. Er und Dickory saßen in ihrem Quartier auf Stühlen, die an ihre Körperform angepasst waren. Es waren die einzigen Einrichtungsgegenstände im Raum. Auch nachdem die Obin Bewusstsein und seit kurzem sogar die Fähigkeit des Geschichtenerzählens erlangt hatten, blieb ihnen die Kunst der Innendekoration weiterhin ein großes Mysterium. »Es wurde entschieden, dass es das Beste wäre, wenn wir ihnen aus dem Weg gehen.«
    »Von wem entschieden?«, fragte ich.
    »Von Major Perry«, sagte Hickory, und bevor ich den Mund
öffnen konnte, fügte er hinzu: »Und wir

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